Evaluation der stationären Rehabilitation von Atemwegserkrankungen in den berufsgenossenschaftlichen Berufskrankheiten-Kliniken Falkenstein und Bad Reichenhall

Projekt-Nr. FF-FB 0094

Status:

abgeschlossen 02/2011

Zielsetzung:

Es besteht hinreichende Evidenz, dass eine pneumologische Rehabilitation hauptsächlich folgende positive Effekte zeigt: Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit, Verbesserung der psychosozialen Befindlichkeit und Verringerung der Luftnot. Während Kurzzeiteffekte der pneumologischen Rehabilitation durch umfangreiche Daten gut belegt sind, wurden Langzeiteffekte bislang kaum untersucht. Die bisherigen Erkenntnisse basieren vorrangig auf Untersuchungen, die an Kollektiven mit chronisch obstruktiver Atemwegserkrankung (COPD) durchgeführt wurden. Nur wenige Studien befassten sich mit Rehabilitationseffekten bei Patienten, die andere pneumologische Erkrankungen aufwiesen.

Aktivitäten/Methoden:

In die prospektive Interventionsstudie, die in den Fachkliniken für Berufskrankheiten Falkenstein/Vogtland und Bad Reichenhall durchgeführt wurde, waren insgesamt 263 Versicherte verschiedener Unfallversicherungsträger eingeschlossen; davon 121 Patienten mit berufsbedingtem Asthma bronchiale (BK-Nrn. 4301, 4302 und 1315), 42 Patienten mit Silikose (BK-Nr. 4101), 66 Patienten mit Asbestose (BK-Nr. 4103) und 34 Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis oder Emphysem (BK-Nr. 4111). Nach den Einschlusskriterien mussten alle Patienten eine BK-bedingte Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE) zwischen 20 % und 50 % aufweisen, mindestens bis 40 Watt belastbar sein, bei Erfassung nicht älter als 70 Jahre sein und die letzte vorangegangenen Rehabilitationsmaßnahmen musste mindestens zwei Jahre zurückliegen. Das umfangreiche Untersuchungsprogramm umfasste neben Anamnese, Lungenfunktionsprüfung und Sechs-Minuten-Gehtest auch die Messung von Muskelkraft und der Maximalleistung mittels Ergometer. Zusätzlich kamen Fragebögen zu Lebensqualität, Dyspnoe, Angst und Depression zum Einsatz. Die Untersuchungen wurden jeweils zu vier Zeitpunkten (vor Beginn, zum Abschluss sowie drei und zwölf Monate nach der Rehabilitation) unter stationären Bedingungen durchgeführt.

Ergebnisse:

Die wichtigsten erzielten Effekte lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Stationäre pneumologische Rehabilitation bei Patienten mit berufsbedingten Lungen- und Atemwegserkrankungen stellt eine geeignete Methode zur positiven Beeinflussung des Krankheitsverlaufs dar.
- Kraftmessung der Hand- und Beinmuskulatur und Messung der maximalen Leistung bei der Ergometerbelastung belegten nachhaltige Verbesserungen der körperlichen Leistungsfähigkeit, auch ein Jahr nach Rehabilitation.
- Ein Leistungszugewinn war unabhängig von der Ausgangsleistung, weniger trainierte Patienten profitierten - prozentual zur Ausgangsleistung - mehr.
- Bei Patienten mit obstruktiven Veränderungen der Atemwege ergaben sich deutlichere Effekte als in der Gruppe der Asbestose-Erkrankten.
- Für alle Patientengruppen konnte eine signifikante Reduktion der berichteten Atemwegsinfekte im Jahr nach Rehabilitation im Vergleich zu den Angaben für das Jahr vor Rehabilitation gezeigt werden. Eine Reduktion der Infektrate zeigt nicht nur eine Konsolidierung des Krankheitsverlaufs, sondern hat mittelbare Auswirkungen auf Kosten und Inanspruchnahme des Gesundheitssystems.
- Raucherstatus, Körpergewicht, Alter und Komorbiditäten hatten keinen negativen Einfluss auf das Rehabilitationsergebnis.
- Trotz langjährig bekannter Atemwegs- bzw. Lungenerkrankung erhielten einige Patienten vor der Rehabilitationsmaßnahme keine regelmäßige atemwegswirksame Medikation. Während der Maßnahme konnte bei 20 Patienten eine adäquate antiobstruktive Therapie initiiert werden.
- Der Erfolg der Raucherentwöhnung während der Rehabilitation lag bei über 70%.
- Sehr niedrige Ausfallraten belegten ein hohes Engagement der Kliniken und eine gute Akzeptanz der Studie durch die Versicherten.
Ausblick: Stationäre Rehabilitationsmaßnahmen mit ihren vielfältigen und individuellen Trainings- und Schulungsinhalten können als geeignete Methode angesehen werden, den Krankheitsverlauf bei Patienten mit berufsbedingten Atemwegs- und Lungenerkrankungen positiv zu beeinflussen. Eine Kombination von stationärer Rehabilitation mit Nachsorgeprogrammen, z. B. Lungensportgruppen, ist wünschenswert, um die in der stationären Maßnahme erzielte Steigerung der körperlichen Aktivität in den Alltag der Patienten zu integrieren und langfristig zu erhalten.

Stand:

08.03.2013

Projekt

Gefördert durch:
  • Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften (HVBG)
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Ludwig-Maximilians-Universität München
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Arbeitsbedingte Erkrankungen

Schlagworte:

Atemwegserkrankungen (außer Krebserkrankungen), Berufskrankheit, Rehabilitation

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Pneumologische Rehabilitation, Langzeiteffekte, Berufskrankheiten, Asthma, Lungenfibrose, Silikose, Asbestose, chronisch obstruktive Lungenerkrankung, COPD