Psychischen Krisen vorbeugen

Ein Logistik-Mitarbeiter sitzt auf einem Wagenheber und stützt mit einer Hand seinen Kopf ab.

Psychische und körperliche Erkrankungen können entstehen, wenn die Belastung dauerhaft zu hoch ist.
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Die Zahl der psychischen Erkrankungen nimmt zu. Sie sind die zweithäufigste Ursache für Krankschreibungen und gehen oft mit langen Ausfallzeiten einher. Gleichzeitig gibt es nicht genug Therapieplätze. Betriebliche Angebote tragen dazu bei, Engpässe in der Betreuung abzufangen. Die Gefährdungsbeurteilung muss die psychische Belastung durch die Arbeit erfassen.

Unsere Arbeitswelt ist geprägt durch zunehmende Dynamik und Beschleunigung. Aufgrund der Pandemie kommen weitere Belastungsfaktoren hinzu. Burnout, chronische Erschöpfung, Depression, Anpassungs- oder Angststörung sind Krankheitsbilder, die infolge dessen zunehmen. Laut NAKO Gesundheitsstudie – Deutschlands größte Kohortenstudie – zeigt sich eine erhöhte psychische Beanspruchung in allen Altersgruppen. Gleichzeitig können Therapieplätze aktuell nur jeder vierten Person angeboten werden. Arbeitgebende können durch betriebliche Angebote Betreuungslücken ausgleichen und so zur Gesundheit ihrer Beschäftigten beitragen.

Psychischer Belastung entgegenwirken

Psychische Erkrankungen sind nie nur arbeitsbedingt, jedoch können eine gute Arbeitsorganisation und ein gutes Betriebsklima die Belastung reduzieren. Es ist wichtig, die verschiedenen Belastungen im Team zu identifizieren und ihnen entgegenzusteuern. "Faktoren wie Wertschätzung, Entscheidungsspielraum, mitarbeiterorientierte Führung, Kollegialität sowie Möglichkeiten zur Weiterentwicklung wirken sich nachweisbar positiv aus", erklärt Prof. Dr. Windemuth, Direktor des Instituts für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IAG). "Hingegen wirken dauernder Termindruck, emotional fordernde Arbeit, fehlende Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder die Sorge um den Arbeitsplatz negativ." Die Belastungsfaktoren und Gegenmaßnahmen werden in der Gefährdungsbeurteilung erfasst und laufend angepasst. Dazu beraten und unterstützen die Berufsgenossenschaften und Unfallkassen.

Auf betriebliche Angebote verweisen

Besonders Führungskräfte tragen Verantwortung für die Gesundheit ihrer Teammitglieder. Sie halten engen Kontakt und können Auffälligkeiten im Verhalten früh erkennen. Jedoch müssen sie auf weitere betriebliche Angebote verweisen können. "Manchen Betroffenen fällt es leichter, sich gegenüber einer Person zu öffnen, die Fachexpertise hat und der Schweigepflicht unterliegt", erklärt Windemuth. "Besonders die Betriebliche Sozialarbeit kann Betreuungslücken füllen und gleichzeitig die Führungskräfte beraten. Ist diese sogar im Unternehmen ansässig, kennt sie die Beschäftigten und die Gegebenheit und kann gezielt im Betrieb unterstützend agieren." Weitere mögliche betriebliche Angebote sind die Psychosomatische Sprechstunde im Betrieb oder im Akutfall die betriebliche psychologische Erstbetreuung.

Psychische Belastung gehört zum täglichen Leben. Ist sie jedoch zu hoch und hält über längere Zeit an, kann sie zur Überlastung und körperlichen oder psychischen Erkrankungen führen. Ein offener Umgang hilft, Symptome früh zu erkennen. Dieses Ziel verfolgt das Bundesministerium für Arbeit und Soziales mit der Offensive Psychische Gesundheit. Auch die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA) will Unternehmen verstärkt motivieren, die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung anzuwenden. Denn seelische Erkrankung zu entstigmatisieren und sie als Teil des Lebens zu begreifen hilft allen – den Beschäftigten, den Unternehmen, unserer Gesellschaft.

Handlungshilfen der DGUV

GDA Psyche – Handlungshilfen Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen