Als Fachkräftemangel bezeichnet man den Mangelzustand einer Volkswirtschaft, in dem eine bedeutende Anzahl von Arbeitsplätzen für Arbeitnehmende mit bestimmten Qualifikationen nicht besetzt werden kann, weil auf dem Arbeitsmarkt keine entsprechend qualifizierten Personen zur Verfügung stehen [1]. Personalmangel ist der Mangelzustand eines Unternehmens, in dem eine bedeutende Anzahl von eingeplanten Arbeitsstellen nicht besetzt sind [2]. Der Fachkräfte- und Personalmangel hat negative Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, die Sicherheit und Gesundheit ihrer Beschäftigten und er gefährdet Wachstums- und Wohlfahrtspotenziale von Wirtschaft und Gesellschaft. Hauptursache für den Fachkräfte- und Personalmangel ist der demografische Wandel.
Laut einer jährlichen Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung konnten die Unternehmen in Deutschland im ersten Halbjahr 2022 rund 45 % der Stellen für Fachkräfte nicht besetzen. Mit 62 % unbesetzter Fachkraftstellen sind demnach Kleinstbetriebe besonders betroffen. Bei Großbetrieben lag der Anteil bei 24 % [3]. Insgesamt hat sich die Quote in den vergangenen zehn Jahren nahezu verdoppelt. Die meisten offenen Stellen liegen mit knapp 58 % im mittleren Qualifikationsniveau (Ausbildungsabschluss) [4].
Viele Branchen sind von einem generellen Mangel an Personal betroffen, allerdings fehlen vor allem qualifizierte Fachkräfte. Für Helfertätigkeiten lassen sich Arbeitskräfte auch ohne Berufserfahrung verhältnismäßig einfach anlernen. Hier sind Rekrutierungsprobleme eher ein Symptom mangelnder Arbeitgeberattraktivität und unangemessener Löhne [5].
Der Fachkräftemangel betrifft besonders die MINT(Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik)-Berufe: Im Jahr 2023 fehlten 285.800 Arbeitskräfte, darunter 132.100 Facharbeiterstellen und 122.300 Expertenstellen (Hochschulabschluss) [6]. Dies gefährdet sowohl die Digitalisierung als auch die Entwicklung von Technologien und Produkten, die beispielsweise den Klimaveränderungen entgegenwirken. Dazu gehören beispielsweise der Ausbau erneuerbarer Energien, die Ertüchtigung und der Ausbau der Stromnetze, die Entwicklung neuer Akkus und Batterien oder der Aufbau einer Kreislaufwirtschaft; zudem gerät die Umsetzung der Dekarbonisierung in den energieintensiven Industrien ins Stocken [7]. Im öffentlichen Dienst herrscht ebenfalls ein Mangel an Fachkräften: Laut Deutschem Beamtenbund (DBB) fehlten dem Staat im Jahr 2023 über 550.000 Mitarbeitende. Besonders hoch sind die Bedarfe in der Kranken- und Altenpflege, den Kommunalverwaltungen, Schulen und Kitas. Dem gegenüber stehen Aufgabenzuwächse u.a. in den Bereichen Ganztagsbetreuung, Grundsteuerreform, Digitalisierung der Verwaltung, Kindergrundsicherung und besondere Herausforderungen bei den Themen Bildung, Zuwanderung und innere Sicherheit [8].
Bereits die Situation auf dem Ausbildungsmarkt ist angespannt, immer mehr Betriebe finden nicht genügend Auszubildende. Im Jahr 2023 waren fast die Hälfte der Ausbildungsbetriebe
der Industrie- und Handelskammern betroffen [9]. Dies ist neben demografischen Gründen auch bedingt durch einen geringen, kaum steigenden Frauenanteil von nur 16,1 % [10]. Im MINT-Sektor sinken sowohl die Zahl der Auszubildenden als auch die Studienanfängerzahlen [11; 12].
Der Trendbericht als barrierefreie PDF-Publikation:
Fachkräfte- und Personalmangel (PDF, 1,3 MB, nicht barrierefrei)