Thermodilution zum hämodynamischen Monitoring nach akutem Querschnittsyndrom

Projekt-Nr. FF-FR 0283

Status:

abgeschlossen 03/2020

Zielsetzung:

Das erweiterte hämodynamische Monitoring mittels Thermodilution ist eine etablierte Methode in der Intensivmedizin. Aufgrund der Beteiligung des autonomen Nervensystems im Rahmen einer akuten Querschnittläsion kommt es bei vielen Patienten durch periphere Vasoplegie sowie Bradykardie zu einer schweren Beeinträchtigung des Herz-Kreislaufsystems. In der Literatur gibt es keine Publikation, welche erweitertes hämodynamisches Monitoring bei diesen Patienten beschreibt.

Ziel des Vorhabens war es zu ermitteln, welche Werte sich für die Herzleistung (Herzzeitvolumen, Schlagvolumen, Herzfrequenz) und den systemischen vaskulären Widerstand bei Patienten mit Querschnittsyndrom ergeben. Weiteres Ziel war die Prüfung, wie diese Werte sich von den publizierten Referenzwerten nicht-querschnittgelähmter Patienten unterscheiden.

Aktivitäten/Methoden:

Von März 2018 bis März 2020 führten wir eine prospektive, single center Pilotstudie durch, in die alle Patienten mit einer akuten Querschnittläsion (n=30) aufgenommen wurden. Patienten mit einer vorbestehenden Herzerkrankung sowie Patienten mit Sepsis wurden ausgeschlossen. Die Messungen (n=386) erfolgten mit dem PiCCO-System (Pulsion, München, Deutschland) mindestens dreimal täglich.

Ergebnisse:

Bis März 2020 wurden 30 Patienten eingeschlossen. Bei 21 Patienten war die Halswirbelsäule (C2 bis C7) betroffen. 6 Patienten hatten eine Läsion der Brustwirbelsäule (Th1 bis Th10) und 3 Probanden litten an einer Verletzung der Lendenwirbelsäule (L1 und L4). Insgesamt lagen der mittlere Cardiac Index (CI), der mittlere Stroke Volume Index (SI), die mittlere Herzfrequenz (HR) und der mittlere Arterielle Druck (MAP) innerhalb des in der Literatur angegebenen Referenzbereiches. Nur der mittlere systemische Gefäßwiderstandsindex (SVRI) und der mittlere Zentralvenöse Druck (CVP) wichen von der Norm ab. Bei 19 der Patienten war an mindestens einem Tag der Messungen eine Therapie mit Noradrenalin notwendig (n=86). Im Vergleich zu den Messungen ohne Vasopressortherapie (n=300) zeigte sich ein signifikanter Unterschied des mittleren CI (3,9 vs 4,2 l/min/m2, p=0,03), SI (55 vs 59 ml/m2, p=0,014), SVRI (1275 vs 1422 dyn*s*cm-5*m2, p=0,01) und MAP (71 vs 83 mmHg, p=0,00). Die Herzfrequenz (73 vs 73 bpm, p=0,97) und der CVP (11 vs 11 mmHg, p=0,66) blieben durch die Katecholamine unbeeinflusst.

Schlussfolgerung:
Unsere Ergebnisse zeigen einen Unterschied des peripheren Gefäßwiderstandes bei Patienten mit akuter Querschnittverletzung im Vergleich zum Referenzbereich gesunder Personen. Darüber hinaus ist der SVRI bei Patienten unter Noradrenalin-Therapie und Patienten, die keine Katecholamine erhielten, reduziert. Bei gleichzeitig hochnormalem Schlagvolumen lässt sich eine Kompensation des Widerstandsverlustes durch ein erhöhtes Herzzeitvolumen vermuten. Daher kann bei diesen Patienten ein niedrigerer peripherer Widerstand toleriert und somit die Anwendung von Vasopressoren reduziert werden.

Stand:

10.02.2021

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

-Verschiedenes-

Schlagworte:

Rehabilitation

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Thermodilution, Querschnittssyndrom