Schutz der Beschäftigten bei der Bekämpfung von Entstehungsbränden

Projekt-Nr. FF-FP 0405

Status:

abgeschlossen 03/2022

Zielsetzung:

Eine Verbesserung des Schutzes der Versicherten bei der Entstehungsbrandbekämpfung setzt für die weiteren Überlegungen eine Untersetzung der in der Arbeitsstättenregel (ASR) A2.2 verankerten Definition des Entstehungsbrandes mit brandschutztechnisch nachvollziehbaren Grenzwerten für Entstehungsbrandszenarien voraus. Dies ermöglicht über Vergleiche mit Grenzwerten für Strahlungsintensitäten, Sichtbeeinträchtigungen und Brandrauchtoxizitäten die Charakterisierung der Ausmaße typischer Entstehungsbrände und bildet die Grundlage für die Abschätzung, bis zu welchem Stadium eines Brandes Löschmaßnahmen durch ungeschützte Versicherte gefahrlos durchführbar sind.

Für den genauen Ablauf und Umfang der Löschmaßnahmen wurden klassische Feuerlöscher mit Kleinlöschgeräten, wie beispielsweise "Feuerlöschsprays", mit ein bis zwei Löscheinheiten verglichen. Bei diesem Vergleich wurden die den Kleinlöschgeräten zugeschriebenen Vorteile berücksichtigt und den damit verbundenen Nachteilen gegenübergestellt.

Aktivitäten/Methoden:

Auf Grundlage einer Auswertung von Fallbeispielen zur Nutzung von tragbaren Feuerlöschgeräten in der Praxis wurden relevante Szenarien für die Entstehungsbrandbekämpfung im betrieblichen Kontext abgeleitet und mittels rechnergestützter numerischer Verfahren simuliert. Hierzu wurden sowohl das bestehende normative Konzept der Prüfbrände als auch typische Einrichtungsgegenstände von Arbeitsstätten mittels experimenteller Verfahren brandtechnologisch charakterisiert, um notwendige Ausgangsdaten für die rechnergestützte numerische Simulation zu generieren, erforderliche Löschmittelmengen und -arten zu ermitteln und das bestehende Konzept der Prüfbrände in Hinblick auf seine Eignung zu untersuchen. Die auf diesen Grundlagen durchgeführte Simulation wurde dazu genutzt, die betriebliche Entstehungsbrandbekämpfung sicherheitstechnisch zu beurteilen und mögliche Verbesserungen zum Schutz der Versicherten bei dieser abzuleiten.

Ergebnisse:

Es konnte unter anderem aufgezeigt werden, dass der in der DIN EN 3-7 enthaltene Prüfbrand 8A zwar für die Charakterisierung der Löschleistungsfähigkeit von tragbaren Feuerlöschern geeignet ist, eine Heranziehung dieses Prüfbrandes für die Beschreibung eines Entstehungsbrandes in einer Arbeitsumgebung, die mit einer Büronutzung vergleichbar ist, jedoch nicht zielführend ist. So treten bei der experimentellen Durchführung dieses Prüfbrandes in einer büroähnlichen Umgebung brandinduzierte Temperaturen auf, die eine gefahrlose Brandbekämpfung weder mit dafür klassifizierten Feuerlöschern noch mit Feuerlöschsprays möglich machen.

Für die Beschreibung eines Entstehungsbrandes in einer mit einer Büronutzung vergleichbaren Umgebung wurden weitergehend Versuche mit Holzkrippen durchgeführt, die an die in der UL 1715 beschriebene Holzkrippe angelehnt waren. Hierbei zeigte sich, dass auch bei diesen deutlich kleineren Holzkrippen eine gefahrlose Entstehungsbrandbekämpfung nicht möglich ist, da die bei den Löschversuchen aufgezeichneten Kohlenstoffmonoxidkonzentrationen eine solche Bewertung nicht zulassen. Vielmehr kann auch bei diesen Holzkrippenbränden nur von einer gefahrenarmen Brandbekämpfung ausgegangen werden.

Die Betrachtung der grundsätzlichen Eignung von Feuerlöschsprays für die Entstehungsbrandbekämpfung zeigte, dass diese für die Brandbekämpfung von Bränden im Maßstab von Adventskränzen und Papierkörben, insbesondere auf Grund der leichten Bedienbarkeit und Handhabung, sehr gut geeignet sind, während eine Eignung bei Entstehungsbränden, die mit einem Holzkrippenbrand in Anlehnung an UL 1715 zu assoziieren sind, bei den durchgeführten Versuchen nicht mehr vorlag.

Für die Ausstattung von Arbeitsstätten mit Feuerlöscheinrichtungen – und die damit verbundene ASR A2.2 – bedeutet dies, dass eine Vorhaltung von Feuerlöschsprays, auf Grund der Zeitvorteile bei der Eingreifzeit, zu empfehlen und mit der Bereitstellung von Feuerlöschern mit einer größeren Löschleistungsfähigkeit zu kombinieren ist. So können mit Hilfe der Feuerlöscher mit einer größeren Löschleistungsfähigkeit auch Brandbekämpfungsmaßnahmen bei fortentwickelten Entstehungsbränden durchgeführt werden, bei denen Feuerlöschsprays nicht mehr sinnvoll einzusetzen sind. Hierbei ist jedoch darauf hinzuweisen, dass bei Räumlichkeiten, die mit denen einer Büronutzung vergleichbar sind, eine gefahrlose Annäherung an den Brand auf Grund des Brandrauchs auch mit Feuerlöschern nicht mehr möglich ist. Auf die Einsatzgrenzen sowohl der Feuerlöschsprays als auch der Feuerlöscher ist seitens des Unternehmers im Rahmen der durchzuführenden Unterweisungen unbedingt einzugehen, um den Schutz der Versicherten bei der Entstehungsbrandbekämpfung zu verbessern.

Stand:

11.07.2023

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Universität Wuppertal
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Arbeitsorganisation/-schutzmanagement

Schlagworte:

Prävention, Brand- und Explosionsschutz, Qualifizierung, Ausbildung, Didaktik etc.

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Entstehungsbrand, Brandbekämpfung