Chronotyp und Schlafstörungen: Erfolgsfaktoren für die Unfallprävention - Machbarkeitsstudie

Projekt-Nr. IFA 1130

Status:

abgeschlossen 04/2023

Zielsetzung:

Zu wenig und gestörter Schlaf beeinträchtigt die Sicherheit und Gesundheit. Aktuellen Schätzungen zufolge werden 13 % aller Arbeitsunfälle durch Müdigkeit verursacht. Etwa 30 % aller Erwerbstätigen geben an, unter Schlafstörungen zu leiden. Bei Schichtarbeit verdoppelt sich der Anteil durch wechselnde, sehr frühe und nächtliche Arbeitszeiten. Hinzu kommen zu kurze Schlafzeiten. Ein Viertel der Erwerbstätigen in Deutschland schläft weniger als fünf Stunden pro Tag während einer Arbeitswoche, ein weiteres Viertel kommt auf höchstens sechs Stunden.

Ziel der Machbarkeitsstudie war die Akzeptanz von Präventionsmaßnahmen zur Reduzierung arbeitszeitbedingter Unfallrisiken und Gesundheitsgefahren aufgrund von Schlafmangel und Schlafstörungen insbesondere bei Schichtarbeitenden.

Aktivitäten/Methoden:

In einem interdisziplinären Team bestehend aus Personen der Glas-Keramik-Branche, der Betriebsmedizin, der Sozialpartner und der Wissenschaft wurden Ansätze zur Prävention von Schlafstörungen und Schlafmangel entwickelt. Die Präventionsmaßnahme sollte niederschwellig, frei zugänglich und auf verschiedenen Medien nutzerfreundlich bedienbar sein. Im Fokus standen die besonderen tages- und arbeitszeitabhängigen Belange von Beschäftigten in (Wechsel)Schichtarbeit bezüglich Schlaf, Ernährung, Bewegung und Lichtexposition.

Ergebnisse:

Als Präventionsmaßnahme wurde eine Webanwendung mit der Bezeichnung "Schlafometer" programmiert. Die Webanwendung enthält einen Selbstcheck für Schlaf und Tagesmüdigkeit unter Verwendung von validierten Fragebögen zum Chronotyp (Composite Scale of Morningness), zum Schlafverhalten (Regensburger Insomnie-Skala) und zur individuellen Tagesmüdigkeit (Epworth Sleepiness Scale). Basierend auf dem Chronotyp liefert die Webseite Empfehlungen für den Tagesablauf passend zur Schichtarbeitszeit. Die Websitenutzer und -nutzerinnen werden dabei unterstützt, ihr Schlafzeitfenster unter Berücksichtigung der Arbeitszeit an ihren Chronotyp anzupassen und ihre Schlafdauer zu verlängern. Beschäftigte mit auffälligen Werten für Tagesmüdigkeit oder Schlafqualität erhalten die Empfehlung zur individuellen ärztlichen (betriebsmedizinischen) Beratung. Ein Informationssystem aus neun thematisch geordneten Bausteinen sowie Hinweise auf ausgewählte Webseiten (auch in leichter Sprache) dienen der weiterführenden Information.

Die Angaben aus den Fragebögen können anonym und auf freiwilliger Basis zur Auswertung an das IFA versandt werden.

In einem Anschlussprojekt soll über einen Zeitraum von fünf Jahren die Auswertung der Fragebogendaten erfolgen. Hinweise auf einen Zusammenhang von Tagesschläfrigkeit, Schlafqualität, Chronotyp und Arbeitszeit sollen in die Entwicklung spezifischer Präventionsmaßnahmen gegen Tagesmüdigkeit einfließen.

Die Webanwendung ist frei zugänglich unter https://vbg-schlafometer.de.

Stand:

30.09.2023

Projekt

Gefördert durch:
  • VBG (Verwaltungs-Berufsgenossenschaft)
Projektdurchführung:
  • Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)
  • VBG (Verwaltungs-Berufsgenossenschaft)
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Arbeitsorganisation/-schutzmanagement, Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren

Schlagworte:

Unfall, Epidemiologie, Arbeitszeit

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Schichtarbeit, Chronotyp, Schlaf, Epworth Sleepiness Scale, Composite Scale of Morningness

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