Schleifscheiben:

DGUV Test Prüflabor seit 40 Jahren

29.03.2022

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Konzentriert bei der Arbeit im Prüflabor;  Bild: oSa/ DGUV

Im Jahr 1981, vor rund 40 Jahren, entstand in Sankt Augustin eines der modernsten und größten Prüflabore für Schleifscheiben. Es ist bis heute eins von zwei unabhängigen Prüflaboren weltweit, das nach europäischen Normen prüft.

Im Durchmesser bis zu zwei Meter große, massive Schleifscheiben werden im Prüflabor der DGUV Test Prüf- und Zertifizierungsstelle IFA () so lange gedreht und immer weiter beschleunigt, bis sie bersten. Gerade jetzt wird eine solche Scheibe beschleunigt. Ein lauter Knall – Ruhe. Nach dem Öffnen der Prüfstandsabdeckungen sieht man kleine und große Schleifscheibenbruchstücke.

Es benötigt keine Erklärung, um zu erkennen: Bei der Arbeit mit einer Schleifscheibe lauern tödliche Gefahren, wenn die Schleifscheibe weniger belastbar ist als erwartet und ungeplant zerbricht. Dann fliegen solche Bruchstücke wie Geschosse durch die Luft.

Die Anzeige des Prüfgerätes zum Zeitpunkt der Sprengung zeigt über 5.000 Umdrehungen pro Minute an – fast das Doppelte des Wertes, den der Hersteller als Arbeitsdrehzahl angegeben hat. Damit hat diese Schleifscheibe den Test bestanden und den Mindestanforderungswert der Sicherheitsnorm an die Bruchdrehzahl erfüllt– sie gilt als sicher für den Einsatz in der Arbeitswelt.

Standort Deutschland historisch gewachsen

Die DGUV Test Prüf- und Zertifizierungsstelle IFA ist heute eine von zwei unabhängigen Prüf- und Zertifizierungsstellen weltweit, die Schleifscheiben nach den europäischen Normen auf Sicherheit prüft. Die zweite ist in Hannover angesiedelt. Der Standort Deutschland ist historisch gewachsen: Nachdem im Jahr 1928 in Deutschland acht tödliche Unfälle an Schleifscheiben verzeichnet wurden, wurde im Mai 1930 der Deutsche Schleifscheibenauschuss (DSA) von den Metall-Betriebsgenossenschaften gegründet. Seitdem benötigten Schleifscheiben eine Zulassung und eine Zulassungsnummer durch den DSA. Dies blieb so, bis der DSA 1997 aufgelöst wurde und entsprechende europäische Sicherheitsnormen in Kraft traten. Die Organization for the Safety of Abrasives (oSa) entstand - ein Zusammenschluss der Schleifscheibenhersteller. Die DGUV Test Prüf- und Zertifizierungsstelle IFA ist ihre benannte Prüfstelle.

Der Weg dahin wurde 1979 geebnet: Damals begannen die Planungen für ein neues großes Prüflabor für Schleifscheiben am Standort Sankt Augustin. Im Jahr 1981, vor rund 40 Jahren, wurde es realisiert – mit insgesamt fünf Prüfständen für Schleifscheiben. Von Schleifwerkzeugen mit wenigen Millimetern Durchmesser bis zu zwei Metern kann seitdem in Sankt Augustin alles geprüft und untersucht werden. Insbesondere neuere Produkte und Neuentwicklungen sind Schwerpunkte der heutigen Prüftätigkeiten. Messgeräte werden dafür immer wieder modernisiert und angepasst. Darüber hinaus entwickeln die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des IFA Prüfverfahren und Prüfstände und sind in den entsprechenden Normungsgremien aktiv.

Schutz vor herumfliegenden Teilen: nicht nur für Schleifmaschinen wichtig

Neben den Schleifscheiben selbst werden hier auch die Umhausungen geprüft, die bei größeren, maschinell betriebenen Schleifscheiben als zusätzlicher Schutz um die ortsfeste Maschine herum angebracht werden. In einem Beschussprüfstand – der auch im IFA entwickelt wurde - wird ermittelt, ob eine Umhausung Bruchstücke effektiv abhalten kann.

Sichtfenster von Maschinenschutztüren sind in der Regel mit mindesten zwei hintereinander liegenden Scheiben versehen: Die Innere besteht aus Glas. Glas hält Geschosse weniger gut ab, zerkratzt aber kaum durch herumfliegende Späne, so dass man bei der täglichen Arbeit den Blick auf den Arbeitsprozess behält. Die Äußere besteht aus Polycarbonat – ein äußerst widerstandsfähiges Material. Durch das starke duktile Verhalten von Polycarbonat können Bruchstücke wirkungsvoll zurückgehalten werden. Produkte, bei denen beide Scheiben durchbrochen werden oder bei denen sich das Sichtfenster komplett aus dem Rahmen löst, müssen nachgebessert werden.

Mit dem Beschussprüfstand können, neben den Umhausungen für ortsfeste Schleifmaschinen, auch Umhausungen von Drehmaschinen, Fräsmaschinen und Bearbeitungszentren hinsichtlich ihrer Rückhaltefähigkeit von wegfliegenden Teilen beurteilt werden. Überall dort, wo Personen vor fliegenden Teilen geschützt werden sollen, kann die Beschussanlage zu einem Erkenntnisgewinn beitragen.

Auch die Bande im schwedischen Eishockey wurde auf Polycarbonat umgestellt, nachdem der als Prüfkörper nachgebildete Puck die Bande aus Plexiglas im Prüfverfahren mühelos zerschlagen hatte. Seitdem sitzen die Zuschauer hinter den Banden im schwedischen Eishockey viel sicherer.

Ansprechpartner:

Olaf Mewes, Bereichsleiter Arbeitsmittel, Bauprodukte und mechanische Schutzausrüstungen

Telefon: +49 30 13001-3540

E-Mail: Olaf.Mewes@dguv.de

Unfallprävention: Digitalisierung - Technologien

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