Schutzmaßnahmen beim Umgang mit Styrol

Projekt-Nr. BGIA 3094

Status:

abgeschlossen 08/2006

Zielsetzung:

Styrol wird hauptsächlich zur Herstellung des Kunststoffes Polystyrol und einiger anderer Kunststoffe verwendet. Außerdem dient es als Lösungsmittel und Reaktionspartner für verschiedenste Polyesterharze. Styrol ist ein gesundheitsgefährdender Stoff, dessen Dämpfe schon bei niedrigen Konzentrationen unterhalb des Arbeitsplatzgrenzwertes unangenehm riechen. Den Unternehmen werden häufig Auflagen zur Verminderung der Geruchsemissionen gemacht. Erfüllt werden diese Auflagen nur dann, wenn diffuse Emissionen vermieden und die Abluft in speziellen Abluftreinigungsanlagen (z. B. thermische Nachverbrennung) gereinigt wird. Solche Abluftreinigungsanlagen sind technisch sehr aufwendig und erfordern hohe Betriebskosten. Zur Kostenbegrenzung (Investitions- und Betriebskosten) werden Abluftvolumenströme in der Regel auf ein Mindestmaß begrenzt, da die Volumenströme überproportional in die Kosten eingehen. Ziel war es, zunächst Methoden oder Verfahren zur Vermeidung und/oder Minimierung der Emission zu beschreiben. Dabei mussten die in der Praxis anzutreffenden Randbedingungen berücksichtigt werden, die unterschiedliche Lösungskonzepte erfordern. Dies liegt einerseits daran, dass Halbzeuge oder Fertigerzeugnisse sehr unterschiedliche Baugrößen (z. B. lange Rohre, Abdeckhauben, Schiffsrümpfe) haben. Andererseits werden sie in unterschiedlichster Weise gefertigt (z. B. Roll- oder Spritztechniken, Hand- oder Automatenverfahren). Neben der Untersuchung des Einflusses organisatorischer Maßnahmen auf die Reduzierung der Styroldampfemissionen in den Betrieben diente das Projekt dazu, geeignete Ablufterfassungssysteme und Lüftungstechniken für die unterschiedlichen Herstellungs- und Verarbeitungsverfahren styrolhaltiger Produkte zu ermitteln. Am Ende sollten individuell angepasste Schutzmaßnahmenkonzepte, mit denen die Expositionskonzentrationen bei den verschiedenen Arbeitsverfahren effektiv reduziert werden können, stehen.

Aktivitäten/Methoden:

Zu Beginn wurden die vorhandenen Kenntnisse der Berufsgenossenschaften abgefragt und gesammelt. Anschließend wurden Praxiserfahrungen aus betroffenen Betrieben eingeholt. Die gesammelten Informationen wurden im Rahmen des im Jahr 2005 stattgefundenen G3-Seminars "Technische Schutzmaßnahmen" zum Thema Schutzmaßnahmen bei Tätigkeiten mit Styrol vorgestellt.

Ergebnisse:

Die bei den Berufsgenossenschaften und in der betrieblichen Praxis vorhandenen Kenntnisse bildeten die Grundlage für die Ergebnisdarstellung in Form des BGIA-Reportes 4/2006. Basierend auf den so erhaltenen Hinweisen wird das Merkblatt "Styrol und styrolhaltige Zubereitungen" (BGI 613) überarbeitet. Auf Grund der sehr differenzierten Unternehmensstruktur, der Vielzahl an unterschiedlichen Tätigkeiten und der hohen Anforderungen hinsichtlich des Bundes-Immissionsschutzgesetzes ist eine sehr differenzierende Informationsübermittlung an die Betriebe notwendig, damit die Arbeits- und Umweltschutzmaßnahmen sachgemäß umgesetzt werden können. Verfahrens- und tätigkeitsspezifische Maßnahmenkonzepte sind auch zur Optimierung der sehr hohen Investitionskosten der Abgasreinigungstechnologien notwendig. Grundsätzlich steht die Reduzierung diffuser Emissionsquellen bei den meisten Tätigkeiten mit Styrol im Vordergrund. Unvermeidbare Emissionen müssen aus Gründen des Gesundheitsschutzes abgesaugt werden. Die hierfür erforderlichen Absaug- und Lüftungsverfahren sind so zu gestalten, dass mit möglichst geringen Volumenströmen große Lasten aus dem Arbeitsbereich entfernt und einer Abgasreinigungsanlage zugeführt werden. Je nach Höhe der Massenströme an Styroldämpfen in der Absaugluft sind unterschiedliche Abluftreinigungssysteme einzusetzen. Gerade bei der nicht-stationären Verarbeitung von Styrol (Arbeiten auf Baustellen, Fußbodenverlegearbeiten, Karosseriereparatur, etc.) gibt es Bereiche, in denen weder durch technische noch durch organisatorische Maßnahmen eine Einhaltung des Arbeitsplatzgrenzwertes möglich ist. Bei diesen Tätigkeiten müssen Atemschutzeinrichtungen getragen werden.

Stand:

02.05.2016

Projekt

Gefördert durch:
  • Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften (HVBG)
Projektdurchführung:
  • Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie
Branche(n):

Kunststoff- und Gummiwaren

Gefährdungsart(en):

Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren, Gefahrstoffe, Gestaltung von Arbeit und Technik

Schlagworte:

Prävention, Schutzmaßnahme, Chemische Arbeitsstoffe

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Styrol-Emissionen, organisatorische Schutzmaßnahmen, Absaugung, Abluftreinigung