Kein Platz für Gewalt

  • Ein Kind bedrängt ein anderes, welches sich die Hände vor das Gesicht hält. Ein drittes Kind filmt die Situation mit dem Smartphone.

Schulen sollen Orte des Wissens, Lernens und der Begegnung sein. In ihnen hat Gewalt keinen Platz – sollte sie jedenfalls nicht. Jedoch sieht die Realität oft anders aus: Konflikte, Aggressionen und Ausgrenzung lassen sich von Schultoren nicht abhalten. Was hilft, ist hinzusehen und präventiv zu handeln.

Gewalt ist in Schulen ein relevantes Thema, das alle Beteiligten belastet. Im Jahr 2022 haben sich laut Statistik der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung insgesamt 53.725 gewaltbedingte Schülerunfälle an allgemeinbildenden Schulen zugetragen. Zwar sinkt die Tendenz seit Jahren – trotzdem bleibt das Ausmaß besorgniserregend, denn in dieser Erfassung sind lediglich gewaltbedingte Unfälle unter Schülerinnen und Schülern berücksichtigt, die zu körperlichen Schäden führten. "Das Spektrum von Gewalt ist aber viel umfangreicher und fängt deutlich vor der körperlichen Auseinandersetzung an – mit Beleidigungen, Mobbing, Bedrohungen oder Belästigungen", so Dr. Stefan Hussy, Hauptgeschäftsführer der DGUV. "Sei es im Klassenraum, auf dem Schulhof, auf dem Schulweg oder in den sozialen Medien."

Dabei erleben nicht nur Schülerinnen und Schüler Gewalt. So berichten Schulleitungen aller Schulformen über zunehmende Gewalt gegen Lehrkräfte. Einer Studie des Verbands Bildung und Erziehung aus dem Jahr 2022 zufolge berichten rund zwei Drittel der befragten Schulleitungen von Fällen in den letzten 5 Jahren, in denen Lehrkräfte beschimpft, bedroht, beleidigt, gemobbt oder belästigt wurden.

Hinsehen – zuhören – präventiv handeln

Um der Gewalt vorzubeugen, ist es wichtig, präventive Maßnahmen zu etablieren, die ein gutes soziales Klima fördern. Schulleitungen und Pädagogen sollten früh Grenzen setzen und keine Toleranz gegenüber Gewalt zeigen. Auch sollte für die Schule eine Strategie gegen Gewalt entwickelt und im Schulprogramm verankert werden. Wichtig ist hierbei, alle Beteiligten der Schulgemeinde einzubinden und mit dem nötigen Grundwissen auszustatten, welches ihnen hilft, auf Signale zu achten und das Gespräch mit Betroffenen zu suchen. Ein Notfallplan gibt zudem Sicherheit, was im Ernstfall zu tun ist. "Ein solches Schutzkonzept kann und muss nicht ganz schnell von heute auf morgen fertig sein", so Hussy. "Auch kleine, aber kontinuierliche Schritte Richtung Schutzkonzept helfen." Eine sinnvolle Ergänzung sind auch feste Stunden im Wochenplan, in denen über Gewalt und mögliche Lösungsansätze gesprochen wird. Die Annäherung kann über Kinderrechte erfolgen, deren konkrete Bedeutung und Umsetzung zum Beispiel im Klassenrat oder Schülerparlament thematisiert werden. Kostenlose externe Angebote oder sozial pädagogische Fachkräfte können das Lehrpersonal zudem entlasten.

Beratung durch die Unfallkassen

Die Unfallkassen beraten und informieren die Schulleitungen und unterstützen beim Aufbau von Netzwerken. Sie bieten Qualifizierungen an, in denen man Strategien im Umgang mit Gewalt und für ein gutes Miteinander lernen kann. Bundesweit hat sich das Präventionsprogramm MindMatters bewährt. Es fördert die psychische Gesundheit in der Schule, unterstützt beim Aufbau und Erhalt einer fürsorglichen Schulkultur und fördert das Zugehörigkeitsgefühl zur Schule, sowie gegenseitigen Respekt und Akzeptanz.

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MindMatters ist ein bundesweites, wissenschaftlich begleitetes und in der Praxis erprobtes Programm zur Förderung der psychischen Gesundheit in der Schule. Es basiert auf dem Konzept der "Guten gesunden Schule". Mit den im Fachunterricht einsetzbaren Unterrichts- sowie den Schulentwicklungsmodulen hilft MindMatters Schulen dabei, das Wohlbefindenund die psychische Gesundheit von Schülerinnen und Schülern sowie von Lehrkräften zufördern. MindMatters leistet damit einen Beitrag zur Verbesserung der Schulqualität und der Lehr- und Lernergebnisse.
Lesen Sie mehr zu Gewaltprävention in Bildungseinrichtungen am Beispiel des Programms MindMatters in DGUV forum > Ausgabe 3/23

Der Notfallordner „Hinsehen und Handeln“ enthält eine genaue Ablaufplanung für verschiedene Krisenfälle sowie Handlungsempfehlungen zur Krisenprävention. Er wurde unter wesentlicher fachlicher Mitwirkung der Schulpsychologie in Nordrhein-Westfalen erstellt und gemeinschaftlich von der Unfallkasse Nordrhein-Westfalen und dem Schulministerium veröffentlicht.
zum Notfallordner

"Berichte über Gewalt" ist ein Anti-Gewaltprojekt der Unfallkasse Sachsen, in dem fünf Personen über ihre Erfahrungen mit Gewalt erzählen. Es bietet 70 Minuten provokante, emotionale und authentische Konfrontation mit dem Thema Gewalt.
zum Projekt

Gewaltbedingte Unfälle in der Schüler-Unfallversicherung 2022
zur Publikation

Sexualisierte Gewalt

Zunehmend wächst das Bewusstsein für sexuelle Belästigung. Erfahren Sie mehr darüber in DGUV pluspunkt, Ausgabe 04/23