Entwicklung des GESTIS-Stoffmanagers

Projekt-Nr. IFA 1107

Status:

abgeschlossen 02/2011

Zielsetzung:

Im Zentrum der Gefahrstoffverordnung steht die Gefährdungsbeurteilung mit dem Ziel der Minimierung der Gefährdungen, u. a. bei inhalativer und dermaler Exposition. Die Gefährdungsbeurteilung liegt nach Arbeitsschutzgesetz in der Verantwortung des Arbeitgebers. Anhand der Gefährdungsbeurteilung müssen Betriebe Gefährdungen ermitteln und bewerten sowie Schutzmassnahmen festlegen und überprüfen. Alle Gefährdungen sollen ermittelt und beurteilt werden, die z. B. von Tätigkeiten mit Gefahrstoffen ausgehen. Es müssen die stoffspezifischen Gefährdungen, beschrieben durch Einstufungen und R-Sätze, einbezogen werden, aber auch die möglichen Expositionen. Wie dies anzugehen ist, regelt das Gesetz nicht. Die Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung bei Tätigkeiten mit Gefahrstoffen stellt immer noch ein besonderes Problem dar, obwohl es eine ganze Reihe von Hilfsmitteln gibt. In den Niederlanden wurde von TNO und weiteren Partnern mit dem "Stoffenmanager" ein webgestütztes Instrument für kleine und mittlere Betriebe zur Gefährdungsbeurteilung entwickelt. Es ist im Internet in Niederländisch und Englisch verfügbar. Die deutsche Version des "GESTIS-Stoffmanagers" soll Unternehmen mit wenig Know-how in der Beurteilung chemischer Risiken eine Hilfestellung bei der Priorisierung ihrer chemikalienbedingten Gefährdungspotenziale bieten und dabei zugleich Maßnahmen zur Expositionsminderungsminderung aufzeigen. Er ist in erster Linie für den Einstieg in die Gefährdungsbeurteilung geeignet, insbesondere für Stoffe, für die keine Grenzwerte oder Messverfahren vorliegen.

Aktivitäten/Methoden:

Die englischsprachige Version 4.0 des "Stoffenmanagers" wurde ins Deutsche übersetzt und an das deutsche Regelwerk angepasst. Der "GESTIS-Stoffmanager" wird in der Version 1.0 als webgestütztes Instrument vom Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) zur Verfügung gestellt. Der GESTIS-Stoffmanager beinhaltet dasselbe Modell wie der "Stoffenmanager". Er klassifiziert die von einem Produkt ausgehenden Gefahren anhand der R-Sätze für diesen Stoff. Das Modell zur Beurteilung der inhalativen Exposition basiert auf dem "Emissionsquelle-Empfänger-Ansatz". Faktoren für die Expositionshöhe sind u. a. die Art der Tätigkeit, lokale Schutzmaßnahmen wie Absaugungen, freie und maschinelle Raumlüftung sowie Produkteigenschaften. Das Modell zur Bewertung der Hautexposition baut auf dem RISKOFDERM-Toolkit auf, das Informationen und Messdaten zur dermalen Exposition aus dem europäischen Forschungsvorhaben "Risk Asessment For Occupational Dermal Exposure To Chemicals" verwendet, um die dermale Exposition abzuschätzen.

Ergebnisse:

Der GESTIS-Stoffmanager besteht aus drei Modulen. Im Modul 1 "Gefährdungen ermitteln - Gefährdungen reduzieren" fließt die inhalative und dermale Gefährdung von den im Arbeitsbereich verwendeten Produkten durch zugeordnete R-Sätze in das Modell ein. Die Gefährlichkeit des Produktes und die Abschätzung der Exposition werden zu einer Gefährdungskategorie verknüpft. Mithilfe dieses Instruments lassen sich auch Auswirkungen von Expositionsminderungsmaßnahmen abschätzen und dokumentieren. Modul 2 "Quantitative Abschätzung der inhalativen Exposition" enthält ein quantitatives, validiertes Expositionsmodell zur Abschätzung der inhalativen Exposition über Inhaltsstoffe von Produkten, die von einatembaren Stäuben und Dämpfen ausgeht. Es bietet dem Anwender damit die Möglichkeit, die mit Tätigkeiten verbundenen inhalativen Expositionshöhen in mg/m³ abzuschätzen. Modul 3 "Quantitative Abschätzung der inhalativen arbeitsbedingten Exposition gemäß REACH" baut auf demselben Modell auf wie das Modul 2. Der GESTIS-Stoffmanager wird von der DGUV gehostet und steht allen Interessierten im Internet kostenlos zur Verfügung.

Stand:

02.05.2016

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)
  • TNO und BECO (NL)
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Gefahrstoffe

Schlagworte:

Gefährdungsbeurteilung, Risikoabschätzung

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Gefährdungsbeurteilung, Expositionsabschätzung, inhalative Exposition, dermale Exposition

Weitere Informationen