Manipulation von Schutzeinrichtungen verhindern

Zeichnung: Ein Richter, ein Polizist und ein Mann in Arbeitskleidung stehen um eine blutbespritzte Maschine, während zwei weitere Männer einen Sarg zum Leichenwagen tragen.

Manipulation eines Schutztürschalters mittels Ersatzbetätiger.
Bild: IFA

Schutzeinrichtungen sollen die an einer Maschine arbeitenden Personen vor den Gefährdungen der Maschine schützen. Dennoch werden Schutzeinrichtungen immer wieder abmontiert, überbrückt oder anderweitig außer Kraft gesetzt. Arbeitsschutzexpertinnen und -experten gehen davon aus, dass rund ein Viertel aller Arbeitsunfälle an stationären Maschinen nur deswegen geschehen, weil zuvor Schutzeinrichtungen manipuliert wurden.

Dass Schutzeinrichtungen manipuliert werden, ist in den meisten Fällen auf Mängel im Schutzkonzept der Maschine zurückzuführen. Ist nämlich dieses Konzept nicht auf die Bedienbarkeit der Maschine abgestimmt, werden Schutzeinrichtungen als störend wahrgenommen. Die Bedienung der Maschine, das Einrichten, die Störungsbeseitigung oder Reinigung wird durch die Schutzeinrichtung erschwert oder gar unmöglich gemacht. Für Personen, die mit solchen Maschinen arbeiten, stellt dies einen hohen Manipulationsanreiz dar.

Maschinen herstellende und betreibende Unternehmen sind durch die Gesetzgebung dazu verpflichtet, dass nur sichere Maschinen in Verkehr gebracht und bereitgestellt werden. Maschinen mit einem hohen Manipulationsanreiz sind nicht als sicher zu betrachten und dürfen aufgrund des erhöhten Schadensrisikos nicht betrieben werden. Die Fragen, ob Schutzeinrichtungen einer Maschine einen Manipulationsanreiz bieten oder nicht und welche Maßnahmen ggf. zu seiner Minderung getroffen werden können, sind daher sowohl für Maschinen herstellende als auch betreibende Unternehmen relevant.


  • Arbeitskreis "Manipulation"

    Im Jahr 2008 wurde durch die Präventionsleiterkonferenz der Arbeitskreis "Manipulation“ ins Leben gerufen. Unter Mitwirkung von Berufsgenossenschaften und Unfallkassen und unter Leitung des IFA erarbeitet der Arbeitskreis branchenübergreifend Konstruktionsbeispiele, Informationsschriften und Handlungshilfen zu den Bereichen Maschinenkonstruktion, Betrieb und Normung. Eine Veröffentlichung der Ergebnisse erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis „Manipulation“ der Internationalen Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS) auf der folgenden Webseite:

    stop-defeating.org


  • Lehrmodule für die Unfallprävention

    Zum Einsatz in Sicherheitsunterweisungen und Schulungen hat der Arbeitskreis unter anderem vier Lehrmodule entwickelt. Sie unterstützen Vortragende dabei, Fachkräfte aus Maschinenherstellung und -betrieb, Arbeitssicherheit und Prävention für das Thema Manipulation zu sensibilisieren und konkrete Lösungsansätze zu bieten. Die Lehrmodule bestehen aus PowerPoint-Dateien mit erläuternden Notizen. Sie können als Ganzes oder in Teilen eingesetzt werden, je nach zur Verfügung stehender Zeit und gewünschter Detailtiefe.

    stop-defeating.org/lehrmodule/

  • Demomodell "Manipulation trennender Schutzeinrichtungen"
    Foto: Mann und Frau stehen vor einem Demonstrationsmodell

    IFA-Experte Christian Werner erläutert die Problematik der Manipulation anhand des Demomodells.
    Bild: IFA

    Das Demomodell zeigt an sieben Stationen verschiedene Typen von Türschaltern für trennende Schutzeinrichtungen. Es wird deutlich, wie diese außer Kraft gesetzt werden können - und wie sie sich gegen Manipulation sichern lassen.

    Das Demomodell ist für den Einsatz in Seminaren für Aufsichtspersonen der Unfallversicherungsträger (UVT) vorgesehen, die noch unerfahren im Umgang mit Maschinen sind. Sie können hier selbst Manipulationen durchführen, so die Grundprinzipien verstehen und manipulierte Schutzeinrichtungen leichter erkennen. Sie lernen außerdem, welche technischen Maßnahmen sich in der jeweiligen Situation gegen das Manipulieren der Schutzeinrichtung ergreifen lassen.


  • App zur Bestimmung des Manipulationsanreizes

    Das IFA hat eine App entwickelt, mit der Anreize zur Manipulation von Schutzeinrichtungen an Maschinen ermittelt und eingestuft werden können. Das Ergebnis soll dabei helfen, Maßnahmen zu identifizieren, die zu einer Verringerung des Manipulationsgeschehens und des daraus resultierenden Unfallrisikos führen.

    Momentan befindet sich eine zweite Version der App in Arbeit. Sobald diese verfügbar ist, wird sie auf dieser Seite verlinkt. Bis dahin können Sie das mit der App umgesetzte Bewertungsschema auch mithilfe eines Excel-Sheets (XLSX, 80 kB) durchführen. Den Hintergrund des Verfahrens und eine Anleitung finden sie hier (PDF, 118 kB, nicht barrierefrei).

  • Unterrichtsmaterialien für berufsbildende Schulen
    Karikatur

    Bild: Michael Hüter

    Zur frühzeitigen Sensibilisierung Auszubildender für das Thema Manipulation von Schutzeinrichtungen stellt das Schulportal "Lernen und Gesundheit" der DGUV Unterrichtsmaterialen für berufsbildende Schulen bereit.

    Die Auszubildenden erweitern ihre Fachkompetenz im Umgang mit Schutzeinrichtungen an Maschinen. Anhand eines informierenden Schülertextes, Besprechungen von Unfallbeispielen und einer selbständigen Gefährdungsanalyse an einer Maschine werden sie für das Thema sensibilisiert und dazu motiviert, selbst Verantwortung für einen sicheren Umgang mit Maschinen zu übernehmen.

    Schulportal „Lernen und Gesundheit“ der DGUV: dguv-lug.de, Webcode: lug1001361


  • Umfrage zum Manipulationsgeschehen

    Um das aktuelle Ausmaß des Problems abzuschätzen, hat das IFA zwischen Ende 2019 und Sommer 2022 eine Untersuchung durchgeführt. In einer Online-Umfrage wurden hierfür knapp 850 Fachkräfte aus dem Bereich der Arbeitssicherheit nach ihrer Einschätzung des aktuellen Manipulationsgeschehens befragt.

    Die Ergebnisse der Befragung wurden 2022 veröffentlicht. Sie lassen den Schluss zu, dass Manipulationen in Betrieben häufiger als angenommen durch Vorgesetzte geduldet werden. Die Befragungsergebnisse belegen zudem einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen Duldung durch die Leitung einerseits und der Häufigkeit von Manipulationen und daraus resultierenden Unfällen andererseits. Dies spiegelt sich auch in den Antworten wider, laut derer ein deutliches Bekenntnis der Geschäftsführung gegen Manipulation für ein besonders wirksames Mittel zu deren Verhinderung gehalten wird.


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Weiterführende Informationen

Ansprechpartner:

Stefan Otto, B.Sc.

Unfallprävention: Digitalisierung - Technologien

Tel: +49 30 13001-3525
Fax: +49 30 13001-38001