Evaluation einer physiotherapeutisch/biomechanischen Indikationsprüfung für mikroprozessgesteuerte Prothesenpassteile der unteren Extremität

Projekt-Nr. FF-FR 0218

Status:

abgeschlossen 05/2018

Zielsetzung:

Die neuesten Entwicklungen bei Prothesenkniegelenken stellen mikroprozessor-gesteuerte Passteile dar, die Features wie Standphasensicherung und Schwungphasensteuerung bieten. Allerdings führt dieser Fortschritt auch zu einem erheblichen Kostenanstieg bei der Prothesenversorgung. Die medizinische Notwendigkeit für ein solches Hilfsmittel besteht, wenn der Behinderungsausgleich nicht im gleichen Umfang mit einem kostengünstigeren und zumindest gleich geeigneten Hilfsmittel erreicht werden kann. Die Feststellung der Notwendigkeit ist häufig schwierig, auch deshalb, weil keine objektiven Testverfahren hierzu vorhanden sind. Ziel einer Indikationsprüfung ist die Feststellung des wesentlichen Gebrauchsvorteils im Alltag durch eine neue Prothesenversorgung. Dieser Gebrauchsvorteil resultiert aus einem funktionellen Zugewinn in sieben Kriterien: Sicherheit, Entlastung, geteilte Aufmerksamkeit, Geschwindigkeit, Kraftaufwand, Gangbild, Gehhilfe. Es sollte ein verallgemeinertes Prüfverfahren entwickelt werden, das zur Indikationsstellung angewendet werden kann. Dieses sollte objektiv, kostengünstig und in jedem Kompetenzzentrum umsetzbar sein.

Aktivitäten/Methoden:

Von März 2014 bis März 2017 wurden 58 Patienten (18-75 Jahre) rekrutiert. Im Rahmen eines einwöchigen stationären Aufenthaltes durchliefen die Probanden zu Beginn einen komplexen funktionellen Test in der Physiotherapie sowie eine Ganganalyse zur Erhebung kinematischer (Vicon, Oxford) und kinetischer (Kraftmessplatte, AMTI) Daten mit dem vorhandenen Prothesenpassteil. Nach einem Umbau auf das zu testende Gelenk erfolgte eine 4-tägige Gehschule sowie ein abschließender erneuter Test in der Physiotherapie und im Ganglabor. Zusätzlich wurde eine subjektive Einschätzung des Patienten erhoben sowie eine abschließende ärztliche Untersuchung durchgeführt. Um ein physiotherapeutisches und allgemeingültiges Testverfahren zur Beurteilung des Gangbildes nach Prothesenversorgung zu entwickeln und zu überprüfen, wurden die Bewertung der Parameter innerhalb einer Messung sowie zwischen beiden Messungen zwischen den Beobachtungen der Physiotherapie und objektiven Daten der instrumentellen Bewegungsanalyse angestrebt. Der Direktvergleich der Parameter wurde mithilfe einer Korrelationsanalyse durchgeführt. Die Berechnung der Unterschiede zwischen den beiden Messungen konnte bei nominalskalierten Daten mithilfe einer univariaten ANOVA ermittelt werden. Bei metrischen Datensätzen wurde eine Korrelation gerechnet.

Ergebnisse:

Der Vergleich der Bewertung von mehreren Parametern, zusammengefasst in einzelne Kernkriterien, zeigte eine fehlende Übereinstimmung der Messergebnisse. Deshalb wurde auf einen Direktvergleich einzelner Parameter umgestellt. Innerhalb einer Messung konnten signifikante große Effektstärken bei der Geschwindigkeit (r= -.416 bis -.767) sowie signifikante mittlere Effektstärken bei Schrittlängendifferenz (.368), Duchenne (.339), Oberkörperschwankung (.307) sowie Vaulting (.494) auf ebenem Gelände gemessen werden. Zwischen beiden Messterminen wurde die Veränderung lediglich in der Schrittlängendifferenz auf der Ebene (p = .001) sowie der Geschwindigkeit auf unebenem Untergrund (p = .000 bis .009) gleich bewertet.

Diskussion: Die Ergebnisse zeigten, dass die Messungen im Ganglabor mit den Beobachtungen der Physiotherapie nur unzureichend übereinstimmten, jedoch konnten komplexe Bewegungsabläufe in der Ganganalyse nicht gemessen werden. Die Beurteilung der sieben Kriterien des funktionellen Zugewinns soll unter Berücksichtigung von Daten aus der Ganganalyse und nach mehrtägiger Gehschulung im Rahmen der Prothesenversorgung durch Therapeuten und Ärzte erfolgen, die Erfahrung im Umgang mit Amputierten haben. Die sieben Prüfkriterien sowie die erarbeiteten physiotherapeutischen Funktionstests sind sinnvoll und sollen beibehalten werden.

Stand:

26.02.2019

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Berufsgenossenschaftl. Verein für Heilbehandlung Murnau e.V.
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

-Verschiedenes-

Schlagworte:

Rehabilitation

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Indikationsprüfung, Prothesen