Bangladesch baut Unfallversicherung auf

Die eingestürzte Textilfabrik Rana Plaza. Menschen stehen auf den Trümmern.

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Vor zehn Jahren stürzte die Textilfabrik Rana Plaza ein, mehr als 1.100 Menschen starben. Die DGUV half beim Aufbau einer Unfallversicherung für den Textil- und Ledersektor.
Bild: REUTERS/Andrew Biraj - stock.adobe.com

Mehr als 1.100 Menschen kamen beim Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch ums Leben, 2.240 wurden verletzt. Zehn Jahre sind seit der Katastrophe vergangen. Sie markierte einen Wendepunkt: Bangladesch hat sich auf den Weg gemacht, Arbeitsplätze besser und sicherer zu gestalten. Die DGUV begleitet das Land seit 2014 dabei. Das Projekt zum Aufbau einer Unfallversicherung für die Beschäftigten im Textil- und Ledersektor wurde erfolgreich abgeschlossen.

Die Bilder der eingestürzten Fabrik Rana Plaza in Savar gingen 2013 um die Welt. Sie standen sinnbildlich für die Arbeitsbedingungen der Textilindustrie in Bangladesch und die prekäre soziale Lage der Menschen, die für den Textilsektor in Südostasien arbeiten. Schnell war klar: Das ist nicht nur ein Problem der Länder vor Ort, sondern der gesamten Welt, denn dort wird die Kleidung hergestellt, die unter anderem nach Europa exportiert wird. Nachhaltige Lieferketten wurden daraufhin Bestandteil nationaler und internationaler Politik. "Mit dem Unglück begann eine Reihe von politischen Initiativen. Ziel war es, die Arbeit für die Beschäftigten im Textilsektor gesünder und sicherer zu gestalten und eine Versicherung gegen Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten aufzubauen", erläutert Dr. Gregor Kemper, Leiter des Stabsbereichs Internationale Beziehungen der DGUV. Das Ergebnis nach fast zehn Jahren: Es wurden die Grundlagen für eine Unfallversicherung in Bangladesch etabliert. Was so selbstverständlich klingt, war ein langer, gemeinsamer Weg der DGUV, der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) sowie der Institutionen, Verbände und der Regierung in Bangladesch.

Präsenz vor Ort

Es war besonders wichtig, dass deutsche Fachleute aus Prävention und Rehabilitation die Fachkräfte für Arbeitssicherheit vor Ort in Bangladesch beraten und geschult haben. "Wissenstransfer ist einer der Schlüssel, um das Verständnis für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz zu transportieren", resümiert Kemper. "Die Präsenz war auch wichtig, um die Arbeitskultur in Bangladesch zu verstehen, vorhandene gute betriebliche Lösungen wertzuschätzen und Ideen oder Verbesserungen gemeinsam mit den Unternehmen zu erproben." Es brauchte Vertrauen, um eine gemeinsame Arbeitsgrundlage zu entwickeln und zu vermitteln, dass Arbeitsschutz ein Gewinn für alle ist – für die Unternehmen, den Staat und die Beschäftigten und ihre Familien. Im Ergebnis wurden unter anderem Strukturen für ein Arbeitsschutzinstitut etabliert, Return-to-work-Strategien umgesetzt und digitale Tools wie die App "Safety@Work" für den Arbeitsalltag entwickelt.

Sichere Arbeit weltweit

Die Arbeitsbedingungen und die soziale Lage der Beschäftigten in Bangladesch sollen weiter nachhaltig verbessert werden. Daher wird aktuell ein weiteres Projekt mit der GIZ in Bangladesch vorbereitet – zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Gerbereien. Noch in diesem Jahr soll das Vorhaben mit der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft, der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie und der Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse verwirklicht werden. Bangladesch ist nur ein Beispiel für das internationale Engagement der DGUV für soziale Sicherheit und Arbeitsschutz. Weitere Beratungsprojekte finden beispielsweise in China und Indien statt. "Damit leistet die gesetzliche Unfallversicherung einen Beitrag zu fairen Wettbewerbsbedingungen für deutsche Unternehmen sowie zu sicheren und gesunden Arbeitsplätzen für ins Ausland entsandte Beschäftigte", bekräftigt Kemper das Engagement.

Weitere Informationen:
Bangladesch - Aufbau einer Unfallversicherung
Unterstützung aus Deutschland für neue Unfallversicherungen in Asien