Ins Gespräch kommen, Gewalt vermeiden

Die Zahl der Gewaltunfälle am Arbeitsplatz ist gestiegen. Die Präventionskampagne kommmitmensch bietet Hilfen für Betriebe

15.12.2020

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Am häufigsten betroffen von Gewaltvorfällen sind Beschäftigte in der Kranken- und Altenpflege. (Bild: Wolfgang Bellwinkel / DGUV)

Die Zahl der Arbeitsunfälle durch Gewalteinwirkung ist in den letzten zehn Jahren kontinuierlich gestiegen. Grund genug für Arbeitgeber zu prüfen, ob sie das Thema ausreichend in ihrer Gefährdungsbeurteilung berücksichtigen. Wie können Betriebe mit dem Thema Gewalt am Arbeitsplatz umgehen? Antworten auf diese Frage lassen sich am besten in Zusammenarbeit mit den Beschäftigten entwickeln. Darauf weisen Berufsgenossenschaften und Unfallkassen im Rahmen ihrer Präventionskampagne kommmitmensch hin. Die Kampagne bietet hierzu Hilfen für die innerbetriebliche Kommunikation.

Im Jahr 2010 wurden Unfallkassen und Berufsgenossenschaften rund 8.800 Gewaltunfälle gemeldet, im Jahr 2019 waren es mehr als 13.200. Das ist in zehn Jahren eine Zunahme um 50 Prozent. Am häufigsten betroffen von Gewaltvorfällen sind Beschäftigte in der Kranken- und Altenpflege, aber auch Verkaufspersonal im Einzelhandel.

Über die Gründe des Anstiegs lässt sich nur spekulieren. "Wir können nicht sagen, ob sich das Aggressionspotenzial erhöht hat oder ob sich zum Beispiel das Anzeigeverhalten bei den Betroffenen verändert hat", sagt Dr. Just Mields. Er ist Arbeitspsychologe bei der Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse und arbeitet im DGUV-Sachgebiet Psyche und Gesundheit in der Arbeitswelt mit. Insgesamt überwiegen deutlich die Anzeigen physischer Gewalt: 2019 waren es 10.851 gegenüber 2.395 Anzeigen von psychischer Gewalt. Diese Zahlen zeigen aber wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs. Drohungen oder kleinere Verletzungen aufgrund von Gewaltanwendung werden von den Zahlen nicht unbedingt abgebildet. Denn ein Arbeitsunfall muss erst nach drei Tagen Arbeitsunfähigkeit gemeldet werden Oft fehlt auch noch das Bewusstsein dafür, dass auch psychische Gewalt als Arbeitsunfall gemeldet werden kann.

"Um Gewalt im Betrieb vorzubeugen, muss man verstehen, wo und wie kritische Ereignisse entstehen. Gemeinsam mit den Beschäftigten ins Gespräch zu kommen, ist dafür der beste und einfachste Weg. So lassen sich auch passende Maßnahmen finden, die das Risiko minimieren. Führungskräfte sollten Hinweise von ihren Beschäftigten auf jeden Fall ernst nehmen. Ein gutes Betriebsklima ist da eine gute Voraussetzung", so Mields. Im Rahmen ihrer Präventionskampagne kommmitmensch hat die gesetzlichen Unfallversicherung deshalb spezielle Dialogkarten für die Bearbeitung von Gewaltvorfällen im Betrieb entwickelt.

Solche Dialogkarten gibt es auch für andere Unfallschwerpunkte wie zum Beispiel Absturz- oder Verkehrsunfälle. Auch hier geht es darum, Beschäftigten und Führungskräften dabei zu helfen, ins Gespräch zu kommen. Dabei sprechen eigens zusammengestellte Teams über erlebte Situationen, steigen in die Diskussion ein und erarbeiten gemeinsam Lösungsansätze.

Die Dialogkarten sind eine thematische Erweiterung der sechs Handlungsfelder der Kampagne: Führung, Kommunikation, Beteiligung, Fehlerkultur, Betriebsklima, Sicherheit und Gesundheit. Zusammen sind sie wichtige Stellschrauben für eine erfolgreiche Präventionskultur. Die Dialogkarten sind als PDF zum Download erhältlich und können einfach selbst ausgedruckt werden.

Hintergrund kommmitmensch

kommmitmensch ist die bundesweite Präventionskampagne von Berufsgenossenschaften, Unfallkassen und ihrem Spitzenverband Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV). Hintergrund ist, dass die Zahl der Arbeits- und Wegeunfälle in den vergangenen Jahren nicht mehr deutlich gesunken ist. Um dem Ziel der Vision Zero, einer Welt ohne Arbeitsunfälle und arbeitsbedingte Erkrankungen, weiter näher zu kommen, braucht es deshalb einen ganzheitlichen Ansatz: kommmitmensch unterstützt Unternehmen und Bildungseinrichtungen dabei, eine Präventionskultur zu entwickeln, in der Sicherheit und Gesundheit Grundlage allen Handelns sind.

Weitere Informationen zur Präventionskampagne der Berufsgenossenschaften und Unfallkassen können Sie hier nachlesen.

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