Die Methodik des Risikoobservatoriums

Das Risikoobservatorium möchte frühzeitig Veränderungen erfassen, die die Arbeitswelt, Hochschulen, Schulen und Kitas beeinflussen werden. Welche Entwicklungen verändern in den nächsten fünf bis zehn Jahren wo, wie und in welchem Umfang die Arbeits- und Bildungswelt der Versicherten? Was bedeuten diese Neuerungen für die Verhütung von Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten und arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren? Wo sind besondere Präventionsanstrengungen gefordert und wie können sie konkret aussehen?

Das Risikoobservatorium unterstützt die Unfallversicherungsträger bei einer proaktiven Prävention, indem es branchenübergreifend und branchenbezogen Top-Trends identifiziert, d. h. Trends, die die Sicherheit und Gesundheit der Versicherten stark beeinflussen werden.

  • Die Trendsammlung als Basis

    Ausgangspunkt des Risikoobservatoriums sind in jeder Befragungsrunde Trendkategorien und ihnen zugeordnete Trends (vgl. Abb. 1). Daher geht jeder Befragungsrunde des Risikoobservatoriums eine Bestandsaufnahme aktueller Trends aus verschiedensten Quellen (Print und online) voraus.

    Wortwolke: Um die zentralen Kategorie

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    Abbildung 1: Wortwolke zur Trendkategorie "Klimawandel, Natur- und Ressourcenschutz, Dekarbonisierung" mit Trends
    Bild: IFA

    In der dritten Befragungsrunde wird die Trendsammlung erstmalig kontinuierlich über die gesamte Befragungsrunde fortgeführt.

    Beispiele für Trendquellen sind Internetauftritte und Zeitschriften wissenschaftlicher Gesellschaften und Forschungszentren (z. B. Fraunhofer, Helmholtz, Max-Planck, Europäische Organisation für Kernforschung), von Zukunftsinstituten, der Europäischen Kommission, von Bundesministerien, Rückversicherern und nationalen Verbänden (z. B. Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Deutscher Gewerkschaftsbund). Trends können auch aus DGUV-Gremien, Gremien der Unfallversicherungsträger und der Presse stammen oder Meldungen aus der DGUV Trendsuche sein.

    Der Pool an Trends der im Jahr 2022 gestarteten dritten Befragungsrunde umfasste 117 Trends, die folgenden zehn Trendkategorien zugeordnet sind:

    • Digitalisierung und Konnektivität
    • Neue Technologien
    • Globalisierung
    • Wirtschaft
    • New Work
    • Klimawandel, Natur- und Ressourcenschutz, Dekarbonisierung
    • Infrastruktur
    • Mobilität
    • Demografische Entwicklungen und Diversität
    • Soziales und Gesundheit.

  • Befragungen zur Identifikation von Top-Trends

    Das Risikoobservatorium stützt sich bei der Identifikation von Top-Trends auf zwei unabhängige Befragungen:

    Branchenrelevanz-Befragung

    Branchenfachleute der gesetzlichen Unfallversicherung schätzen alle Trends der Befragungsrunde hinsichtlich ihres Einflusses auf die Sicherheit und Gesundheit der Versicherten Ihrer jeweiligen Branche ein. Pro Trend werden die Einschätzungen der Branchenfachleute einer Branche gemittelt. Ein Trend, dessen Einfluss in den nächsten fünf bis zehn Jahren als sehr groß eingeschätzt wird, geht in den Pool der Top-Trends ein. Dabei wird berücksichtigt, in wie vielen Branchen dieser Trend großen Einfluss hat.

    Zukunftsrelevanz-Befragungen

    Fachleute aus wissenschaftlichen Einrichtungen und Gesellschaften sowie aus Arbeitsschutzinstituten innerhalb und außerhalb der gesetzlichen Unfallversicherung bewerten Trends aus dem Bereich ihrer Expertise. Hat die Fachperson z. B. Expertise zu einem Trend, der der Trendkategorie „Digitalisierung und Konnektivität“ zugeordnet ist, werden ihr alle Trends dieser Trendkategorie zur Bewertung vorgelegt. Es besteht immer die Möglichkeit keine Angabe zu machen. Die Einschätzungen der Fachleute werden pro Trend gemittelt. Alle Fachleute schätzen den Einfluss des jeweiligen Trends auf die Arbeitswelt der kommenden fünf bis zehn Jahre ein. Fachleute aus dem Gebiet des Arbeitsschutzes bewerten zusätzlich auch den Einfluss auf die Sicherheit und Gesundheit der Versicherten. Zu jeder Trendkategorie gibt es eine Zukunftsrelevanz-Befragung, also in der dritten Befragungsrunde zehn parallele Zukunftsrelevanz-Befragungen.

