Kraftverteilung von Auffanggurten

Auffanggurte für den persönlichen Schutz gegen Absturz besitzen häufig aus Festigkeitsgründen breite und harte Bänder, die dem Benutzer beim Tragen hinderlich sein können. Es stellte sich die Frage, ob Bänder von Auffanggurten schmaler, weicher und elastischer als allgemein üblich ausgeführt werden könnten, um die Bereitschaft zum Tragen von persönlicher Schutzausrüstung gegen Absturz bei den betroffenen Personen zu erhöhen. Es sollte untersucht werden, welche Kraftverteilung im Auffanggurt beim Auffangvorgang auftritt und wie groß die Belastungen sind, die dabei auf einen Gliederdummy einwirken.

Es wurden Fallversuche mit einem Gliederdummy unter konstanten Bedingungen durchgeführt. Gemessen wurden Beschleunigungen am Gliederdummy, Zugkräfte in den Bändern des Auffanggurtes, Druckverteilungen zwischen den Gurtbändern und dem Gliederdummy, Wegstrecken vor und nach dem Fallversuch sowie die Zugkraft am Anschlagpunkt beim Fallversuch und der Hängewinkel des Gliederdummies nach dem Fallversuch. Die Messergebnisse wurden zu charakteristischen Kenngrößen aufbereitet, um Vergleiche zwischen den untersuchten Gurtkonstruktionen sowie Vergleiche mit biomechanischen Belastungsgrenzwerten und anderen Anforderungswerten zu ermöglichen.

Die Kraftverteilung in einem Auffanggurt ist abhängig von der Gurtkonstruktion und der Art des Absturzes. Beim Absturz in vertikal-aufrechter Körperhaltung wird die an der hinteren Fangöse eingeleitete Kraft hauptsächlich durch die Rückengurtbänder zu den Beckengurtbändern weitergeleitet. Die Kraft in den Schultergurtbändern beträgt je nach Gurtbauart etwa 1/7 bis 2/3 der Kraft in den Rückengurtbändern. Ist ein Sitzgurtband vorhanden, so überträgt dieses die Hauptkraft auf den Körper. Die Kräfte in den Beingurtbändern sind je nach Gurtkonstruktion unterschiedlich verteilt. Entsprechend der Kraftverteilung im Auffanggurt ergeben sich am Körper ganz bestimmte Krafteinleitungsstellen, die einen hohen Druck aufweisen. Häufig entstehen hohe Drücke an Vernähungen von Schnallen, Schlaufen und Beschlagteilen, wie etwa an den Schultergurtbändern im Brustbereich. Aber auch an den Oberschenkeln und am Gesäß sind Stellen mit hohen Drücken zu finden. Auffanggurte sollten daher zunächst an diesen kritischen Stellen verbessert werden, ehe die Gurtbänder selbst verändert werden. Biomechanische Belastungsgrenzwerte wurden in keinem Fall überschritten.

Ende der Forschungsarbeiten: 01 / 1996

Forschende Institution:

Berufsgenossenschaftliches Institut für Arbeitssicherheit (BGIA)