Evaluation der Effekte eines Reha-Programms auf Beschwerden, Gelenkfunktion, Grundlagenausdauer, Lebensqualität sowie die berufliche Wiedereingliederungsfähigkeit von Patienten mit sprunggelenksnahen Frakturen mit verzögertem Heilungsverlauf

Projekt-Nr. FF-FR 0132

Status:

abgeschlossen 12/2009

Zielsetzung:

Sprunggelenksnahe Frakturen gehören zu den häufigsten Verletzungen nach Berufsunfällen und führen nicht selten zu hohen Behandlungskosten und länger dauernder Arbeitsunfähigkeit. Es gibt bisher wenige Studien zu Therapieeffekten bei gesetzlich unfallversicherten Patienten mit o. g. Traumata nach Arbeitsunfällen.

Aktivitäten/Methoden:

Die vorliegende prospektiv-randomisierte Studie evaluiert die Effekte einer drei- bis vierwöchigen stationären Rehabilitationsbehandlung an 76 Patienten mit arbeitsunfallbedingten sprunggelenksnahen Frakturen und verzögertem Heilungsverlauf. Neben einem standardisierten Behandlungsprogramm (Standardgruppe - SG, n = 25) erfolgte in Ergänzung dazu ein Ausdauertraining auf dem Fahrradergometer (Ausdauergruppe - AG, n = 27) bzw. ein Ganzkörper-Vibrationstraining mit einem Galileo Fitness-Gerät (Vibrationsgruppe - VG, n = 24). Zu Beginn und am Ende der stationären Rehabilitationsbehandlung, sowie vier Wochen und sechs Monate danach wurden die Funktionsparameter Beweglichkeit, Kraft, Ausdauer, Gleichgewicht und der OMA-Funktionsscore nach Olerud/Molander (1984) erfasst. Darüber hinaus erfolgte eine Befragung der Patienten zu den Beschwerden (Schmerzintensität NRS 0-10, PDI), der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (SF-36) und verschiedenen psychosozialen Variablen (u. a. Arbeitsplatzzufriedenheit und -belastung).

Ergebnisse:

Die Gesamtgruppe verbesserte sich in allen Funktions- und Schmerzvariablen über den Zeitraum der stationären Rehabilitationsbehandlung signifikant (p < 0,05). Im Gruppenvergleich zeigten sich klinisch relevante Verbesserungen in den beiden Experimentalgruppen in Relation zur SG bei der Sprunggelenksbeweglichkeit. Die AG erreichte die größten Zuwächse bei der Kraftausdauer (Dorsalextensoren), der Grundlagenausdauer sowie bei den meisten SF-36-Skalen. Die VG verbesserte sich klinisch relevant bei der Gleichgewichtsfähigkeit, allen Schmerzvariablen und dem OMA-Score. Einzig bei den meisten Kraftqualitäten konnte sich die SG mehr als die beiden Experimentalgruppen verbessern. Am Ende des Untersuchungszeitraums zeigten die arbeitsunfähigen Patienten einen höheren Anteil an Unzufriedenheit mit dem vorgesehenen Arbeitplatz. Außerdem gab es zu diesem Zeitpunkt in dieser Gruppe einen deutlich größeren Prozentsatz an Patienten mit noch ausstehenden finanziellen Forderungen (Kostenträger, Unfallgegner) als in der Gruppe der beruflich voll wieder eingegliederten Studienteilnehmern.

Die erfassten Funktions- und Beschwerdeparameter lassen auf einen großen Rehabilitationsbedarf der untersuchten Patientengruppe schließen. Über den Zeitraum der stationären Heilbehandlung konnte der schonungsbedingte Dekonditionierungskreislauf der Patienten durch eine schwerpunktmäßig aktivierende Therapie durchbrochen und die Funktionseinschränkungen signifikant gebessert, wenn auch nicht komplett aufgeholt werden. Sowohl das individuell konzipierte Ausdauertraining, als auch das standardisiert durchgeführte Galileo-Vibrationstraining konnte problemlos ohne unerwünschte Reaktionen von den Probanden als zusätzliche Therapieform durchgeführt werden. Die zum Teil erheblichen Verbesserungen in den beiden Experimentalgruppen in Relation zur SG legen den Schluss nahe, dass ein ergänzendes Ausdauer- bzw. Vibrationstraining zu größeren Therapieeffekten führt, als ein klassisches Standardbehandlungsprogramm. Das erfolgte Ausdauertraining auf dem Fahrradergometer führte bei den Probanden der AG zu einer im Mittel um knapp 20 Tage schnelleren beruflichen Reintegration als in den Vergleichsgruppen.

In der medizinischen und beruflichen Rehabilitation müssen neben den angesprochenen Funktions- und Schmerzvariablen auch die psychosozialen Faktoren der betroffenen Patienten berücksichtigt werden. Das Hauptaugenmerk in der medizinischen Betreuung dieser Patienten sollte der Vermeidung einer Schmerzchronifizierung gelten. Dies erfordert eine zielgerichtete therapeutische Beratung und engmaschige ärztliche Kontrolle der Patienten, sowie eine klare Absprache aller an der Therapie beteiligten Berufsgruppen. Bei einem sich andeutenden verzögerten Heilungsverlauf können durch eine rechtzeitige Einleitung einer stationären Heilbehandlung (BGSW) hohe Folgekosten durch lange Arbeitsunfähigkeitszeiten vermieden werden.

Stand:

27.04.2010

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

-Verschiedenes-

Schlagworte:

Rehabilitation, Evaluation, Arbeitsunfall

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Gelenke, Frakturen, Sprunggelenk