Tragedauer von Schutzhandschuhen unter Praxisbedingungen - Methodenvalidierung

Projekt-Nr. BGIA 3110

Status:

abgeschlossen 03/2009

Zielsetzung:

Zur Baumusterprüfung und Klassifizierung der Leistungsfähigkeit von Materialien für Chemikalienschutzhandschuhe wird die Durchdringung von Chemikalien auf molekularer Ebene (Permeation) nach der europäischen Norm DIN EN 374 im Labor bei einer Prüftemperatur von 23 °C gemessen. In der betrieblichen Praxis am Arbeitsplatz liegt jedoch bedingt durch die Körperwärme die Temperatur des Handschuhmaterials um etwa 10 °C höher. Bei dieser erhöhten Temperatur kann sich die Durchdringungszeit von Chemikalien durch den Handschuh erfahrungsgemäß auf weniger als die Hälfte verkürzen.
Um die Normprüfung mehr auf die Praxis auszurichten, wurde der Frage nachgegangen, ob allein die Erhöhung der Prüftemperatur von 23 °C auf 33 °C eine ausreichend sichere Abschätzung der Tragedauer der Handschuhe für den Arbeitsplatz gewährleistet.
Dies führte zur Entwicklung eines Messsystems zur direkten Erfassung der Durchbruchzeit von Stoffen im Handschuh während des Tragens ("In-situ") am Arbeitsplatz. (siehe auch BGIA-Projekt 3095 "Verfahren zur In-situ-Prüfung des Durchbruchs von Chemikalien durch Schutzhandschuhe") Im Rahmen dieses Folgeprojektes sind in Mitgliedsbetrieben der Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro (BG ETE) an ausgewählten Arbeitsplätzen Untersuchungen mit dem In-situ-Verfahren durchgeführt worden. Es sollte herausgefunden werden, ob nach Handschuhnorm ermittelte Durchbruchzeiten mit denen korrelieren, die mithilfe der In-situ-Prüfmethode mit identischen Schutzhandschuhtypen und Arbeitstoffen am Arbeitsplatz gemessen wurden.

Aktivitäten/Methoden:

Im Rahmen dieses Projektes wurde das In-situ-Prüfverfahren zunächst unter Technikumsbedingungen an der Person systematisch unter variierenden Randbedingungen (Handschuhtyp, Art des Lösungsmittels, Arbeitsverfahren, Benetzungsgrad des Handschuhes) getestet. In einem weiteren Schritt in Zusammenarbeit mit der BG ETE wurde es auch an realen Arbeitsplätzen in zwei Mitgliedsbetrieben dort eingesetzt, wo die Beschäftigten Chemikalienschutzhandschuhe zum Schutz vor Kontakt mit hautgefährdenden organischen Lösungsmitteln tragen. Die am Arbeitplatz gewonnenen Messergebnisse sollten mit Laborprüfungen nach der o. g. Norm am identischen Handschuhtyp verglichen werden.

Ergebnisse:

Die an den jeweiligen Arbeitsplätzen erhaltenen Messergebnisse zeigen, dass das In-situ-Verfahren gegenüber einer Labormessung bei 33 °C für organische Lösungsmittel in allen Fällen leicht bis teilweise sogar deutlich höhere Durchbruchzeiten ergibt. Die bisherigen Untersuchungen weisen also darauf hin, dass eine Abschätzung der Tragezeit auf der Basis der im Labor bei erhöhter Temperatur gemessenen Durchbruchzeit als ausreichend sicher anzusehen ist. Eine Revision der europäischen Normung sollte in diese Richtung vorangetrieben werden.

Stand:

10.03.2010

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • BGIA - Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung
  • Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Gefahrstoffe, Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren

Schlagworte:

Persönliche Schutzausrüstung, Prüfverfahren, Chemische Arbeitsstoffe

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Handschutz, Chemikalienschutzhandschuhe, Persönliche Schutzausrüstung (PSA), Permeation, Durchbruchsmessung, maximale Tragedauer, chemische Arbeitsstoffe, Lösungsmittel, Messmethode