  • Bewertungsverfahren nach Durchführung der o.g. Befragungen

    Die Zukunftsrelevanz-Befragung soll alle drei Jahre durchgeführt werden. In der Zwischenzeit wird die Trendsammlung jedoch erweitert und neu gefundene Trends müssen bewertet werden, damit sie bei entsprechend großem Einfluss unter den Top-Trends berücksichtigt werden können. In regelmäßigen Abständen bewertet das Sachgebiet "Neue Formen der Arbeit" mit seiner Trendsuche-Gruppe diese neu gefundenen Trends. Abbildung 2 stellt das Vorgehen im Risikoobservatorium grafisch dar.

    Schematische Darstellung der methodischen Schritte

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    Abbildung 2: Methodisches Vorgehen in der dritten Befragungsrunde des Risikoobservatoriums
    Bild: IFA


  • Ergebnisprodukte des Risikoobservatoriums

    Kontinuierlich aktualisierte Trendsammlung

    Die Trendsammlung wird in regelmäßigen Abständen aktualisiert und im Internet veröffentlicht.

    Liste priorisierter Trends

    Durch die Bewertung der Trends in den Zukunftsrelevanz-Befragungen bzw. dem Bewertungsverfahren zwischen den Befragungszyklen durch die Trendsuche-Gruppe ergibt sich pro Trendkategorie eine Rangreihe der Trends. Aus diesen Rangreihen lassen sich branchenübergreifende Top-Trends identifizieren. Aus der Branchenrelevanz-Befragung lassen sich Trends ermitteln, die einen großen Einfluss in einer Vielzahl von Branchen haben. Die Ergebnisse der zwei Befragungen ergänzen sich. Im besten Fall sind die Ergebnisse deckungsgleich oder haben eine gemeinsame Schnittmenge.

    Beschreibungen der Top-Trends

    Für jeden Top-Trend wird eine Kurzbeschreibung angefertigt, die den Trend vorstellt, seine Auswirkungen auf die Sicherheit und Gesundheit der Versicherten beschreibt und besonders betroffene Branchen ausweist. Die Veröffentlichung dieser Beschreibungen erfolgt direkt nach Fertigstellung im Trendportal des Risikoobservatoriums.

    Die Erstellung der Trendbeschreibungen wird durch Recherchen und, wenn nötig, durch vertiefende Interviews mit Fachleuten flankiert.

    Bericht

    Zum Ende des Drei-Jahres-Zyklus entsteht ein Gesamtbericht, in dem die Beschreibungen der Top-Trends zusammengefasst und veröffentlicht werden.

    Branchenbilder (optional auf Wunsch)

    Sogenannte Branchenbilder fassen alle Top-Trends, die eine Branche betreffen, zusammen und beschreiben diese unter Berücksichtigung ihrer Wechselwirkungen und im Kontext der Branche. Branchenbilder können auf Wunsch der Präventionsleitungen der Unfallversicherungsträger angefertigt werden.

    Weiterbearbeitung von Top-Trends

    Die Top-Trends werden der Präventionsleitungskonferenz der gesetzlichen Unfallversicherung vorgelegt. Diese kann für einzelne Top-Trends die Weiterbearbeitung veranlassen z. B. in den Fachbereichen und Sachgebieten der DGUV oder in Form eines Austauschs in z. B. einem Workshop oder über ein Fachgespräch.

  • Zeitlicher Ablauf

    Das Risikoobservatorium besteht seit 2011 und folgte in den ersten beiden Befragungsrunden einem Fünf-Jahres-Zyklus: Die erste Befragungsrunde fand von 2012 bis 2016 statt; die zweite von 2017 bis 2021.

    Die dritte Befragungsrunde erfolgt nun in einem kürzeren Drei-Jahres-Zyklus (s. Abb. 3).

    Zeitstrahl mit Arbeitsschritten

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    Abbildung 3: Aktueller Drei-Jahres-Zyklus des Risikoobservatoriums
    Bild: IFA


Ansprechpartnerin:

Dipl.-Psych. Angelika Hauke

Fachübergreifende Aufgaben

Tel: +49 30 13001-3633


Dipl.-Übers. Ina Neitzner

Fachübergreifende Aufgaben

Tel: +49 30 13001-3630
Fax: +49 30 13001-38001