Validierung der neuen Ganzkörperschwingungs-Bewertungsverfahren anhand des Datenmaterials der epidemiologischen Studie "Ganzkörpervibration" Teilprojekt A

Projekt-Nr. FF-FB 0110A

Status:

abgeschlossen 01/2009

Zielsetzung:

- Nutzung der umfangreichen Daten aus der GKV-Studie zur Schwingungsbelastung und zur medizinischen Beurteilung der Wirbelsäule, um die aktuell diskutierten Verfahren zur Schwingungsbewertung vergleichend zu beurteilen
- Prüfung der Aussagekraft der im Teilprojekt B ermittelten kraftbezogenen Schwingungskennwerte

Aktivitäten/Methoden:

- Neuberechnung der auf K-bewerteten Schwingstärken beruhenden Expositionsdaten der GKV-Studie nach aktuellen Bewertungsverfahren
- statistische Zusammenhangsanalysen zwischen Expositions- und medizinischen Daten
- statistische Analyse des Zusammenhangs zwischen kraftbezogenen Schwingungskennwerten, Lebensalter und medizinischen Befunden der Studienteilnehmer

Ergebnisse:

Sowohl für die gesamte Gruppe der schwingungsexponierten Teilnehmer der GKV-Studie (n=388) als auch in noch stärkerem Maße für die 315 Personen, die bei Expositionsbeginn keine LWS-Beschwerden aufwiesen, ergaben sich deutliche statistische Zusammenhänge zwischen der maximalen Belastung während des Arbeitslebens (ermittelt aus dem Tätigkeitszeitraum mit der höchsten Belastung) und der Diagnose Lumbalsyndrom. Gleiche Ergebnisse zeigten sich für die Unterdiagnose Lokales Lumbalsyndrom, jedoch nicht für das Lumbale Wurzelsyndrom.

Regressionsanalytisch erweist sich das Lebensalter als stärkster Prädiktor des Lumbalsyndroms, aber auch die maximale Tagesexposition A(8) leistet einen signifikanten Beitrag. Bezogen auf eine Zunahme um jeweils 0,1 m/s² beträgt die Risikoerhöhung 15 % (OR = 1,15; CI95 %: 1,06/1,24). Das gleiche Regressionsmodell mit der Beurteilungsbeschleunigung awy(8) als Belastungskennwert ergibt zudem eine überraschend gute Vorhersage eines Lumbalsyndroms durch die Belastung in der y-Achse (OR = 1,23; CI95 %: 1,09/1,40).

Auch die Bedeutung von Schwellenwert und Expositionsdauer im Hinblick auf die gesundheitliche Gefährdung ist regressionsanalytisch untersucht worden. Führt man logistische Regressionen mit gleitendem Schwellenwert und der maximalen Tagesexposition A(8) jedes Teilnehmers als einzigem Prädiktor für die Zielvariable Lumbalsyndrom durch, so lässt sich für diesen Parameter die Größenordnung des besten Schwellenwerts ermitteln. Die Bedeutung des Schwellenwerts für die Höhe des Risikos zeigt sich auch bei der Berechnung von verschiedenen Dosiswerten über die gesamte Schwingungsbelastung während des Arbeitslebens. Grundsätzlich ergibt sich eine deutliche Risikoerhöhung mit zunehmender kumulativer Belastungsdosis des Arbeitslebens.

Die Auswertung der röntgenologischen Befunde zeigte in erster Linie einen sehr starken Einfluss des Lebensalters auf die in großer Zahl vorhandenen degenerativen LWS-Veränderungen. Für die verschiedenen Parameter der Schwingungsbelastung ergab sich dagegen kein überzeugender Zusammenhang mit den Röntgendiagnosen. Als wichtigstes Einzelergebnis fiel auf, dass im Segment L5/S1 das OR mit 1,17 (CI95 %: 1,02/1,34) auf einen Einfluss der Schwingungsbelastung (Beurteilungsbeschleunigung awz(8)) auf die Diskushöhe hindeutete.

Stand:

06.05.2010

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Universität Düsseldorf
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Lärm/Vibrationen

Schlagworte:

Berufskrankheit, Gefährdungsbeurteilung, Vibration

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Ganzkörperschwingungen, Ganzkörpervibration (GKV), Lumbalsyndrom, Belastungskennwerte, Dosisberechnung, Schwellenwerte, Expositionsdauer

Weitere Informationen

siehe auch Teilprojekt B, IfADo - Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund

Gemeinsame Zusammenfassung Teilprojekte A und B (PDF, 36 kB, nicht barrierefrei)

Reanalyse GKV-Studie Teilprojekt A (PDF, 902 kB, nicht barrierefrei)

Notbohm, G.; Schwarze, S.;Albers, M.: Ganzkörperschwingungen und das Risiko bandscheibenbedingter Erkrankungen
Erkenntnisse aus einer Reanalyse der epidemiologischen Studie "Ganzkörpervibration". In: Arbeitsmedizin Sozialmedizin Umwelt 06 (2009), Seite 327-335