Verfügbarkeit und Wirkung von Vibrations-Schutzhandschuhen - Vorstudie

Projekt-Nr. BGIA 4139

Status:

abgeschlossen 07/2007

Zielsetzung:

Die neue Vibrationsschutz-Richtlinie 2002/44/EG der Europäischen Union (EU) sieht für Arbeitsplätze, an denen mit technischen und/oder organisatorischen Maßnahmen die Grenzwerte nicht unterschritten werden können, die Verwendung von Persönlichen Schutzausrüstungen (PSA) vor. Für Arbeiten unter Hand-Arm-Vibrationseinwirkung stehen Vibrations-Schutzhandschuhe (VSH) zur Verfügung, deren Wirkung bisher auf bestimmte Maschinen beschränkt und zudem verhältnismäßig gering ist. Wie alle PSA müssen VSH im Bereich der EU geprüft und zertifiziert sein. Die Kriterien dafür werden nach bisheriger Kenntnis allerdings nicht von allen Zertifizierungsstellen einheitlich angewendet. Ebenso fehlten bisher geeignete Auswahlhinweise für die Benutzer. Ziel einer Vorstudie war es, das gegenwärtige Angebot an VSH zu erfassen und deren tatsächliche Schutzwirkung und deren Anwendungsbereich (Auswahlhinweise) laut Hersteller zu beurteilen. In einem anschließenden Projekt sollten erkannte Defizite durch die Entwicklung eines einheitlichen Auswahlverfahrens behoben werden. Dabei sollen langfristig die in der Gefährdungsanalyse ermittelte Schwingungsemission und die spezifische Schwingfrequenz-Charakteristik der jeweils verwendeten Maschinen/Geräte zugrunde gelegt werden.

Aktivitäten/Methoden:

Im Rahmen der Vorstudie sollte zunächst eine umfassende Ist-Zustands-Analyse erfolgen. Die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft hat über ein Mitgliedsunternehmen Muster der derzeit angebotenen Vibrations-Schutzhandschuhe erworben. Die beigefügten Benutzerinformationen wurden ausgewertet und so die Eignung der VSH zur Verwendung im Rahmen der Präventionsmaßnahmen der EU-Vibrationsschutz-Richtlinie festgestellt. Falls erforderlich, sollten stichprobenartig die in den Benutzerinformationen angegebenen Schwingungs-Dämpfungswerte im Vibrationslabor überprüft werden, und zwar nach der Norm DIN EN ISO 10819 "Mechanische Schwingungen und Stöße - Hand-Arm-Schwingungen - Verfahren für die Messung und Bewertung der Schwingungsübertragung von Handschuhen in der Handfläche". In einem Nachfolgeprojekt ist eine Defizitliste zusammenzustellen, die als Grundlage der nachfolgend vorgesehenen Entwicklung eines einheitlichen Auswahlverfahrens für Vibrations-Schutzhandschuhe dient.

Die Ist-Zustands-Analyse wurde in drei Schritten durchgeführt: Ermittlung der bisher im Rahmen der EU-Marktrichtlinie für PSA zertifizierten Vibrations-Schutzhandschuhe (Hersteller, Lieferanten); Beschaffung der z. Z. auf dem deutschen Markt angebotenen Modelle sowie Analyse der mitgelieferten Benutzerinformationen hinsichtlich einer wirksamen Anwendung im Rahmen der Präventionsvorschriften der neuen EG-Vibrationsschutz-Richtlinie 2002/44/EG.

Ergebnisse:

Von insgesamt elf ermittelten zertifizierten Modellen konnten trotz intensiver Suche nur fünf Vibrations-Schutzhandschuhe käuflich erworben werden. Die Hersteller/Lieferanten nannten als Ursache des geringen Angebotes die bisher fehlende Nachfrage. Die Analyse ergab, dass zwei fingerlose Modelle entgegen den Vorschriften der Prüfnorm EN ISO 10819 zertifiziert worden waren. Sie dürfen nicht auf dem EG-Binnenmarkt verkauft werden. Von den drei Modellen mit Fingern wiesen zwei Handschuhe erhebliche Mängel auf (fehlende Angaben oder falsche Angaben über die Schutzwirkung sowohl hinsichtlich der mechanischen Risiken, als auch bezüglich des Vibrationsschutzes, Unlesbarkeit der Benutzerinformation wegen Mikroschrift usw.). Lediglich ein Handschuhmodell erwies sich als geeignet im Sinne der EG-Präventionsvorschriften. Bei der stichprobenartigen Überprüfung wurden die in den Benutzerinformationen angegebenen Schwingungsdämpfungswerte nicht in jedem Fall erreicht. Allgemein gilt für die nach EN ISO 10819 geprüften und zertifizierten Vibrations-Schutzhandschuhe, dass die im Labor-Prüfverfahren ermittelten Dämpfungswerte nicht unmittelbar angewendet werden können, um die bei Benutzung erreichbare Risikoabsenkung abzuschätzen. Auf dieses Faktum, das in der Prüfnorm ausdrücklich genannt wird, wurde in keiner Benutzerinformation hingewiesen. Es ist erforderlich, diesen Mangel der spezifischen Benutzerinformation bei der derzeit geplanten Revision der Prüfnorm zu beseitigen. Zeitlich parallel dazu sollte in einem Folgeprojekt ein praktikables Auswahlverfahren entwickelt werden, das es ermöglicht, zu bestimmten Maschinentypen mit Vibrationsbelastung geeignete Schutzhandschuhe auszuwählen (geeignet für Maschinenhersteller zur Information und für Maschinenanwender unter Berücksichtigung konkreter Arbeitsbelastungen).

Weitere Informationen:

Stand:

29.08.2007

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V.
Projektdurchführung:
  • BGIA - Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Lärm/Vibrationen, Arbeitsbedingte Erkrankungen, Gestaltung von Arbeit und Technik

Schlagworte:

Persönliche Schutzausrüstung, Vibration, Prävention

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Hand-Arm-Schwingungen, Vibrationsbelastung, Minderung, Persönliche Schutzausrüstung (PSA), Auswahlverfahren

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