Exposition-Risiko-Beziehung Selen

Projekt-Nr. IFA 1115

Status:

abgeschlossen 01/2013

Zielsetzung:

Selen ist ein lebenswichtiges Spurenelement, das regelmäßig mit der Nahrung aufgenommen werden muss. Selenmangel wird verschiedenen Gesundheitsstörungen wie Infektanfälligkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen u. a. zugeordnet. Daher wird für Selen ein protektiver Effekt für die Gesundheit vermutet. Es gibt Studien, die darauf hinweisen, dass eine adäquate Selenaufnahme mit der Nahrung vor Tumoren des Magen-Darm- und Respirationstraktes beim Menschen schützt.

In der Industrie können Selenexpositionen bei der Herstellung von Kupfer, Pigmenten, Plastik, elektronischen Geräten u. a. und bei der Verbrennung von Kohle auftreten. Am Arbeitsplatz wird Selen hauptsächlich über den Atemweg aufgenommen.

Es gibt Evidenzen, dass bestimmte Selenverbindungen, insbesondere Selensulfid, im Tierversuch toxisch wirken. Das kanzerogene Potenzial von Selen ist jedoch umstritten, da nicht ausreichend Daten für valide Aussagen vorlagen. Bisherige Bewertungen basieren auf Tierversuchen mit Selensulfid und Natriumselenat, die allerdings nur in hoher Dosierung ein kanzerogenes Potenzial zeigten. Ziel dieses Projektes war, einen Status-quo-Bericht zu gesundheitlichen Effekten von Selen und seinen Verbindungen zu erstellen. Es sollte geprüft werden, ob eine Exposition-Risiko-Beziehung für Selen ableitbar ist.

Aktivitäten/Methoden:

Aus der internationalen Fachliteratur wurden die toxikologischen und epidemiologischen Studien durch umfassende Literaturrecherchen ermittelt, die die Toxizität und Kanzerogenität von Selen und seinen Verbindungen thematisieren. Die Studienergebnisse sowie die Erkenntnisse aus bisherigen Reviews wurden zusammenfassend dargestellt und daraufhin geprüft, ob die Ableitung einer Exposition-Risiko-Beziehung möglich ist.

Das Projekt wurde vom Institut für Arbeitschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) koordiniert, von der Firma ENVIRON durchgeführt und von einem Experten-Arbeitskreis begleitet.

Ergebnisse:

Bei den epidemiologischen Studien gibt es Hinweise auf einen protektiven Effekt von organischen Selenverbindungen auf das Risiko für verschiedene Krebsarten, insbesondere bei Männern. Evidenzen für eine Erhöhung des Krebsrisikos fehlen. Die Studienergebnisse in der Epidemiologie basieren häufig auf der Einnahme von Selen als Nahrungsergänzungsmittel in den USA, die Aussagen sind aufgrund der heterogenen Daten nicht abgesichert.

Bei vielen toxikologischen Studien gibt es Hinweise auf ein erhöhtes Leberkrebsrisiko bei der oralen Verabreichung hoher Dosen Selensulfid, bei der Inhalation von Selen liegen jedoch nur Studien mit unzureichender Qualiltät vor. In bestimmten Konzentrationsbereichen beschreiben einige toxikologische Studien auch einen protektiven Effekt bzgl. Krebs, dieser Effekt wird aber in anderen Studien nicht bestätigt und bleibt daher umstritten.

In-vitro Studien zeigen bei Selen und seinen anorganischen Verbindungen einige genotoxische Effekte, besonders bei hohen Konzentationen.

Zusätzlich wurde in den Auswertungen der Endpunkt Diabetes II berücksichtigt, da er in vielen Studien beschrieben wird. Die Studienergebnisse sind widersprüchlich, daher kann ein kausaler Zusammenhang zwischen Selen und Diabetes II nicht bestätigt werden.

Insgesamt betrachtet liegen zwar Daten zum Risiko von Selen zu den Endpunkten Krebs und Diabetes vor, die Qualität der vorliegenden Studien reicht jedoch für die Ableitung einer ERB nicht aus. Es konnte kein point of departure (POD) für Selen ermittelt werden.

Stand:

18.07.2014

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)
  • Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI)
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren

Schlagworte:

Stäube, Fasern, Partikeln

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Selen, Toxizität, Epidemiologie, Kanzerogenität, Gefährungspotential, Exposition-Risiko-Beziehung (ERB)

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