abgeschlossen 01/2011
Die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) hat 2009 ein Topic Centre Occupational Safety and Health (TC-OSH) eingerichtet. Das TC-OSH hat eine Laufzeit von vier Jahren. In jedem Kalenderjahr werden ungefähr 15 konkrete Projekte bearbeitet. Die Schwerpunkte in 2010 lagen in den Bereichen Risikowahrnehmung, Arbeitsbedingungen von Frauen, Gesundheitsprävention, Wartungsarbeiten und evidenzbasierte Prävention. Das IFA beteiligte sich an den Projekten "Neue Risiken und Trends bei der Sicherheit und Gesundheit von Frauen bei der Arbeit" und der Überarbeitung von FAQs (häufig gestellte Fragen mit Musterantworten) auf den Internetseiten der Agentur. Die BG BAU konnte dafür gewonnen werden, evidenzbasierte Präventionsbeispiele aus dem Baubereich zusammenzutragen. Das IFA beteiligte sich weiterhin aktiv im Management des TC-OSH und in der Advisory Group des Topic Centres.
In einem internationalen Konsortium wurden auf der Basis von Ausschreibungen der Agentur alle Projekte arbeitsteilig angegangen. Schwerpunkte beim Thema "Arbeitsbedingungen von Frauen" waren spezifische Gesundheitsprobleme, speziell im Zusammenhang mit Krebserkrankungen und Gewalt bei der Arbeit. Es wurde ein statistischer Überblick über Trends bei der Beschäftigung und der Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt, aufgeschlüsselt nach Alter und Mitgliedsstaaten, erstellt. Gute Praxisbeispiele zur besseren Integration der geschlechtsspezifischen Aspekte im Arbeitsschutz wurden vorgestellt. Es wurde in nationalen und internationalen Literaturdatenbanken sowie in nationalen und internationalen statistischen Datenquellen recherchiert. Bei den evidenzbasierten Praxisbeispielen aus dem Baubereich wurden die wichtigsten Risiken bestimmt sowie Präventionsmaßnahmen (Schulungen, Gesundheitsförderung, Arbeitsschutzmanagementsysteme) mit messbaren Arbeitsschutzeffekten und geringem administrativem Aufwand herausgearbeitet.
Die EU-OSHA plant die Ergebnisse aus den TC-OSH Projekten in gedruckter Form und/oder auf ihren Internetseiten zu veröffentlichen. So ist, basierend auf den Projekten zu Arbeitsbedingungen von Frauen aus den Jahren 2009 und 2010, eine Veröffentlichung eines Reports geplant. Der Report zeigt, dass Arbeitsschutz weitgehend nicht zwischen Bedürfnissen von Frauen und Männern differenziert und trotz nachweislich verschiedener Arbeitsbedingungen immer noch zu sehr von einem (männlichen) Standardbeschäftigten ausgeht. Eine stärker geschlechtsspezifische Ausrichtung des Arbeitsschutzes scheint angemessen, da 59 % aller neuen Arbeitsplätze in Europa zwischen 2000 und 2009 durch Frauen besetzt wurden und ihre Erwerbstätigenquote zunimmt. Frauen arbeiten meist im Bildungssektor, im Gesundheitswesen oder im Einzelhandel. Sie arbeiten deutlich häufiger als Männer Teilzeit (80 % aller Teilzeitbeschäftigten sind Frauen!) und in informeller Arbeit. Ihre Arbeit ist somit oft durch den Kontakt zu Kunden oder Patienten gekennzeichnet, was zu einer besonders hohen Belastung von Frauen durch psychosoziale Aspekte ihrer Arbeit führt. Häusliche Arbeit ist einer der am schnellsten wachsenden Sektoren in Europa und Stellen werden größtenteils durch Frauen besetzt. Gerade informelle und häusliche Arbeit machen Frauen anfällig für Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Herkunft oder Klasse sowie Mobbing und Gewaltanwendung. Der Arbeitsschutz greift bei Frauen durch ihre oft prekäre und unsichere Arbeitssituation schlechter als bei Männern und muss sich zukünftig stärker der Verbesserung bei psychosozialen Arbeitsbedingungen von Frauen widmen. Bei der Entwicklung ergonomischer Hilfen und persönlicher Schutzausrüstung muss die weibliche Anatomie berücksichtigt werden. Während Frauen weniger häufig von Arbeitsunfällen betroffen sind, sind arbeitsbedingte Gesundheitsprobleme bei Männern und Frauen ähnlich; Muskel-Skelett-Erkrankungen spielen die größte Rolle. Auf den Internetseiten der EU-OSHA ist des Weiteren eine aktualisierte Version der Frequently Asked Questions (FAQs) zu finden. Die DGUV beteiligte sich an der Überarbeitung von 66 existierenden FAQs aus den Bereichen Unfallverhütung (18), Muskel-Skelett-Erkrankungen (4), Arbeitsschutzmanagement im Bildungssektor (11), Unfallverhütung im Bildungssektor (6), Psychosoziale Faktoren im Bildungssektor (11), Aspekte betrieblicher Gesundheit im Bildungssektor (11) und Menschen mit Behinderung (5). Die Ergebnisse aus den TC-OSH Projekten fließen in die EU-Arbeitsschutzstrategie ein.
-branchenübergreifend-
Gefährdungsart(en):-Verschiedenes-
Schlagworte:Gesundheitsförderung, Unfallverhütung, Arbeitsschutzdienste
Weitere Schlagworte zum Projekt:Risikoabschätzung, Beobachtungsstelle für neue, arbeitsbedingte Risiken, Gute Praxis, Arbeits- und Gesundheitsschutz