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Mit einer Inzidenz von bis zu 100 % stellt das Krankheitsbild der "erworbenen Skelettmuskelschwäche bei kritisch Kranken" ("ICU-acquired weakness", ICUAW), auch bekannt als Critical-Illness-Polyneuromyopathie (CIPNM), während und nach intensivmedizinischer Therapie eine ernstzunehmende, kostenintensive und prognoserelevante Komplikation moderner Intensivmedizin dar. Im Rahmen eines großen Projektes "CRIT-PATH" sollen nun in unterschiedlichen Studienschritten verschiedene Aspekte der Früh- und Spätveränderungen bei Patienten und Patientinnen nach Intensivtherapie untersucht werden.
CRIT-PATH_1: Inzidenz, Symptomatik sowie Kurz- und Langzeitfolgen nach Intensivtherapie. Erhebung systematischer Daten mittels Telefoninterview zur Inzidenz sowie zur Erfassung von Kurz- und Langzeitfolgen (Häufigkeit, Schweregrad, Symptomatik, Einschränkung der Lebensqualität etc.) bis zehn Jahre nach intensivmedizinischer Therapie im BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum (2007 bis 2017). Retrospektive Erstellung von Risikoprofilen in Abhängigkeit von Alter, Geschlecht, Komorbidität und Grunderkrankung.
CRIT-PATH_2: Neurophysiologische Veränderungen bei Langzeitüberlebenden. Prospektive Erstellung neurophysiologischer, bildgebend morphologischer, histologischer, motorischer und sensorischer Profile von Patienten ein bis zehn Jahre nach Intensivtherapie im BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum. Unterteilung in CIP, CIM oder CINM und Einteilung in Schweregrade. Vergleich zu gesunden bzw. exponierten aber nicht betroffenen Menschen.
CRIT-PATH_1: Nach mündlicher Aufklärung und Einholung der Einverständniserklärung aller Teilnehmenden werden per Telefoninterview neben demografischen Daten (Alter, Geschlecht, Größe, Gewicht, Beruf, Nikotin (py)) Fragen zum stattgehabten Intensivaufenthalt gestellt (Dauer ICU-Aufenthalt, Jahr ICU-Aufenthalt, Grundmorbidität und Komorbidität, Dauer mechanischer Beatmung, Dauer künstliches Koma). Anschließend erfolgt ein neurologisches und schmerzmedizinisches Assessment über Häufigkeit/Schweregrad/Charakteristik von Schmerzen, Parästhesien/Dysästhesien, bestehende Lähmungen, die erstmals nach dem Intensivaufenthalt aufgetreten sind, sowie Ausbreitung, Taubheit, autonome Störungen sowie über mögliche Ursachen all dieser Beschwerden und die Erstellung eines Schmerzprofiles. Dabei werden die vergangenen oder persistierenden Symptomen einer Polyneuromyopathie (bilaterale strumpf- bzw. handschuhartige Verteilung von Par- oder Dysästhesien oder Schmerzen an der oberen/unteren Extremität oder Muskelschwäche) von anderen neurologischen oder muskulären Erkrankungen abgegrenzt. Auch werden aktuelle Medikamente sowie stattgefundene Untersuchungen und Therapieversuche erfragt. Zudem erfolgt eine Abfrage krankheitsassoziierter Beeinträchtigungen der Lebensqualität, der Versorgungssituation und der aktuellen allgemeinen Lebenssituation.
CRIT-PATH_2: In einem zweiten Schritt werden Patientinnen und Patienten neben verschiedenen validierten Fragebögen, einer klinischen Untersuchung als auch speziellen neurophysiologischen Untersuchungen von peripheren Nervenfasern (u. a. Elektroneurographie (ENG), Cornealer confokaler Mikroskopie (CCM), Quantitativ sensorischer Testung (QST), Zytokinprofil, Hautbiopsie) und einem MRT unterzogen, um daraus neurophysiologische, bildgebend morphologische und sensorische Profile zu erstellen und diese miteinander vergleichen zu können. Zur Erfassung der Symptome einer muskulären Beeinträchtigung werden in CRIT-PATH_2 EMG, Untersuchungen der Muskelnerven sowie des Muskels mit hochauflösendem Ultraschall und MRT erfolgen. Dazu werden ca. 40 Patientinnen und Patienten aus CRIT-PATH_1 eingeschlossen (> 7 Tage inkl. 3 Tage Beatmung) und mit 40 alters-gematchten Kontrollen verglichen.
-branchenübergreifend-
Gefährdungsart(en):-Verschiedenes-
Schlagworte:Rehabilitation
Weitere Schlagworte zum Projekt:Biomarker, Prognoseverbesserung, Skelettmuskelschwäche, Polyneuromyopathie