Follow-Up-Untersuchung zur Analyse von Nadelstichverletzungen (NSV) bei Studierenden der Humanmedizin unter Berücksichtigung der Vorschriften der TRBA 250

Projekt-Nr. FF-FP 0287

Status:

abgeschlossen 03/2012

Zielsetzung:

Ziel der Studie war eine Bestandsaufnahme und Analyse der aktuellen Gefährdungssituation von Studierenden der Medizin durch Nadelstichverletzungen (NSV), d. h. Verletzungen der Haut durch spitze bzw. scharfe Gegenstände, durch die Blut von Patientinnen und Patienten auf Personal übertragen werden kann, nach Einführung von Präventionsmaßnahmen in einem typischen deutschen Universitätsklinikum.

Aktivitäten/Methoden:

Dazu wurden in den Jahren 2009 bis 2012 insgesamt 1.903 Studierende der Humanmedizin (von 2.024, Teilnahmequote 94,0 %) während des klinischen Abschnitts detailliert über eventuelle Nadelstichverletzungen und andere tätigkeitsassoziierte Verletzungen befragt.

Ergebnisse:

Es zeigte sich, dass es besonders im Verlauf des klinischen Abschnitts des Medizinstudiums zu derartigen Verletzungen kommt. Während zu Beginn dieses Abschnitts erst 20,6 % eine Nadelstichverletzung angaben, hatte sich gegen Ende des klinischen Studiums die Hälfte aller Studierenden (50,9 %) bereits mindestens einmal verletzt. Am häufigsten genannte Tätigkeiten waren Blutentnahme und Injektionen. Besonders häufig passierten Nadelstichverletzungen in der Chirurgie, der Inneren Medizin und der Gynäkologie. Meist kam es während beruflicher Nebentätigkeiten, Famulaturen oder im Zusammenhang mit (Pflege-)Praktika zu den Unfällen.

Betrachtet man zum Vergleich die internationale Literatur, deren Untersuchungen den Zustand vor Einführung der stichsicheren Instrumente widerspiegelt, so treten dort am häufigsten Nadelstichverletzungen bei Studierenden der Medizin beim Nähen (32 %), gefolgt von der Blutentnahme (25 %) sowie bei Assistenztätigkeiten (21 %) auf. Danach folgen mit großem Abstand Injektionen (intravenös, intramuskulär oder subkutan) mit 5 % und arterielle Blutentnahme mit 4 %. Das sogenannte "recapping" (Wiederaufsetzen der Schutzkappe auf die Nadel einer Spritze oder eine Kanüle nach deren Gebrauch) ist nur in 13 % der Fälle Ursache einer Nadelstichverletzung und damit deutlich seltener als bei Ärzten und Krankenschwestern. Die Studie hat aufgrund der hohen Beteiligung eine hohe Repräsentativität für ein typisches deutsches Universitätsklinikum nach Einführung stichsicherer Instrumente. Auch wurden bisher keine Studien bzgl. Nadelstichverletzungen bei Studierenden der Humanmedizin nach Inkrafttreten der gesetzlichen Pflicht zur Einführung stichsicherer Instrumente durchgeführt. Der Trend zu mehr Unterricht am Krankenbett und die bewusst stärkere Einbindung in den klinischen Alltag bergen zu dem ein höheres Risikopotenzial als zum Zeitpunkt früherer Untersuchungen. Es zeigte sich deutlich, dass mit der Einführung der stichsicheren Instrumente in der vorgelegten Studie das Problem der Gefährdung durch Nadelstichverletzungen für Studierende noch nicht gelöst ist. Insbesondere die "risikoreichen Nebentätigkeiten" der Studierenden haben entscheidenden Einfluss auf die Häufigkeit der Nadelstichverletzungen.

Stand:

01.03.2018

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Branche(n):

Gesundheitswesen

Gefährdungsart(en):

Biologische Arbeitsstoffe

Schlagworte:

Prävention, Gerätesicherheit, Qualifizierung, Ausbildung, Didaktik etc.

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Nadelstichverletzungen (NSV), Humanmedizin, TRBA 250