Bild: P. Lempke
Obwohl sich die Dauer krankheitsbedingter Fehlzeiten insgesamt in den letzten Jahren auf einem niedrigen Niveau manifestiert hat, sind damit noch immer erhebliche Kosten verbunden (Baldwin, 2004; Bödecker et al., 2002). Außerdem stellen MSE noch immer den größten aller Risikofaktoren in Bezug auf krankheitsbedingte Fehlzeiten dar (BKK Gesundheitsreport, 2008; Barmer Gesundheitsreport, 2009), trotzdem bis heute sehr große Forschungs- und Umsetzungsanstrengungen im Bereich der Prävention von MSE unternommen wurden (vgl. z. B. Denis et al., 2007). Diese wichtigen und wertvollen Anstrengungen haben offenbar nicht alle damit verbundenen Ziele erreicht, sodass weiterhin Bedarf und Raum für weitere Forschungsanstrengungen vorhanden ist.
Das Projekt sucht die erwähnte Lücke in der Zielerreichung bisheriger Präventionskonzepte weiter zu schließen und einen substantiellen Beitrag dazu zu leisten, dass auf breiter Front risikoärmere Arbeitsplätze in Bezug auf MSE entstehen. Im Kern geht es darum, MSE spezifische Präventionsmaßnahmen als fest verankerten Teil des betrieblichen Gesundheitsmanagements zu etablieren, um diesem Thema die notwendige und dauerhafte Aufmerksamkeit zu verschaffen, welche die Voraussetzung für eine erfolgreiche Präventionsarbeit darstellt. Der integrierte Projektansatz, basierend auf dem 5x5 Wirkungsmodell (Wieland & Hammes, 2008), erstreckt sich sowohl auf die verschiedenen Hierarchieebenen in den Unternehmen als auch die kombinierte Betrachtung personaler wie organisationaler Variablen. Im Ergebnis soll mit diesem Projektansatz eine Situation entstehen, in der die Mitarbeiter/innen einerseits das Wissen (personale Ebene) als auch die Möglichkeiten (organisationale Ebene) haben, das Auftreten oder die Intensivierung von Muskel-Skelett-Erkrankungen zu vermeiden. Zudem verfolgt das Projekt PAKT das Anliegen, die gewonnen Ergebnisse nicht nur auf die teilnehmenden Unternehmen der Abfallwirtschaft und Stadtreinigung zu übertragen, sondern auch auf andere Branchen. Diesem Zweck dient der geplante intensive Austausch von Projekt-partnern, Unternehmensvertretern, Krankenkassen und Unfallversicherungsträgern, um zu einer gemeinsamen, Erfolg versprechenden Transferstrategie zu gelangen.
Als Grundlage aller weiterführenden Maßnahmen des Projekts dient die in einem ersten Schritt durchgeführte Datenerhebung und -auswertung. Dabei kam neben Interviews mit Vertretern der verschiedenen Hierarchieebenen auch ein Fragebogen zum Einsatz, der sich gezielt an die Mitarbeiter/innen richtete. Letzterer bildete den Ausgangspunkt für den zweiten Schritt im Verlauf des Projekts. Die Mitarbeiter/innen wurden auf der Grundlage ihrer Angaben im Fragebogen, einer von drei Gruppen bezogen auf das MSE Chronifizierungsrisiko („kein Risiko“, „erhöhtes Risiko“, „bereits chronifiziert“) zu-geordnet. Diese Einteilung dient dazu, den Mitarbeiter/innen hilfreiche Tipps und Hand-lungsempfehlungen entsprechend ihres MSE Chronifizierungsrisikos zu geben. Die Datenauswertung förderte ebenfalls Gestaltungspotential auf der organisationalen Ebene zu Tage, um alle Teile des Unternehmens in die Richtung einer vorbeugenden Wirkung gegenüber Muskel-Skelett-Erkrankungen zu entwickeln. Die konkreten Maßnahmen sollen zusammen mit den Unternehmen in Arbeitskreisen abgesteckt werden, damit die Maßnahmen auch den tatsächlichen Bedürfnissen der Unternehmen entsprechen. Ein dritter Schritt fokussiert die Führungskräfte mit direktem Bezug zu den operativ Beschäftigten. Ihnen sollen die erforderlichen Kompetenzen vermittelt werden, einen mit-arbeiterorientierten Führungsstil zeigen zu können und damit auf die Erwartungen und Bedürfnisse der Mitarbeiter/innen besser eingehen zu können. Außerdem wird im Verlauf des Projekts ein sog. Gesundheitskompetenz Center (GKC) (Görg & Wieland, 2007) eingerichtet, welches außerhalb der Unternehmen angesiedelt ist und als externe Beratungsinstanz dient.
Das Projekt PAKT verfolgt einen breit angelegten Ansatz, der verschiedene Interventionsmaßnahmen beinhaltet. Diese reichen von Schulungen der Führungskräfte, über die Durchführung Workshops zu konkreten Problemstellungen bis hin zu aktiven Rückentrainings für die Mitarbeiter/innen.
Als erstes sei darauf verwiesen, dass das Projekt PAKT noch nicht beendet ist und deshalb noch keine abschließende Beurteilung über die Wirkung der Maßnahmen möglich ist. Trotzdem soll im Folgenden das bisher Erreichte dargestellt werden.
Das erste wichtige „Ergebnis“ der Studie ist die erfreulich hohe Beteiligung der Mitarbeiter/innen in den Abfallwirtschafts- und Stadtreinigungsbetrieben an der Fragebogenerhebung. Dies drückt sich in einer vergleichsweise hohen Rücklaufquote von ungefähr 65% aus. Entscheidend war dabei auf der einen Seite die mehrmalige Information der Betriebe über das Projekt mit der unabdingbaren Unterstützung der Betriebsleitung. Auf der anderen Seite wurde die Datenerhebung mit einem sog. Rückenparcours kombiniert, welcher an mehreren Stationen das Thema Rückengesundheit aktiv erfahrbar machte.
Zudem wurde bereits Kontakt zu den Krankenversicherungen aufgenommen, die in den beteiligten Betrieben die jeweils größte Anzahl der Beschäftigten versichert. Vor dem Hintergrund elementarer Projektziele, nämlich der nachhaltigen Verankerung der MSE Präventionsmaßnahmen in den betrieblichen Alltag und des Transfers der Ergebnisse in andere Betriebe und Branchen, ist die Einbeziehung der Krankenkassen unbedingt erforderlich und ein folgerichtiger Schritt. Zumal von Seiten der Krankenkassen ein hohes Interesse an der Thematik Prävention von MSE besteht und in den meisten Fällen auch entsprechende Angebote vorhanden sind. Dieses Interesse konnten wir nutzen und die Krankenkassen für das Projekt PAKT und vor allem die Weiterführung der angestoßenen Entwicklungen gewinnen.
Im weiteren Verlauf des Projekts gilt es, das bis dato Erreichte zu festigen und die noch ausstehenden Teile in dieses Gefüge einzuarbeiten, damit die gesamte Wirkungskraft des Projektansatzes ausgeschöpft werden kann.
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