Mobile Bildschirmarbeit

Foto: Mann sitzt in einem Sessel in einer Lobby, auf dem Kopf ein Headset, auf den Knien ein Laptop. Zwei Frauen gehen im Hintergrund vorbei.

Auf Dienstreise einmal kurz die E-Mails checken: Eine mobile Arbeitssituation, die viele kennen.
Bild: Jacob Lund Photography - stock.adobe.com

Die fortschreitende Digitalisierung der Arbeitswelt führt auch zu einer zunehmenden Verbreitung mobiler Bildschirmarbeit. Die COVID-19-Pandemie wirkte hier zusätzlich als Katalysator und ließ insbesondere das Homeoffice als Form mobiler Arbeit an Bedeutung gewinnen. Doch auch das ortsflexible Arbeiten (z. B. im Zug, am Flughafen etc.) wird durch die technische Entwicklung begünstigt. Nicht in allen mobilen Arbeitsszenarien lässt sich jedoch ein ergonomisch optimal gestalteter Bildschirmarbeitsplatz realisieren. Mögliche Fehlbelastungen des Muskel-Skelett-Systems oder der Augen können daher nicht ausgeschlossen werden.

Bislang gibt es nur wenige gesicherte Erkenntnisse über die Auswirkungen mobiler Bildschirmarbeit auf die körperliche Gesundheit. Und die schon existierenden Erkenntnisse zu stationärer Bildschirmarbeit lassen sich nicht ohne Weiteres auf die mobile Arbeitssituation übertragen. Folglich bleiben Empfehlungen für die Beschäftigten an dieser Stelle oft etwas unkonkret.

Um diese Wissenslücke zu schließen, hat das IFA in einem ersten Schritt eine systematische Literaturrecherche durchgeführt: Was ist der aktuelle internationale Forschungsstand zu relevanten Parametern mobiler Bildschirmarbeit (Gerätetypen, Nutzungsdauer, Nutzerschnittstellen, Umgebungsfaktoren) und zu ihrem Einfluss auf die physische Gesundheit?

Sammlung und Auswahl der relevanten internationalen Studien

Für den Zeitraum 2011 bis 2021 hat das Forschungsteam wissenschaftliche Datenbanken (Pubmed, Livio, ScienceDirect) sowie Google Scholar und mehrere deutsche Zeitschriften nach deutschen und englischen Veröffentlichungen zum Thema mobile Bildschirmarbeit durchsucht. Zu den gewählten Suchbegriffen gehörten technische Aspekte wie verschiedene Arbeitsgeräte (Laptop, Tablet, Smartphone etc.) und ergonomische Einflussfaktoren (z. B. posture/Haltung, display glare/Displayblendung). Außerdem wurden gängige physische Beeinträchtigungen des Muskel-Skelett-Systems und der Augen (z. B. musculoskeletal discorders/muskuloskelettale Beschwerden, dry eyes/trockene Augen) als Schlagwörter herangezogen. Die so gefundenen Ergebnisse wurden dann durch ein mehrstufiges Screeningverfahren von mindestens zwei Personen gefiltert. Dabei wurden die Titel und Zusammenfassungen der Veröffentlichungen zu Rate gezogen, um zu beurteilen, ob die Arbeit thematisch passend war und ob Ausschlusskriterien wie Versuchspersonen mit etablierten Krankheitsbildern vorlagen. Am Ende gingen 21 Veröffentlichungen, darunter sowohl Laboruntersuchungen und Befragungsstudien als auch Literaturübersichtsarbeiten, in die Analyse ein.

Verschiedene körperliche Gefährdungen möglich

Die Literaturübersicht zeigt, dass eine ungünstige Körperhaltung, bestimmte Arbeitsgeräte und auch nachteilige Umgebungsfaktoren bereits bei vergleichsweise kurzen Arbeitszeiten zu diversen körperlichen Beschwerden führen können. Meist fanden sich die vermehrten Beschwerden im Vergleich zur Arbeit an einem stationären Bildschirmarbeitsplatz (z. B. ergonomisch eingerichteter Desktop-PC-Arbeitsplatz).

Empfehlungen können die Arbeitssituation verbessern

Aus den Ergebnissen lassen sich zumindest einfache Empfehlungen ableiten: Längere, ununterbrochene Arbeitsintervalle ausschließlich mit mobilen Geräten sollten überdacht und mit besonderer Sorgfalt eingeplant werden. Arbeitsgerät- und Aufgabenwechsel können vor Beschwerden ebenso schützen wie aktive Pausen und häufige Haltungsänderungen. Ungünstige Arbeitspositionen lassen sich z. B. durch Erhöhen der Arbeitsfläche oder Abstützen der Arme verbessern. Entscheidend ist auch, für jede Aufgabe das geeignete Gerät zu wählen. Generell nicht zu empfehlen ist längerfristiges Arbeiten z. B. nur mit Touchscreen oder unter ungünstigen Einflüssen auf die optische Wahrnehmung (Reflexionen, Blendung, ungeeignete Schriftgröße usw.). Genaue quantitative Werte - beispielsweise, welche Tätigkeit wie lange mit welchem mobilen Gerät ausgeübt werden darf, bevor Beschwerden entstehen - lassen sich anhand der gesichteten Studienergebnisse noch nicht ableiten. Das IFA plant daher weitere Untersuchungen, um hier konkrete Hinweise für die Gefährdungsbeurteilung bei mobiler Arbeit abzuleiten.

Fazit: Mobile Bildschirmarbeit erfordert eine kluge Planung, ein geschärftes Bewusstsein für eventuelle Probleme und die Bereitschaft, eine Arbeitssituation zu schaffen, die diesen Problemen entgegenwirkt. Ideal ist eine Kombination verschiedener Maßnahmen, um den möglichen Beschwerden entgegenzuwirken, die schon nach kurzer Zeit auftreten können.

Das Projekt erfolgte in Kooperation mit den Sachgebieten Büro und Neue Formen der Arbeit des Fachbereichs Verwaltung der DGUV.


Aktuell

Online Survey zu Muskel-Skelett-Belastungen im Homeoffice:
Online-Befragung
IFA Projekt zur Online-Befragung

Ergebnisbericht erschienen:
Systematisches Review zu physischen Belastungen bei mobiler Bildschirmarbeit

Internationale Veröffentlichung:
Wechsler, K.; Griemsmann, S.; Weber, B.; Ellegast, R.: The impact of remote work using mobile information and communication technologies on physical health: a systematic review. Ergonomics, 1–18 (2024)
https://doi.org/10.1080/00140139.2024.2304582

Ansprechpersonen

Dr. Konstantin Wechsler

Stabsstelle Gestaltung neuer Arbeitsformen

Tel: +49 30 13001-3035


Dr. Stephanie Griemsmann

Stabsstelle Gestaltung neuer Arbeitsformen

Tel: +49 30 13001-3044
Fax: +49 30 13001-38001


Dr. Sport. Wiss. Britta Weber

Stabsstelle Gestaltung neuer Arbeitsformen

Tel: +49 30 13001-3030
Fax: +49 30 13001-38001