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In Drogenkonsumräumen wird rauschmittelabhängigen Personen die Möglichkeit gegeben, Betäubungsmittel (z. B. Heroin, Kokain oder Amphetamine) in einem sicheren Umfeld unter der Aufsicht von medizinisch geschultem Personal zu konsumieren. Dabei wird durch die Ausgabe von sauberen Utensilien für den Konsum, die Gewährleistung einer notfallmedizinischen Versorgung sowie weitergehende soziale Angebote ein wichtiger Beitrag zum Schutz der abhängigen Personen geleistet. In den letzten Jahren hat ein deutlicher Wechsel der Konsummuster von Heroinabhängigen von der Injektion hin zur inhalativen Aufnahme stattgefunden. Auch die Drogenkonsumräume verzeichnen immer stärker wachsende Zahlen von inhalativen Konsumvorgängen für Heroin. Das Heroin wird üblicherweise von den Konsumenten auf einem Stück Alufolie mit einem Feuerzeug erhitzt und dann über ein Röhrchen inhaliert. Dabei entstehen nicht unerhebliche Mengen an Rauch, die nicht inhaliert werden, sondern in die Umgebungsluft übergehen. Das Personal ist diesem Passivrauch je nach Auslegung der Räumlichkeiten zum Teil zeitweise direkt oder indirekt ausgesetzt. Mit der Entwicklung eines Verfahrens zur Messung der Heroinkonzentration in der Raumluft in unterschiedlichen Bereichen der Drogenkonsumräume und der Ermittlung von Expositionsdaten in unterschiedlichen Einrichtungen soll eine Gefährdung der Mitarbeitenden abgeschätzt werden können. Durch die zusätzliche Erhebung von Lüftungsdaten in den Einrichtungen sollen auf Grundlage der Messdaten aus dem Projekt grundlegende Empfehlungen zur Verringerung der Exposition bei der Modernisierung oder dem Neubau zukünftiger Konsumräume gegeben werden können.
Zur Entwicklung des Messverfahrens für Heroin aus Raumluft konnte die Rechtsmedizin in Düsseldorf als Kooperationspartner gewonnen werden. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) wurden bei der Rechtsmedizin Düsseldorf bereits Versuche zur Probenahme für Heroin und die Anpassung der Analytik an die Anforderungen von Luftmessungen durchgeführt. Das entwickelte Messverfahren kann für die betrieblichen Messungen angewendet werden. Nach Kontaktaufnahme durch die Berufsgenossenschaft Gesundheit und Wohlfahrtspflege (BGW) haben mehrere Drogenkonsumräume in Nordrhein-Westfalen einer Besichtigung und Messung in ihren Räumlichkeiten zugestimmt. Es wurden bereits Vorbesprechungen in drei Einrichtungen durchgeführt. Im Austausch mit den Einrichtungen, der BGW und dem IFA wurde eine einheitliche Probenahmestrategie für die Drogenkonsumräume entwickelt. Im Jahr 2023 sollen in mindestens drei Konsumräumen stationäre sowie personengetragene Messungen durchgeführt werden. Dabei werden nach den örtlichen Gegebenheiten ca. acht bis zwölf Messungen pro Konsumraum durchgeführt. Für die Messung der Lüftungsdaten in den Konsumräumen wird das IFA vor Ort von der BGW unterstützt. Bei Interesse zusätzlicher Einrichtungen sollen die Messungen ausgeweitet werden. Die Ergebnisse der betrieblichen Messungen sollen kontinuierlich ausgewertet werden. Erste Zwischenergebnisse sollen bei wissenschaftlichen Tagungen vorgestellt werden. Abschließend ist eine gesammelte Publikation der Messdaten aus dem Projekt, wenn möglich international, geplant. Die Erkenntnisse zur Exposition von Beschäftigten in Drogenkonsumräumen sollen von der BGW im Rahmen von Empfehlungen zur Verringerung der Exposition und für weitere Beratungen genutzt werden.
Gesundheitswesen
Gefährdungsart(en):Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren, Gefahrstoffe
Schlagworte:Analyseverfahren, Messverfahren, Chemische Arbeitsstoffe
Weitere Schlagworte zum Projekt:Drogenkonsum, inhalative Exposition, Heroin