ErgoKita - Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen bei Erzieherinnen und Erziehern in Kindertageseinrichtungen

Projekt-Nr. FF-FP 0325

Status:

abgeschlossen 12/2013

Zielsetzung:

Das Forschungsprojekt zielt auf die Entwicklung von Lösungsansätzen zur Verbesserung der beruflichen und gesundheitlichen Situation des pädagogischen Personals in KiTas sowie auf die Evaluierung der Effekte von Präventionsmaßnahmen vor allem zur Reduzierung der körperlichen Belastungen ab.

Zielgruppen des Projektes sind einerseits die Beschäftigten der Kitas selbst, andererseits die Kita-Träger sowie die Präventionsdienste der Unfallkassen und der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW).

Aktivitäten/Methoden:

  • Einbindung von Kindertageseinrichtungen aus mehreren Bundesländern
  • Erarbeitung von Interventionen zur Verminderung von Belastungen des Muskel-Skelett-Systems z. B. durch ungünstige Körperhaltungen oder Heben und Tragen und Umsetzung unter Berücksichtigung der Praktikabilität und der Kosten.

Ergebnisse:

Das Projekt „ErgoKiTa – Prävention von Muskel-Skeletterkrankungen bei Erzieherinnen und Erziehern in Kindertageseinrichtungen (KiTas)“ wurde im Zeitraum Juni 2011 – Dezember 2013 von den Projektpartnern IAD (Institut für Arbeitswissenschaft, TU Darmstadt), ASU (Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Goethe-Universität Frankfurt/Main) und IFA (Institut für Arbeitsforschung der DGUV, St. Augustin) bearbeitet.

Berücksichtigt man die Ergebnisse aus Befragungen (Rahmenbedingungen, Beanspruchungen) in 256 Einrichtungen in Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen bzw. in 24 ausgewählten Einrichtungen (257 teilnehmende Mitarbeiter/innen) und den dort vertiefenden Untersuchungen mit Workshops und Begehungen sowie die Erkenntnisse aus Messungen (CUELA) und Tätigkeitsaufschreibungen in neun Einrichtungen (2 Erzieherinnen/Einrichtung), so zeigen sich grundsätzliche Defizite bzw. Belastungen in den zeitanteilig wesentlichen Teiltätigkeiten Spielen, Essen, Pflege und Schlafen, die in unterschiedlich stark ausgeprägter Form in vielen Einrichtungen vorkommen und zu Fehlbelastungen führen. Dies sind vor allem:

  • Ungünstige Körperhaltungen mit Belastung der unteren Wirbelsäule, des Schulter-Nacken-Bereichs sowie der Knie (hier insbes. ungünstige Kniewinkel >90°) durch Ungünstige Höhen im Sitzen und Stehen durch nicht erwachsenengerechtes oder fehlendes Mobiliar
  • Handhabung von Lasten durch Doppelnutzung von Räumen oder ungeeignete Transportmittel -
  • Diskrepanz zwischen pädagogischem Verständnis und gesundheitsgerechtem Verhalten, dadurch Zwangshaltungen, Heben und Tragen
  • Fehlende Tätigkeits-/Belastungswechsel sowie ungünstige Arbeitsabläufe -
  • Zeitdruck, Lärm (diese Aspekte wurden für die Intervention nicht berücksichtigt)

Unter Berücksichtigung des jeweiligen pädagogischen Konzepts lassen sich unterschiedliche Lösungsansätze zur Belastungsreduktion ableiten:

  • Arbeiten in unterschiedlichen Höhen als Standard ermöglichen:
  • Kinder sitzen auf der Höhe der Erzieher/-innen, Erzieher/innen sitzen auf der Höhe der Kinder unter Einsatz geeigneten Mobiliars, "Steharbeitsplatz" für Kinder oder Erzieherinnen (z.B. Dokumentation)
  • Anthropometrische Gestaltung: angepasste Maße bei Betten, Waschgelegenheiten, Wickeltischen
  • Angepasstes Mobiliar ermöglicht mehr Eigenleistung der Kinder (z. B. Wickelkommode mit Aufstiegshilfe, Tritthockerelemente)
  • Reduktion des Gewichts des Mobiliars (z. B. Betten)
  • Anschaffung von Hilfsmitteln
  • Organisatorische Maßnahmen zur Förderung eines Belastungswechsels ("job rotation")
  • Verhaltensergonomische Schulungen

Diese Ansätze wurden u.a. in einem Basiskatalog mit beispielhaften Lösungsvorschlägen für die oben genannten Tätigkeitbereiche aufgenommen und ebenso wie eine an den Erkenntnissen orientierte Verhaltensschulung in sechs Einrichtungen pilothaft umgesetzt. Die Wirksamkeit der Lösungsansätze sowie deren Akzeptanz konnte einerseits durch entsprechende Nachmessungen, andererseits durch die Ergebnisse einer Nachbefragung belegt werden.

Die Erkenntnisse des Projektes bestätigen die aus Sicht der DGUV bestehende Notwendigkeit präventiver Maßnahmen für den Erhalt der Erzieher/innengesundheit insbesondere im Hinblick auf Muskel-Skelett-Erkrankungen. Die im Rahmen des Projekts erarbeiteten und evaluierten Lösungs-ansätze können unmittelbar zur präventiven Arbeitsgestaltung in Kindertageseinrichtungen genutzt werden. Hierdurch ist eine qualitative Verbesserung der Arbeitssituation, die mit einer Verringerung von Muskel-Skelett-Beschwerden und -Erkrankungen einhergeht, zu erwarten.

Die Ergebnisse des Projektes können zukünftig folgende praktische Anwendungen finden:

  • Aufnahme der Erkenntnisse in die Erzieher/innen-Ausbildung
  • Erstellung von Schulungsmaterial zur Verhaltensergonomie (Zielgruppe: Erzieher/innen)
  • Erstellung einer Checkliste zur Gefährdungsbeurteilung (Zielgruppe: KiTa-Träger)
  • Optimale Umgestaltung einzelner KiTas zu Modell-KiTas, die zur Demonstration für Erzieher/innen in der Ausbildung genutzt werden können
  • Erstellung einer Handlungshilfe zur gesundheitsgerechten KiTa-Gestaltung

Stand:

26.05.2014

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Technische Universität Darmstadt
  • Goethe-Universität Frankfurt
Branche(n):

Öffentlicher Dienst

Gefährdungsart(en):

Arbeitsorganisation/-schutzmanagement

Schlagworte:

Prävention, Muskel-Skelett-Erkrankungen (außer Krebserkrankungen), Besondere Personengruppen

Weitere Schlagworte zum Projekt:

ErgoKiTa, Muskel-Skelett-Erkrankungen, Erzieher, Kindertageseinrichtungen (Kita)