Viele arbeitsbezogene Faktoren beeinträchtigen die Gesundheit der Beschäftigten vornehmlich dann, wenn sie über eine lange Zeit auftreten, und ihre Auswirkungen können deshalb ältere Beschäftigte besonders betreffen. Risikofaktoren sind physisch (schwere körperliche Arbeit, Zwangshaltungen, repetitive Arbeiten etc.), psychosozial (hohe Arbeitsdichte, Arbeitsüberlastung, geringe soziale Unterstützung, Arbeitszufriedenheit etc.) und organisational (Schichtarbeit, atypische Beschäftigungsverhältnisse).
Schwere körperliche Arbeit beschleunigt den altersbedingten muskulären Funktionsabbau und den körperlichen Verschleiß. Das Risiko älterer Beschäftigter für körperliche Beschwerden und chronische Erkrankungen (Herz-Kreislauf- und Muskel-Skelett-Erkrankungen, hoher Blutdruck) ist erhöht, ebenso wie der Bedarf an Erholungs- und Regenerationszeiten. Das mit dem Alter häufig steigende Körpergewicht kann Herz-Kreislauf-Beschwerden und Beschwerden im Rücken-, Knie- und Beinbereich verstärken [7]. Zwar fehlen ältere Beschäftigte nicht wesentlich häufiger, aber ihre Ausfallzeiten durch Krankheit sind länger [8]. Insgesamt zeigen Beschäftigte in höher qualifizierten Berufen mit größeren Entscheidungsbefugnissen und Kompetenzbereichen und wenig körperlich schwerer Arbeit geringere alterstypische Befunde bei Krankheitsrisiken [7].
Ältere Beschäftigte werden durch Nachtarbeit oder Wechselschichten verstärkt gesundheitlich beeinträchtigt. Negative Auswirkungen können Magen- und Darmprobleme sein, Schlafstörungen, Erschöpfungszustände, depressive Stimmungslagen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und zudem eine erhöhte Unfallgefahr. Ebenso kann die Lernbereitschaft abnehmen, besonders wenn kontinuierliche und alter(n)sgerechte Lernangebote
bis dahin gefehlt haben oder nicht wahrgenommen wurden. Mit zunehmendem Alter steigt auch das Dequalifizierungsrisiko, d. h. tiefgreifende Veränderungsprozesse infolge neuer Technologien und neuer Organisations- und Rationalisierungsprozesse „entwerten“ vorhandene Qualifikationen [7].
Auf der anderen Seite arbeiten ältere Beschäftigte oft unabhängiger und autonomer als Jüngere und können durch ihre Berufs- und Lebenserfahrung mit Problemen und unvorhergesehenen Ereignissen gelassener und flexibler umgehen und so mit dem Alter zunehmende kognitive Einbußen, zum Beispiel im Bereich Logik und Merkfähigkeit, kompensieren. Komplexe Tätigkeiten erfordern oft sehr spezifisches Erfahrungswissen, worüber eher ältere als jüngere Beschäftigte verfügen. Auch bei emotional schwierigen Tätigkeiten (z. B. Führungsaufgaben), die Selbstvertrauen, Souveränität und gute Kommunikationsfähigkeiten erfordern, sind Ältere häufig im Vorteil. Oft werden ihnen auch ein besseres Sicherheitsbewusstsein, ausgeprägtere Gewissenhaftigkeit und eine höhere Sozialkompetenz bescheinigt [7]. Insbesondere bei psychischen Erkrankungen sind junge Beschäftigte bereits jetzt stark betroffen: Sie erkranken nach einer Umfrage häufiger an Depressionen als die Altersgruppe 55+. Oft treten Depressionen sehr früh im Leben auf und können dann auch den beruflichen Werdegang beeinflussen [9]. Psychische Beanspruchungen dürften sich in einer digitalisierten Arbeitswelt mit steigendem Druck, steigender Arbeitsdichte und wachsenden Leistungsanforderungen weiter verschärfen. Um die Arbeitsfähigkeit zu erhalten und ein verfrühtes Ausscheiden aus dem Arbeitsmarkt zu vermeiden, sollte sich die Prävention mit geeigneten Maßnahmen an alle Altersgruppen wenden.
