abgeschlossen 12/2011
Mit dieser Arbeit sollte ein Beitrag zur Verbesserung der methodischen Qualität in der Versorgungsforschung zu medizinischen Hilfsmitteln der unteren Extremität geleistet werden. Das Nutzungsverhalten der untersuchten Orthesen wurde bisher nicht mit objektiven Messmethoden erfasst. Wenn das Therapieverhalten in Studien mit diesen Hilfsmitteln berücksichtigt wurde, dann erfolgte eine retrospektive Befragung der Patienten.
Es wurden Orthesen für die Rehabilitation nach Knie- oder Fußoperationen mit einer Online-Befragung bei 105 Patienten untersucht. Für die objektive Erfassung der Verwendungszeit kam ein Monitoring-System zum Einsatz, das die Wärmeaufzeichnung an den körperanliegenden Hilfsmitteln mit Zeit- und Datumserfassung ermöglichte. Daraus war während des Therapieverlaufes im Abstand von eineinhalbstündigen Messintervallen ersichtlich, über welchen Zeitraum das Hilfsmittel genutzt wurde. Das Therapieverhalten bei Patienten während einer längeren therapeutischen Maßnahme zu untersuchen, erfordert ein mehrdimensionales Vorgehen. Es wurden verschiedene Ebenen in die Untersuchung einbezogen, sowohl die Ortheseneigenschaften als auch Patientenmerkmale. Das Ausmaß der Therapiemitarbeit (sog. Compliance) wurde im bestehenden Behandlungskontext betrachtet.
Patienten mit Sprunggelenk-Fußorthesen verwendeten die Orthese im Durchschnitt in 50 % der vorgeschriebenen Zeit. Sie setzten die Therapievorgaben regelmäßiger um als Patienten mit Knieorthesen, bei denen im Durchschnitt 30 % der empfohlenen Therapiedauer dokumentiert wurden. In beiden Stichproben hatte die Bereitschaft der Patienten, die Orthese regelmäßig entsprechend der Therapieempfehlungen zu verwenden, einen nachweisbaren Einfluss auf das Trageverhalten. Dafür waren die Informationen zum Behandlungsablauf und zur Wirksamkeit des Hilfsmittels besonders relevant. Diese wurden aber teilweise ungenügend vermittelt. Daraus folgt, dass die Betreuung der Patienten bei der Versorgung stärker im Fokus stehen sollte als bisher. In den wöchentlichen Erhebungen wurden die Strategien der Patienten im Umgang mit dem Hilfsmittel und bei Problemen deutlich. Sie legten das Hilfsmittel über längere Zeitabschnitte ab und beschrieben dabei ein Schonverhalten. Für beide Hilfsmittelversorgungen konnten Problembereiche identifiziert werden, die in der nutzergerechten Produktgestaltung stärker berücksichtigt werden sollten. Zum einen zeigte sich eine schlechte Passung der Orthesen. Die vorhandene Konfektionierung eignete sich für manche Patienten bereits zum Behandlungsbeginn nicht. Im Verlauf veränderte sich der Umfang des betroffenen Beins, woran die Orthesen nicht anpassbar waren. Dadurch wurden Druckstellen, Einschnürungen oder Verrutschen begünstigt. Als zweites Problemfeld wurden die ungünstigen mikroklimatischen Verhältnisse zwischen Haut und den Orthese beschrieben. Patienten erlebten eine gesteigerte Transpiration unter den Schienen, die Materialien waren nicht atmungsaktiv. Das führte zu massiven Beeinträchtigungen des Tragekomforts. In einem mehrdimensionalen Ansatz, bei dem die Beratung der Patienten für den alltäglichen Gebrauch in die Produktanleitungen integriert wird (bspw. im Sinne von FAQ) und ebenso eine nutzergerechte Gestaltung der Form und der Materialien von Hilfsmitteln erfolgt, könnte die frühe Mobilisierung nach Verletzungen und die Patientensicherheit wesentlich besser implementiert werden, als es sich derzeit anhand der Studiendaten darstellte.
-branchenübergreifend-
Gefährdungsart(en):-Verschiedenes-
Schlagworte:Rehabilitation
Weitere Schlagworte zum Projekt:Medizinprodukte, Akzeptanzverbesserung, medizinische Hilfsmittel