Aktuelle epidemiologische Ergebnisse über das Karpaltunnelsyndrom bei beruflicher Tätigkeit

Projekt-Nr. BGIA 1075

Status:

abgeschlossen 08/2005

Zielsetzung:

Das Karpaltunnelsyndrom (KTS) ist eine multifaktoriell verursachte Erkrankung des Handgelenks. Eine vergleichende Bewertung der beruflichen und außerberuflichen Risikofaktoren war bisher nur eingeschränkt möglich, da eine differenzierte Analyse der vorhandenen wissenschaftlichen Studienergebnisse zunächst nicht vorlag. Im Berufsgenossenschaftlichen Institut für Arbeitsschutz - BGIA wurde eine Übersichtsarbeit erstellt, in der die aktuellen epidemiologischen Erkenntnisse zu diesem Thema zusammengefasst und kritisch bewertet werden. Ziel war es, Einflussfaktoren am Arbeitsplatz zu identifizieren, die KTS verursachen können, sowie mögliche andere Einflussfaktoren abzugrenzen. Entsprechende Präventionsmaßnahmen sollen daraus abgeleitet werden.

Aktivitäten/Methoden:

Die Literatur bis 1997 vom National Institute for Occupational Safety and Health (NIOSH) liegt gut aufgearbeitet vor. Daher wurde die seitdem veröffentlichte epidemiologische Fachliteratur zum Karpaltunnelsyndrom systematisch recherchiert und ausgewertet. Diejenigen Veröffentlichungen wurden analysiert, die bestimmten Qualitätskriterien entsprechen und Aussagen zu möglichen beruflichen Risikofaktoren erlauben.

Ergebnisse:

Die Ergebnisse weisen auf einen schwachen Zusammenhang zwischen repetitiven Tätigkeiten und einem KTS-Risiko hin. Bei drei Studien wurde das Arbeiten mit Kraftaufwand als Einflussfaktor auf das KTS-Risiko genannt. Da die Definitionen von Belastung und Wirkung nicht vergleichbar waren, können keine gesicherten Evidenzen für diesen Zusammenhang abgeleitet werden. Es liegen keine abgesicherten Evidenzen aus der Epidemiologie vor, um auf einen Zusammenhang zwischen weiteren Arbeitstätigkeiten und KTS zu schließen. Insgesamt hat sich die Qualität der Forschung, die sich mit dem Zusammenhang zwischen beruflicher Tätigkeit und KTS seit 1997 beschäftigt, verbessert. Es gibt jedoch immer noch keinen "gold standard" für die medizinische Diagnostik. Zukünftige Untersuchungen bzw. Literaturauswertungen sollten berücksichtigen, dass die Prävalenz bzw. die Inzidenz und die Risikofaktoren für KTS in starkem Maße von der verwendeten Falldefinition abhängen. 1997 galten repetitive Tätigkeiten, Tätigkeiten mit Kraftaufwand, Vibration oder diese in Kombination mit Extremstellungen des Handgelenks als Risikofaktoren für ein beruflich bedingtes KTS. Vor dem Hintergrund der hier vorgelegten Auswertung der englisch- und deutschsprachigen epidemiologischen Fachliteratur aus den Jahren 1997 bis 2003 kann geschlussfolgert werden, dass es übereinstimmende Hinweise für einen geringen positiven Zusammenhang zwischen repetitiven Tätigkeiten und KTS gibt. Der Nachweis für einen Zusammenhang zwischen KTS und Arbeiten mit Kraftaufwand ist schwach und von fragwürdiger Validität. Aufgrund unzureichender Evidenzen ist es nicht möglich, eine Schlussfolgerung über einen Zusammenhang zwischen KTS und beruflicher Exposition gegenüber Vibration, Arbeiten mit extremer Handgelenksstellungen oder Kombinationen von Expositionen zu ziehen.

Weitere Informationen:

Stand:

20.12.2005

Projekt

Gefördert durch:
  • Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften (HVBG)
Projektdurchführung:
  • Berufsgenossenschaftliches Institut für Arbeitsschutz - BGIA
  • Applied Epidemiology Inc.
  • Amherst
  • Massachusetts
  • USA
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren, Mechanische Gefährdungen, Arbeitsbedingte Erkrankungen

Schlagworte:

Epidemiologie, Physische Beanspruchung/Belastung, Exposition

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Karpaltunnelsyndrom (KTS), Epidemiologie, Review, Exposition, Evidenz, berufliche Belastung

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