Auch wenn man nicht von einer generellen gesundheitlichen Benachteiligung sprechen kann, weisen ältere Beschäftigte mit Migrationshintergrund in einigen Bereichen eine schlechtere Gesundheit auf als die übrige Bevölkerung. Dies gilt insbesondere für die Altersgruppe ab 45 Jahren mit eigener Fluchterfahrung. Auch nehmen Menschen mit Migrationshintergrund seltener Maßnahmen der medizinischen Rehabilitation in Anspruch. Sie weisen geringere Rehabilitationserfolge und höhere Frühverrentungsquoten auf. Letztere sind zu weiten Teilen auf die vorangegangene schwere körperliche Arbeit der sogenannten Gastarbeitergeneration zurückzuführen [10].
Das Zusammenwirken von demografischem Wandel und Digitalisierung kann unterschiedliche Effekte haben. Einerseits könnte die Digitalisierung einen erheblichen Arbeitsplatzverlust besonders für Ältere bedeuten, etwa in der öffentlichen Verwaltung, die einen großen Nachholbedarf bei digitalen Technologien und ein beträchtliches Rationalisierungspotenzial aufweist. Dies gilt insbesondere, wenn passende Qualifizierungsmaßnahmen fehlen, die gezielt auf ältere Beschäftigte abgestimmt sind. Dabei werden Ältere mit geringer Qualifikation weniger in Weiterbildungsmaßnahmen integriert und kleineren Betrieben fallen Investitionen in Fortbildungsmaßnahmen meist schwerer. Andererseits können technologische Entwicklungen bei körperlich schwerer Arbeit und/oder monotonen Tätigkeiten besonders ältere Beschäftigte unterstützen und entlasten. So könnten etwa Exoskelette helfen, alternsgerechte Arbeitsplätze zu schaffen, indem sie Belastungen durch ergonomisch schlecht gestaltete Arbeit reduzieren [11].
Im Arbeitsleben sind Altersstereotype weit verbreitet und können zu Vorurteilen gegenüber älteren Beschäftigten führen. Dies wiederum behindert das gute Zusammenarbeiten jüngerer und älterer Beschäftigter und erschwert eventuell die Umsetzung von Innovationen, für die auch das Know-how Älterer elementar ist [12].
Ein funktionierender Wissenstransfer ist für das Know-how in Unternehmen wichtig, aber auch für sichere und gesunde Arbeit. Es ist absehbar, dass binnen weniger Jahre ein größerer Anteil der Älteren in Ruhestand geht, sodass die Weitergabe von Wissen und Erfahrungen eine Herausforderung für fast alle Betriebe sein wird. Die üblichen Einarbeitungsfristen von nur wenigen Wochen stellen für neue, unerfahrene Mitarbeitende eine Belastung dar, wenn ihnen erfahrene Kolleginnen und Kollegen nicht mehr längerfristig als Mentoren zur Seite stehen. Fach- und Erfahrungswissen gehen auch dann verloren, wenn Beschäftigte von Mobbing am Arbeitsplatz so sehr betroffen sind, dass sie ausscheiden. Mobbing betrifft oft die über 55-Jährigen. Meist geschieht dies, indem Vorgesetzte ihnen die Arbeit entziehen und so signalisieren, dass sie nicht mehr gebraucht werden, was ihr berufliches Selbstbewusstsein stark angreifen kann [7]. Die Bereitschaft, Erkenntnisse zu teilen, hängt stark davon ab, ob die älteren Beschäftigten sich wertgeschätzt fühlen. Ist das nicht der Fall, fühlen sie sich verunsichert und behalten ihren Erfahrungsschatz lieber für sich [13].