Validierung von Repositionskriterien der operativen Versorgung von akuten Syndesmosenverletzungen mittels instrumenteller 3D-Bewegungsanalyse

Projekt-Nr. FF-FR 0300

Status:

abgeschlossen 03/2023

Zielsetzung:

Eine nicht-anatomische Reposition nach Syndesmosenruptur kann zu posttraumatischen Veränderungen und einer Arthrose oder funktionellen Einschränkungen sowie Schmerzen führen. Um die Versorgung des Gelenks zu objektivieren, wurden diverse Kriterien für eine operative Sprunggelenksversorgung aufgestellt, bei denen postuliert wird, dass bei deren Erfüllung ein mittel- und langfristig besseres klinisches Outcome der betroffenen Personen erreicht werden kann. Diese Repositionskriterien wurden in einer ersten Studie quantitativ durch Fragebögen untersucht, wobei gezeigt werden konnte, dass diese brauchbar sind, um das klinische Ergebnis zu verbessern. Eine Validierung durch quantitative Messungen wurde jedoch noch nicht durchgeführt.

Ziel dieser Studie war es somit, die Untersuchungsergebnisse der vorausgegangenen Forschungsarbeiten bezüglich akuter Syndesmosenverletzungen zu erweitern und durch quantitative Messungen zu bestätigen. Dabei wurde angenommen, dass die Patientengruppe I, deren Syndesmose im intraoperativen 3D-Scan eine laut aufgestellten Kriterien anatomisch-korrekte Reposition darstellt, ein mittel- und langfristig klinisch besseres Outcome zeigt als die Patientengruppe II mit nicht-anatomischer Reposition. Ein optimales Ergebnis würde Beschwerde- bzw. Schmerzfreiheit, keine Einschränkung im aktiven und passiven Bewegungsausmaß bei einfachen und komplexen Bewegungsabläufen im Vergleich zur Gegenseite und außerdem keine Krafteinbuße der beteiligten Muskelgruppen implizieren.

Aktivitäten/Methoden:

Es handelte sich bei der hier vorliegenden Studie um eine retrospektive Fall-Kontroll-Studie. Die Daten der intraoperativen 3D-Bildgebung von Knöchelfrakturen, die mit begleitender syndesmotischer Verletzung operiert wurden, wurden überprüft. Teilnehmende Personen der Vorgängerstudie wurden zu einer erneuten postoperativen Nachuntersuchung in das Motoriklabor eingeladen. Zusätzlich wurden weitere Personen, die zwischen 2011 und 2019 an der Berufsgenossenschaftlichen Klinik behandelt wurden, kontaktiert, um eine größere Fallzahl zu erreichen. Von 804 möglichen Personen wurden schlussendlich 58 Personen eingeschlossen und in zwei Gruppen eingeteilt, je nachdem, ob die Kriterien für eine radiologisch optimale Reposition erfüllt waren (n = 39) oder nicht (n = 19). Die Kriterien für eine optimale Reposition setzten sich aus objektiv gemessenen und subjektiv bewerteten Daten zusammen. Nach Durchführung des Olerud/Molander-Scores für das Sprunggelenk wurden eine Ganganalyse und mehrere aktive Funktionstests mit 3D-Bewegungserfassung (Infrarotkameras, Kraftmessplatten) durchgeführt, um die kinematischen (z. B. 3D -elenkwinkel) und kinetischen (z. B. Gelenkmomente) Unterschiede zwischen den beiden Gruppen zu bewerten.

Ergebnisse:

Auch wenn in der vorliegenden Arbeit keine signifikanten Unterschiede beobachtet werden konnten, zeigten sich jedoch deutliche klinisch relevante Tendenzen für ein besseres funktionelles Outcome nach kriteriengerechter Operation, allen voran in Bezug auf die maximal erreichte Dorsalextension in den Funktionstests und die Time-to-Stabilisation. Zusammen mit dem deutlich größeren Anteil an kriteriengerecht reponierten Personen, der die Balanceübungen überhaupt ausführen konnte, zeichnet sich somit ein tendenziell mit der Repositionsgenauigkeit korrelierendes funktionelles Outcome ab. Ein Nebenbefund der Studie war der in beiden Gruppen immer noch bestehende Seitenunterschied, insbesondere während der komplexeren funktionellen Tests. Dies verdeutlicht die Bedeutung der instrumentellen Bewegungsanalyse für die klinische Diagnostik und Therapie, um objektiv feststellen zu können, ob die Testpersonen auch nach längerer Zeit von der Verletzung alltagsrelevante funktionelle Defizite davon tragen.

Eine Limitation der Studie ist die unterschiedliche Verteilung der Gruppen, welche unter anderem geschuldet der strengen Ein- und Ausschlusskriterien und der Corona-Pandemie war. Für die Zukunft empfiehlt sich aufgrund dieser Ergebnisse nach Möglichkeit eine prospektive multizentrische randomisierte kontrollierte Studie mit Subgruppenanalyse, um bei größerer Fallzahl auch eine Evaluation der einzelnen Repositionskriterien zu ermöglichen.

Stand:

18.08.2023

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • BG-Klinik Ludwigshafen
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren, -Verschiedenes-

Schlagworte:

Rehabilitation, Unfall

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Syndesmosenverletzung, 3D-Bewegungsanalyse