abgeschlossen 04/2007
Ziel des Projektes war die Beantwortung der Frage nach der Validität des von der Freiburger Forschungsgruppe entwickelten "Screeninginstrumentes zur Ermittlung von Risikopatienten für die Entwicklung einer PTBS" speziell für die Gruppe von schwerverletzten Unfallpatienten analog zum Vorgehen von Stieglitz et al. (2002). Von besonderem Interesse war die prognostische Relevanz für die Identifizierung von Risikopatienten für die Entwicklung einer PTBS bei schwerverletzten Patienten sechs Monate nach einem Unfall.
Die Validierung erfolgte auf der Grundlage von Daten, die im Zusammenhang mit einer DFG-Studie an 130 schwerverletzten Unfallpatienten erhoben wurde. Zu diesem Zweck wurden die Werte des Screeners unmittelbar nach Erstkontakt mit den Unfallpatienten auf Normalstation zusammen mit den Werten zweier weiterer Fragebögen (Deutsche Übersetzung der Posttraumatic Stress Diagnostic Scale PDS- d 1, revidierte Form der Impact of Event Scale; IES-R) ermittelt. Die Patienten erhielten die gleichen Fragebögen noch einmal zum Sechs-Monats-Follow-Up. Zur Berechnung der Validität wurden die Daten der Fragebögen in Korrelation zueinander gesetzt.
Ziel der vorliegenden Untersuchung war die Validierung des Freiburger Screeningfragebogens zur Identifizierung von Risikopatienten für die Entwicklung einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD) an der Gruppe von schwerverletzten Unfallpatienten. Von besonderem Interesse war die prognostische Relevanz zur frühzeitigen Identifizierung von Risikopatienten für die Entwicklung einer PTSD sechs Monate nach Unfall. Als Kennwerte wurden hier Sensitivität, Spezifität, der optimale Cut-off-Wert, sowie Youden-Index und Cross-Product-Ratio berechnet. Außerdem interessierten die Werte zur divergenten und konvergenten Validität, d. h. inwieweit der Screener tatsächlich Patienten mit PTSD erkennt und mit dem Fragebogen eine Abgrenzung gegenüber anderen Störungsbildern möglich ist. Im Rahmen einer DFG-Studie wurden dazu 113 unfallchirurgisch behandelte Patienten mit Mehrfachverletzungen nach einem Unfall auf das Vorliegen psychischer Störungen als Folge des Unfalls untersucht. Additiv wurde auch der Freiburger Screeningfragebogen eingesetzt. Diagnosezeitpunkte waren u. a. bei Aufnahme auf Normalstation sowie sechs Monate nach Unfall. Alle Patienten erhielten stationär Psychotherapie, 50 % dieser Patienten auch ambulant im Anschluss an eine Rehabilitationsphase. Von diesen 113 Studienpatienten konnten die Daten von 59 Patienten für die Validierung des Screeners verwendet werden. Bei der Berechnung der prognostischen Valität wurden sowohl die Patienten mit dem Vollbild einer PTSD als auch diejenigen mit Symptome einer subsyndromalen PTSD berücksichtigt. Für die Berechnung der divergenten Validität wurde das Vorliegen von Symptomen der Angst oder der Depression bei Aufnahme auf Normalstation berücksichtigt. Auf Normalstation zeigten 55,4 % der Patienten eine psychische Auffälligkeit, insgesamt 33,2 % zeigten Symptome einer PTSD oder einer subsyndromalen PTSD. Zum Zeitpunkt des Sechs-Monats-Follow-Ups litten noch 39,5 % der untersuchten Patienten an einer psychischen Auffälligkeit, 28,2 % wiesen Symptome einer PTSD oder einer subsyndromalen PTSD auf. Als optimaler Cut-off konnte für den Screener ein Wert von drei berechnet werden. Sensitivität und Spezifität lagen hier bei 86,7 % (Sens) bzw. bei 69,2 % (Spez), der Youden-Index lag bei 0,56, die Cross-Product-Ratio bei 14,7. Die gemeinsame Varianz mit BDI und den Subskalen des BSI lag je nach Fragebogen bzw. Skala um Werte zwischen 19 und 35 %, für den BDI und die Subskala Soziale Unsicherheit des BSI betrugen die Werte der gemeinsamen Varianz > 50 %. Gefordert sind hier jedoch möglichst kleine Werte. Umgekehrt lag die gemeinsame Varianz der Werte des Freiburger Screeners mit dem Summenwert des IES-R bzw. des PDS-d1 bei 26,7 bzw. 21,6 %. Hier sollten, konvergente Validität vorausgesetzt, deutlich höhere Werte erzielt werden. Insgesamt waren die Werte für die prognostische Validität zufriedenstellend, die Werte zur divergenten und konvergenten Validität jedoch nicht. Das heißt, es kann nicht sichergestellt werden, dass der Screener nur Patienten mit PTSD erfasst. Als alleiniges Instrument zur Ermittlung von Risikopatienten für PTSD und zur Indikation einer symptomspezifischen PTSD-Behandlung sollte der Freiburger Screener daher nicht eingesetzt werden.
-branchenübergreifend-
Gefährdungsart(en):Psychische Fehlbelastungen
Schlagworte:Rehabilitation
Weitere Schlagworte zum Projekt:Screening, Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)