Formaldehyd in Humananatomien – Evaluation von Schutzmaßnahmen

Projekt-Nr. IFA 0101

Status:

abgeschlossen 12/2022

Zielsetzung:

Bereits vor mehr als zehn Jahren haben messtechnische Bestimmungen der inhalativen Exposition gegenüber Formaldehyd durch einige Unfallkassen Überschreitungen des damals noch nicht rechtsverbindlichen Arbeitsplatzgrenzwertes (AGW) von 0,37 mg/m3 ergeben.

Seither haben die anatomischen Institute teils umfangreiche lüftungstechnische, präparationstechnische und organisatorische Maßnahmen ergriffen, um den AGW einzuhalten. Viele Anatomien sind durch das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) in Kooperation mit den Unfallkassen in diesem Prozess beraten worden, teils auch mithilfe von Messungen.

Die folgenden Projekte des IFA, auf denen das hier beschriebene Evaluationsprojekt aufbaut, haben diesen Prozess begleitet:

  • Projekt 3127 "Formaldehydbelastung im anatomischen Praktikum"
  • Projekt 3131 "Messtechnische Ermittlungen in der Anatomie – Messprogramme 9092 und 9187"
  • Projekt 3141 "Entwicklung eines Lüftungskonzepts für Säle des anatomischen Praktikums".

In diesem Projekt sollten zum einen die getroffenen Maßnahmen bewertet und zum anderen die Rolle des IFA und der Unfallkassen in diesem Prozess untersucht werden.

Dabei stand im Mittelpunkt, ob die Maßnahmen wirksam sind und, wenn möglich, ob der AGW eingehalten werden kann. Vordringliches Ziel war es, damit einen Beitrag zu leisten, die Gute Praxis (Good Practice) der Schutzmaßnahmen zu ermitteln.

Aktivitäten/Methoden:

In diesem Evaluationsprojekt wurden bereits vorhandene Messdaten und subjektive Einschätzungen der Anatomien in drei Aktivitätsfeldern untersucht. Diese wurden jeweils für die einzelnen Einrichtungen und Messanlässe ausgewertet.

Parallel dazu wurde ein Fragebogen entwickelt und in einem Arbeitskreis der Anatomischen Gesellschaft verteilt. Der Fragebogen wurde mehrheitlich von den Anatomie- und/oder Prosekturleitungen ausgefüllt. Inhalt des Fragebogens sind die Verringerung von Formaldehyd in Anatomiepraktika sowie die Beratung der Unfallversicherungsträger zu diesem Thema. Die teilnehmenden Anatomien wurden über die Ergebnisse mit einem Bericht und der Arbeitskreis während einer Sitzung mit einem Vortrag informiert.

Zusätzlich wurden vier Anatomie- oder Prosekturleitungen interviewt, um tiefergehende Informationen über die Effektivität getroffener Maßnahmen und ein Feedback zu den vorangegangenen Beratungen durch die gesetzliche Unfallversicherung zu erhalten.

Ergebnisse:

Die Exposition lag in den meisten Einrichtungen für eine achtstündige Belastung in der Nähe des AGW. Entgegen der ursprünglichen Planung eignen sich stationäre Messungen nicht, um die Exposition zu beschreiben. Die Messwerte streuen stark, die Streuungen sind aber aufgrund derselben Tätigkeit (Anatomiepraktikum) sehr ähnlich. Maßnahmen beeinflussen die Höhe der Exposition, beispielsweise durch die Umsetzung eines abgestimmten Lüftungssystems (s. IFA Projekt 3141), das nach Möglichkeit abgesaugte Präpariertische umfasst. Andere Möglichkeiten der Verringerung der Formaldehydexposition sind eine Reduktion von Formaldehyd in den Konservierlösungen und das generelle Verringern von Expositionsquellen (weniger Körperspenden oder Lagerbehälter auf dem Präpariersaal). Die Verringerung der Temperatur in den Sälen hat nur einen geringen Einfluss gehabt.

Der Rücklauf der Fragebögen ist mit 74 % hoch gewesen. Im Ergebnis sind hier Maßnahmen als effektiv oder sehr effektiv bewertet worden, die auch bei den Messungen die Expositionshöhe beeinflusst haben. Als effektiv sind auch weitere Maßnahmen bewertet worden, wie das Tragen von Atemschutz, die geschlossene Lagerung von Abdecktüchern im Saal oder Einzelaspekte des Lüftungskonzeptes. Insgesamt steht damit ein Bündel von Maßnahmen zur Verfügung, die von den Einrichtungen als effektiv eingestuft werden, und die zum Teil in Messungen eine positive Wirkung haben.

Die Befragung ergab, dass elf der 14 durch das IFA und die Unfallkassen beratenen Einrichtungen die Beratung als sehr hilfreich empfanden, zwei als eher hilfreich und eine als eher nicht hilfreich. Dieser positive Eindruck spiegelt sich auch in den Interviews wider, die die positiven Effekte der Maßnahmen mit weiteren Detailinformationen untermauert haben. Auch zeigt sich in den Interviews, dass durch den Kontakt mit den Unfallkassen und dem IFA das Problembewusstsein gestärkt und eine systematische Suche nach Maßnahmen zur Expositionsreduktion befeuert wurde.

Das Sachgebiet Hochschulen der DGUV ist über die Arbeiten informiert, sodass dort nach Publikation der Ergebnisse eine Information zu Guter Praxis erfolgen kann.

Stand:

10.03.2023

Projekt

Gefördert durch:
  • Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)
Projektdurchführung:
  • Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)
  • Unfallkasse Hessen
  • Unfallkasse NRW
  • Unfallkasse Baden-Württemberg
  • Unfallkasse Sachsen
  • Unfallkasse Nord
  • Kommunale Unfallversicherung Bayern
  • Bayerische Landesunfallkasse
Branche(n):

Bildung, Wissenschaft

Gefährdungsart(en):

Gefahrstoffe

Schlagworte:

Evaluation, Grenzwert, Chemische Arbeitsstoffe

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Evaluation, Maßnahmenbewertung, Schutzmaßnahmen

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