Vegetationsbrände: Risiken für Einsatzkräfte

Die Gefahr für Vegetationsbrände steigt durch anhaltende Trockenheit und damit durch einen höheren Anteil an trockenem oder abgestorbenem Pflanzenmaterial. (©Aleksandr Lesik/stock.adobe.com)
Feuerwehrleute sind bei Vegetationsbränden nicht nur Hitze und körperlichen Anstrengungen ausgesetzt, sondern auch Gefahrstoffen. Eine neue Studie der gesetzlichen Unfallversicherung soll nun klären, wie hoch die Belastung wirklich ist – und wie Einsatzkräfte besser geschützt werden können.
Die Zunahme von Vegetationsbränden – das bedeutet unkontrolliertes Feuer in Gebieten mit natürlichem Pflanzenbewuchs wie zum Beispiel Wälder, Wiesen oder Felder – stellt Feuerwehren und Hilfsorganisationen vor neue Herausforderungen. Laut Waldbrandstatistik des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft lag im Jahr 2023 die verbrannte Waldfläche um mehr als 40 Prozent über dem langjährigen Durchschnittswert seit 1991. Die Zahl der Brände überschritt mehrfach die Marke von 1.000 pro Jahr. Diese Entwicklung bedeutet nicht nur mehr Einsätze, sondern kann unter Umständen auch vermehrt gesundheitliche Risiken für die Einsatzkräfte mit sich bringen.
Gefahrstoffe in der Luft – eine unsichtbare Bedrohung
Bei der Bekämpfung von Vegetationsbränden sind Feuerwehrleute nicht nur Hitze und körperlicher Belastung ausgesetzt, sondern auch einer Vielzahl von Gefahrstoffen. Eine aktuelle Übersichtsstudie wertete 49 internationale Studien aus und identifizierte 31 krebserregende Substanzen, denen Einsatzkräfte ausgesetzt sein können. Besonders häufig wurden Feinstaub, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und flüchtige organische Verbindungen nachgewiesen – sowohl durch Luftmessungen als auch durch Human-Biomonitoring, also den Nachweis von Gefahrstoffen im Blut oder Urin. „Die Belastung betrifft nicht nur die Feuerwehrleute direkt am Brandherd. Auch Führungskräfte in Einsatzleitungen und andere Kräfte, die sich nicht unmittelbar im Gefahrenbereich aufhalten, können gefährdet sein“, erläutert Dr. Dirk Taeger vom Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der DGUV (IPA).
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Die Belastung betrifft nicht nur die Feuerwehrleute direkt am Brandherd. Auch Führungskräfte in Einsatzleitungen und andere Kräfte, die sich nicht unmittelbar im Gefahrenbereich aufhalten, können gefährdet sein.
Unfallversicherung investiert in Forschung
Bereits zwischen 2018 und 2022 wurde unter Leitung des IPA eine Biomonitoring-Studie durchgeführt, die sich auf Brände in städtischen Wohngebieten konzentrierte. Die aktuelle Forschung zu Vegetationsbränden zeigt jedoch, dass hier Gefahrstoffe in anderen Konzentrationen auftreten können. Um diese Lücke zu schließen, führt das IPA, mit Beteiligung des Instituts für Arbeitsschutz der DGUV und des Fachbereichs Feuerwehren, Hilfeleistungen, Brandschutz der DGUV, eine neue Human-Biomonitoring-Studie speziell zu Vegetationsbränden durch. Die tatsächliche Gefahrstoffbelastung wird dabei systematisch erfasst. Die Studie findet unter realen Einsatzbedingungen statt und beinhaltet sowohl Atemluftmessungen, physiologische Messungen und biologische Proben für das Biomonitoring. „Damit wird erstmals eine belastbare Datengrundlage für Deutschland geschaffen, um einzuschätzen, wie stark Einsatzkräfte Gefahrstoffen ausgesetzt sind. Die Studie kann Hinweise geben, ob Anpassungen der Schutzausrüstungen oder der Taktik bei der Vegetationsbrandbekämpfung nötig sind“, erklärt Dr. Taeger. Die Studienergebnisse werden für Ende 2026 erwartet.
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Damit wird erstmals eine belastbare Datengrundlage für Deutschland geschaffen, um einzuschätzen, wie stark Einsatzkräfte Gefahrstoffen ausgesetzt sind.
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GUT ZU WISSEN
Vegetationsbrand
Vegetationsbrand ist ein Oberbegriff für ein unkontrolliertes Feuer, das in Gebieten mit natürlichem Pflanzenbewuchs auftritt, zum Beispiel in Wäldern, auf Feldern, in Mooren und auf Wiesen. Vegetationsbrände werden durch natürliche Ursachen, zum Beispiel durch einen Blitzschlag, oder viel häufiger durch den Menschen ausgelöst, etwa durch einen Funkenschlag oder Brandstiftung. Die Gefahr für Brände in diesen Bereichen kann durch anhaltende Trockenheit und einen höheren Anteil an trockenem oder abgestorbenem Pflanzenmaterial steigen.
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