abgeschlossen 03/2009
In der Fleisch verarbeitenden Industrie ergeben sich für die Beschäftigten an vielen Arbeitsplätzen hohe Lärmbelastungen, z. B. im Schlachtbetrieb, an Kuttern, Clippern und Peelern. Selbst in Betrieben mit modernsten Maschinen nach dem Stand der Technik entstehen gehörgefährdende Lärmbelastungen. Da die Arbeitsräume in der Regel allseitig stark reflektierende Raumbegrenzungsflächen aufweisen, sollten sich hier durch raumakustisch wirksame Maßnahmen deutliche Pegelminderungen erreichen lassen, z. B. durch eine schallabsorbierende Belegung der Deckenfläche und ggf. der Wandflächen. Aus hygienischen Gründen kommen allerdings keine offenporigen Schallabsorber aus künstlichen Mineralfasern oder Schaumstoff in Betracht. Alle Materialien müssen sich mit Laugen schäumend reinigen und mit dem Hochdruckreiniger abspritzen lassen. Parallel zu den im Rahmen dieses Projektes betrachteten akustischen Aspekten war auch die Frage der hygienischen Eignung der Materialien zu prüfen. Diese Aufgabe wurde durch die Fleischerei-Berufsgenossenschaft mit Unterstützung durch das Referat Biologische Arbeitsstoffe des BGIA - Institut für Arbeitsschutz durchgeführt.
Um die Wirksamkeit von schallabsorbierenden Materialien in der Praxis zu untersuchen, wurde ein typischer kleinerer Fleischereibetrieb ausgewählt. Als Grundlage für die Auslegung der raumakustischen Maßnahmen wurde die gegebene Geräuschbelastungssituation erfasst und analysiert. Als Maßnahme wurde zunächst eine vollständige Belegung der Deckenfläche mit mikroperforierten Deckenplatten empfohlen. Das Absorptionsvermögen des Materials wurde im Hallraum des BGIA geprüft. Anhand von Prognoserechnungen ließen sich für den Betrieb deutliche Pegelminderungen von 3 dB(A) und mehr ermitteln. Da die mikroperforierten Platten nach Untersuchungen der Fleischerei-Berufsgenossenschaft auf der Rückseite nie vollständig abtrockneten und somit hygienische Probleme zu befürchten waren, musste ein alternatives Material gefunden werden. Nach Recherche wurde ein mit einer dünnen Folie überzogenes, ca. 60 mm dickes Schaumstoffmaterial ausgewählt, das unmittelbar auf die Deckenfläche aufgeklebt wurde. Die damit erreichte Verbesserung der Raumakustik und die resultierenden Lärmminderungserfolge wurden sowohl durch Prognoserechnungen als auch durch betriebliche Messungen ermittelt.
Aufgrund stark reflektierender Raumbegrenzungsflächen aus Fliesen und Beton besteht in Fleischereibetrieben in der Regel eine extrem ungünstige raumakustische Situation. In dem ausgewählten Musterbetrieb wurde bei mittleren Frequenzen eine Nachhallzeit von ca. 2,3 s gemessen, die einer sehr geringen Schallabsorption (mittlerer Schallabsorptionsgrad ca. 0,06) entspricht. Durch die Einbringung einer schallabsorbierenden Decke aus foliengeschütztem Schaumstoffmaterial ließ sich die Nachhallzeit etwa um den Faktor drei reduzieren (mittlerer Schallabsorptionsgrad ca. 0,2). Dadurch ergibt sich eine auch subjektiv spürbare deutlich verminderte Halligkeit. Die mittlere Pegelabnahme je Abstandsverdopplung verbesserte sich von ursprünglich 1,1 bis 1,4 dB auf Werte von 2,5 bis 2,9 dB (bei mittleren Frequenzen von 500 Hz bis 2000 Hz). Als Erfolg der raumakustischen Maßnahme ließ sich für den Arbeitsplatz unmittelbar an dem Kutter eine Pegelminderung von ca. 3 dB(A) messen. Entsprechende Berechnungen der Pegelverteilungen für den Raum ohne und mit schallabsorbierender Decke ergaben für den Arbeitsplatz an dem Kutter Pegelminderungen von mehr als 4dB(A) und für Arbeitsplätze in größeren Abständen zum Kutter von 6 bis 7 dB(A). Im Rahmen der Recherche nach geeigneten Materialien wurden neben dem hier untersuchten Schaumstoffmaterial noch andere Materialien, z. B. auf Mineralfaserbasis, ermittelt, die ebenfalls den besonderen Anforderungen an die Hygiene entsprechen sollten.
Nahrungsmittelwirtschaft
Gefährdungsart(en):Lärm/Vibrationen, Biologische Arbeitsstoffe, Gefährdungsübergreifende Fragestellungen
Schlagworte:Lärm, Arbeitsplatzgestaltung, Demographie
Weitere Schlagworte zum Projekt:Lärmminderung, Raumakustik, Absorberelemente, Absorptionsmaterial, Fleischverarbeitung, Hygiene