24.03.2023
Durch einen Prüfgrundsatz von 2011 wurde eine Sicherheitslücke im Bereich Schutzausrüstung für Elektrikerinnen und Elektriker geschlossen. 2022 sind diese in die Normung eingeflossen.
Es passiert selten, die Auswirkungen sind jedoch gravierend: Wenn bei Arbeiten an elektrischen Anlagen ein Störlichtbogen auftritt, können Hitzewellen von 10.000 Grad Celsius auftreten. Die Hitzewelle, toxische Gase, UV-Strahlen und Brandgefahr bedeuten in der Regel irreversible gesundheitliche Schäden und Lebensgefahr für die Person, die dem Störlichtbogen unzureichend geschützt ausgeliefert ist.
Gemäß der damals geltenden Norm EN 166 wurden lange Zeit keine Anforderungen in Bezug auf Wärmestrom oder Lichttransmission an Gesichtsschutz gestellt. Dieser musste beispielsweise frei von scharfen Kanten sein und eine Mindestdicke aufweisen – in Bezug auf die thermische Gefährdung durch Störlichtbögen gab es keine Vorgaben.
Sicherheitslücke entdeckt und geschlossen
Diese Sicherheitslücke im Bereich Schutzausrüstung fiel der DGUV Test Prüf- und Zertifizierungsstelle Elektrotechnik (ET) im Rahmen ihrer Zertifizierungstätigkeit auf. Die Prüf- und Zertifizierungsstelle bemängelte: „Die thermischen Gefahren für das menschliche Gesicht sind in der aktuellen Normung für Gesichtsschutzschirme für Elektriker unzureichend berücksichtigt.“ Vorausgegangene Forschungsprojekte zu Störlichtbögen und Gesichtsschutzschildern ermöglichten 2011 die Veröffentlichung des DGUV Test Prüfgrundsatzes GS-ET-29, der diese Sicherheitslücke durch neue Anforderungen an Elektriker-Gesichtsschutz schloss.
2012 reichte die DGUV Test Prüf- und Zertifizierungsstelle ET den Vorschlag zur Erarbeitung einer Norm für den Elektrikergesichtsschutzes zum Schutz vor den thermischen Auswirkungen eines Störlichtbogens ein, basierend auf dem Prüfgrundsatz GS-ET-29. Die Mitarbeit bei der Erarbeitung der internationalen Norm in der Projektgruppe „Live working - Eye, face and head protectors against the effects of electric arc - Performance requirements and test methods“ nahm insgesamt zehn Jahre in Anspruch. Im Sommer 2022 wurde der Prozess mit der Veröffentlichung der IEC 62819 erfolgreich abgeschlossen.
Nach der neuen Norm hergestellter Gesichtsschutz rettet im Falle eines auftretenden Störlichtbogens Leben. „Die langjährige Arbeit an dem Projekt hat sich gelohnt. Gleichzeitig kann man an diesem Beispiel gut sehen, wie die Zusammenarbeit zwischen Forschung, Prüfung und Zertifizierung sowie Normung ineinandergreift“, fasst Martin Mehlem, Leiter der DGUV Test Prüf- und Zertifizierungsstelle ET zusammen.