Studienbedingungen und (psychische) Gesundheit Studierender: Weiterentwicklung und Erprobung des Bielefelder Fragebogens zu Studienbedingungen als Instrument für die psychische Gefährdungsbeurteilung Studierender und Aufbau einer Hochschuldatenbank

Projekt-Nr. FF-FP 0460

Status:

abgeschlossen 08/2023

Zielsetzung:

Ziel des Projekts war es, den Bielefelder Fragebogen zu Studienbedingungen und (psychischer) Gesundheit an verschiedenen deutschen Hochschulen einzusetzen und innerhalb des Projektzeitraums u. a. anhand von Praxiserfahrungen weiterzuentwickeln. Hierbei sollten organisationale Ressourcen und Belastungen (sogenannte "Treiber"), die mit der psychischen Gesundheit Studierender ("Outcomes") in Zusammenhang stehen, an den beteiligten Hochschulen identifiziert werden. Ein weiteres Ziel war der Aufbau einer Hochschuldatenbank zu Studienbedingungen und Gesundheit. Aus den gesammelten Daten sollten hochschulübergreifende Präventionsansätze abgeleitet werden können. Ebenso wurde die Evaluierung von Wirkungsmodellen in diesem Zusammenhang beabsichtigt. Insgesamt sollte somit ein verhältnisorientierter Präventionsansatz an Hochschulen (weiter-)entwickelt werden.

Aktivitäten/Methoden:

Das Befragungsinstrument fungiert als lernendes Instrument und wurde während der Projektlaufzeit mehrmals überarbeitet. Zu Projektbeginn wurde der Fragebogen einer Pretestung an einer Fakultät der Universität Bielefeld unterzogen (n = 264 Teilnehmende). Sowohl nach dem ersten als auch nach dem zweiten Projektjahr wurde der Fragebogen auf Grundlage von Rückmeldungen aus den teilnehmenden Hochschulen angepasst und aktualisiert. Von Mai 2021 bis Februar 2023 wurden 24 533 Studierende an zehn Universitäten und drei Fachhochschulen aus sieben Bundesländern mit dem Bielefelder Fragebogen zu Studienbedingungen befragt (mittlere Rücklaufquote: 11,4 %), der 22 Themenblöcke zu Studienbedingungen und acht Outcomes (darunter vier Outcomes der psychischen Gesundheit) enthielt. Die beteiligten Hochschulen wurden außerdem im Rahmen eines Hochschulnetzwerks vernetzt, welches insgesamt acht Mal zum moderierten kollegialen Austausch eingeladen wurde.

Ergebnisse:

Der weiterentwickelte Bielefelder Fragebogen zu Studienbedingungen wurde sehr erfolgreich in der Praxis erprobt und weist eine hohe Qualität und Anwendbarkeit auf. Eine tragfähige Vernetzung beteiligter Hochschulen in einem bundesweiten Hochschulnetzwerk zum kollegialen Austausch konnte umgesetzt werden. Das Forschungsprojekt hat einen umfangreichen und aussagekräftigen Datensatz generiert, der robuste Schlussfolgerungen ermöglicht und die breitere deutsche Hochschullandschaft angemessen widerspiegelt. Zu Forschungsfrage 1 zeigten sich signifikante Zusammenhänge zwischen der psychischen Gesundheit der Studierenden und den akademischen und institutionellen Bedingungen. Positive Bewertungen aller abgefragten Bedingungen waren mit besseren psychischen Gesundheitsoutcomes verbunden, insbesondere in Bezug auf Erschöpfung. Forschungsfrage 2 untersuchte spezifische organisatorische Faktoren, die mit der psychischen Gesundheit der Studierenden zusammenhängen. Zeitliche Anforderungen und prüfungsbezogene Herausforderungen wiesen starke Zusammenhänge mit allen vier Outcomes der psychischen Gesundheit auf. Zusätzlich zeigten sich signifikante Zusammenhänge zwischen Faktoren wie Zusammenarbeit der Studierenden, Studieneinstiegsphase, letztes Studienjahr und die Passung von Studieninhalten/Kompetenzentfaltung und der psychischen Gesundheit. Zentrale Handlungsbedarfe aus Sicht der Studierenden betonten die Bedeutung von Fragen rund um Karriereperspektiven, zeitlichen Anforderungen und Prüfungen. Forschungsfrage 3 konzentrierte sich auf die Anpassung des Bielefelder Unternehmensmodells an Studienbedingungen. Die Studie bestätigte signifikante Zusammenhänge zwischen den Bedingungen und den Wirkungen des Modells. Dies deutet auf eine effektive Anwendbarkeit des Modells auf Studienbedingungen hin.

Fazit: Mit dem erprobten Befragungsinstrument wurde eine solide Grundlage zur Umsetzung der Ist-Analyse im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung Psychischer Belastungen (GB Psych) an Studienplätzen befragender Hochschulen geschaffen, sodass die jeweils identifizierten Belastungsfaktoren mithilfe hochschulspezifischer Maßnahmen abgebaut und Ressourcenfaktoren ausgebaut werden können.

Stand:

04.01.2024

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Universität Bielefeld
  • Charité Berlin
Branche(n):

Bildung, Wissenschaft

Gefährdungsart(en):

Psychische Fehlbelastungen

Schlagworte:

Psychische Beanspruchung/Belastung

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Studierende, Bielefelder Fragebogen, Studienbedingungen, Hochschule