Einsatzmöglichkeiten der Virtuellen Realität

Simulierte Schiffsschleuse

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Risiko- und Gefährdungsbeurteilungen geplanter Schiffsschleusen mithilfe von virtueller Realität
Bild: IFA

Das SUTAVE-Labor macht es möglich, den Herausforderungen im Arbeitsschutz mit neuer und zukunftsweisender Technologie zu begegnen. Virtuelle Realität (VR) findet im Arbeitsschutz vielfache Verwendung. VR ist:

  • eine Simulationstechnik, mit der aktuelle und zukünftige Arbeitsplätze und Technologien dargestellt und erprobt werden,
  • eine Methode, mit der Arbeitsmittel an Arbeitsplätzen entwickelt, analysiert, bewertet und verbessert werden,
  • eine neue Technologie, mit der Prävention im Arbeitsschutz (Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz) auf die Zukunft vorbereitet werden kann.

Mit VR als Simulationstechnik werden Arbeitsprozesse in der Mensch-System-Interaktion aus dem Betrieb in das Labor geholt – von der Konstruktionsphase bis zur Entsorgung. VR wird genutzt in Konzeptstudien für neue Schutzeinrichtungen oder bei der Nachrüstung von Produkten im Produktlebenszyklus. Risiko- und Gefährdungsbeurteilungen mit virtuellen Anlagen und Maschinen bilden die Grundlage zur Auslegung der Gestaltung. Produkte werden anschließend analysiert, anhand von Grundsätzen und Prinzipien bewertet, ggf. umgestaltet und abschließend evaluiert.

In virtueller Realität simuliert werden Produkte in Arbeitssystemen, um sie den Anforderungen an die Prozesse der Informationsverarbeitung des Menschen anzupassen. Für eine nachhaltige Präventionsarbeit besonders wichtig sind Produkte, die in der Realität

  • noch nicht existieren. Damit lassen sich Fehlentwicklungen abwenden (z. B. durch Entwicklung wirksamer Schutzkonzepte für neue Maschinen oder Anlagen).
  • zu vermeiden sind, weil sie eine Gefährdung darstellen würden (z. B. Maschine mit Unfallrisiko wegen nicht mehr angemessener Schutzeinrichtung).
  • zu aufwendig zu untersuchen sind (z. B. durch Ausfallzeiten für Beschäftigte und Maschinen bei Untersuchungen vor Ort).
  • nicht mehr im ursprünglichen Zustand arbeiten, weil sie beschädigt sind (z. B. bei Unfalluntersuchungen, Fehleranalysen).
  • keiner empirischen Überprüfung unter systematischer Variation standardisierter Bedingungen unterzogen werden können, da Bedingungen nicht wiederholbar sind (z. B. Validierungsstudien zur Produktgestaltung).
  • schwierig zu untersuchen sind, weil sie sich in ihrer Qualität schnell verändern (z. B. bei starkem Verschleiß oder hoher Abnutzung).

Grundsätze und Prinzipien sicherheitsgerechter, gebrauchstauglicher und ergonomischer Gestaltung können mit VR als Methode analysiert, entwickelt und evaluiert werden. In VR kann ermittelt werden, inwieweit bestehende Grundsätze und Prinzipien auf die Produktgestaltung angewendet werden können. Aus Untersuchungen im SUTAVE-Labor werden auch neue Anforderungen an die Gestaltung der Interaktion des Menschen im Arbeitssystem abgeleitet und ggf. für Anwendungsbereiche und die Bedingungen eines Arbeitssystems weiter spezifiziert. Die Untersuchungen werden dabei durch Analyseverfahren unterstützt, die an die VR angepasst sind und mit Maßnahmen zur verbesserten Beurteilung von Risiko, Gefährdung sowie Gebrauchstauglichkeit/Usability verbunden werden können.

VR steht für eine Technologie, die sich in Industrie und Dienstleistung immer weiter verbreitet und in allen Phasen der Produktentwicklung genutzt wird. Gestaltungsempfehlungen können in die Beratung der Unfallversicherungsträger und ihrer Mitgliedsbetriebe beim Einsatz neuer Technologie in der Mensch-System-Interaktion einfließen. Gleichzeitig können Möglichkeiten und Grenzen der VR für den Arbeitsschutz klarer abgesteckt werden.