Synkanzerogene Wirkung von UV-Strahlung und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen bei der Entstehung von Plattenepithelkarzinomen - Systematisches Review

Projekt-Nr. FF-FB 0275A

Status:

abgeschlossen 01/2020

Zielsetzung:

Nichtmelanozytärer Hautkrebs (non melanoma skin cancer, NMSC) kann durch berufliche Expositionen sowohl gegenüber UV-Strahlung als auch gegenüber polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) induziert werden und nach Nr. 5103 (Plattenepithelkarzinome oder multiple aktinische Keratosen der Haut durch natürliche UV-Strahlung) oder Nr. 5102 (Hautkrebs oder zur Krebsbildung neigende Hautveränderungen durch Ruß, Rohparaffin, Teer, Anthrazen, Pech oder ähnliche Stoffe) der Anlage zur Berufskrankheiten-Verordnung (BKV) als Berufskrankheit anerkannt und entschädigt werden.

Ziel des Forschungsvorhabens war die Prüfung, ob wissenschaftliche Belege für oder gegen eine synkanzerogene Wirkung von UV-Strahlung und PAK bei der Entstehung von Plattenepithelkarzinomen vorliegen, um Expositionsverhältnisse für bestimmte Personengruppen definieren zulassen. Eine mögliche synkanzerogene Wirkung würde einen Großteil der sogenannten Outdoorworker (Maurer, Tiefbau, Landwirte), die nicht nur gegenüber UV-Strahlung, sondern auch gegenüber Stoffen der Berufskrankheit Nr. 5102 (Teer, Bitumen, Carbolineum u.v.a.) exponiert waren, betreffen.

Aktivitäten/Methoden:

In einer systematischen Übersichtsarbeit wurde geprüft, ob sich aus epidemiologischen Studien Belege für oder gegen eine synkanzerogene Wirkung von UV-Strahlung und PAK bei der Entstehung von Plattenepithelkarzinomen beim Menschen ableiten und evtl. Expositionsverhältnisse für bestimmte Personengruppen definieren lassen.

Die Datenbanken PubMed (Medline), Web of Science und Scopus wurden verwendet. Zusätzlich wurden auch Veröffentlichungen aus deutschsprachigen Zeitschriften, in denen häufig berufsdermatologische Studien publiziert werden, in die Evaluation eingeschlossen. Für die Auswertung wurden publizierte deutsch- und englischsprachige Originalarbeiten (peer-reviewed) ohne Einschränkung der Literaturauswahl und des Veröffentlichungszeitraums ausgewählt (Fallserien/Case Reports, Fall-Kontrollstudien, Registerstudien, Kohortenstudien, RCT). Metaanalysen und Reviews wurden für die Suche nach Querverweisen verwendet.

Studien mit Personen mit NMSC und ihren Vorstufen und (i) beruflicher Exposition zu UV-Licht und PAK, (ii) therapeutischer Exposition gegenüber UV-Licht und Teer oder (iii) außerberuflicher Exposition gegenüber UV-Licht und PAK ("Umwelteinflüsse") wurden ausgewählt. Zusätzlich wurden Tierstudien, in denen Expositionen gegenüber UV-Licht und PAK allein und zusammen untersucht wurden, ausgewertet.

Ergebnisse:

Nach einer systematischen Literaturrecherche wurden die Abstracts von 485 identifizierten Studien gesichtet und bewertet. Davon wurden 129 Studien in die Vorauswahl aufgenommen und im Volltext-Screening auf Eignung geprüft. In keiner der identifizierten und geprüften epidemiologischen und medizinischen Studien mit Expositionen gegenüber Teer (PAK) und UV-Bestrahlung lagen belastbare Hinweise für eine Synkanzerogenese von PAK und UV-Licht bei der Entstehung von Plattenepithelkarzinomen beim Menschen vor.

Aus den Tierstudien liegen Hinweise auf eine synkanzerogene Wirkung vor. Es konnten aber keine quantifizierbaren Risiken oder Dosis-Wirkungs-Beziehungen abgeleitet werden. Es ließen sich nur wenige für eine Diskussion bezüglich der Synkanzerogenese von PAK und UV-Licht zumindest teilweise geeignete epidemiologische Studien identifizieren. Aus Tierstudien und mechanistischen Untersuchungen liegen Hinweise auf eine additive Wirkung von UV-Strahlung und PAK-Exposition hinsichtlich kanzerogener Endpunkte vor, so dass eine Synkanzerogenese möglich erscheint. Hinsichtlich epidemiologischer Studien ist die Datenlage schlecht und es liegen keine belastbaren Hinweise auf eine Synkanzerogenese von PAK und UV-Licht bei der Entstehung von Plattenepithelkarzinomen beim Menschen vor, so dass sich auch keine Expositionsverhältnisse für bestimmte Personengruppen ableiten lassen. Zur Risikobewertung und Ableitung von Dosis-Wirkungs-Beziehungen sind daher mechanistische Studien notwendig, wobei bei den eingesetzten Konzentrationen von PAK und UV-Licht eine Vergleichbarkeit mit Bedingungen am Arbeitsplatz vorliegen und biologische Effekte mechanistisch erklärbar sein müssen.

Stand:

07.04.2022

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial-, und Umweltmedizin der Universität Erlangen-Nürnberg
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Mehrfachbelastungen

Schlagworte:

Berufskrankheit, Strahlung, Chemische Arbeitsstoffe

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Synkanzerogenese, UV-Strahlung, Kohlenwasserstoffe, Plattenepithelkarzinome

Weitere Informationen

Siehe auch Projekt FB-0275B

Masutin, V.; Kersch, C.; Schmitz-Spanke, S.: A systematic review: metabolomics-based identification of altered metabolites and pathways in the skin caused by internal and external factors. Exp Dermatol. 2022 Jan 14. doi: 10.1111/exd.14529. Epub ahead of print. PMID: 35030266.