MEGAPHYS - Mehrstufige Gefährdungsanalyse physischer Belastungen am Arbeitsplatz

Projekt-Nr. IFA 4201

Status:

abgeschlossen 03/2020

Zielsetzung:

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) und die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) kooperierten im Projekt MEGAPHYS zur Weiterentwicklung der Gefährdungsbeurteilungen bei physischen Belastungen. Ziel des gemeinsamen Forschungsvorhabens war die Entwicklung eines umfassenden Methodeninventars zur Durchführung der betrieblichen Gefährdungsbeurteilung bei physischen Belastungen durch manuelle Lastenhandhabung, repetitive Arbeitsprozesse, kraftbetonte Tätigkeiten, Zwangshaltungen und bewegungsintensive Tätigkeiten sowie kombinierte Belastungen bei Mischarbeit. Das Forschungsprojekt beinhaltet insbesondere die Herausarbeitung wissenschaftlich fundierter Bewertungsmaßstäbe und die Entwicklung eines abgestimmten Methodeninventars mit verschiedenen Differenzierungsstufen der Gefährdungsbeurteilung (Spezielles Screening, Experten-Screening, Messtechnische Analyse in Feld und Labor). Zur Weiterentwicklung der Methoden kooperieren Experten aus den Bereichen Arbeitswissenschaft, Arbeitsmedizin, Biomechanik, Ergonomie und Arbeitsphysiologie.

Aktivitäten/Methoden:

Das Gemeinschaftsvorhaben gliederte sich in sieben Arbeitspakete (AP): Als Grundlage für die anstehenden Untersuchungen diente eine eingehende Literaturrecherche zu vorhandenen Analyse-, Bewertungs- und Beurteilungsverfahren (AP 1) sowie eine Zustandsanalyse des Vorkommens physischer Belastungen in der Arbeitswelt (AP 2). Darauf aufbauend wurden Vorentwürfe für Bewertungsmodelle zu unterschiedlichen Risikofaktoren (z. B. Heben, Tragen, Ziehen oder Schieben von Lasten, Repetition, Kraftaufwendung), Zielregionen (z. B. Rücken, obere und untere Extremitäten), Zielgruppen (z. B. Unternehmer, Fachkräfte für Arbeitssicherheit, Wissenschaftler) und Komplexitätsgraden (z. B. einfaches Screening, messtechnische Analyse) abgeleitet (AP 3). Nach Erprobung der Methodenvorentwürfe in der betrieblichen Praxis durch verschiedene Anwendergruppen (z. B. Sicherheitsfachkraft, Meister; AP 4) wurden diese angepasst und in einer umfangreichen Querschnittstudie evaluiert (AP 5 und AP 6). Hierzu wurde an etwa 200 Arbeitsplätzen die Belastungssituation anhand des entwickelten Methodeninventars nach arbeitswissenschaftlichen Gesichtspunkten analysiert und hinsichtlich der Gesundheitsrisiken bewertet. Parallel wurden an den Arbeitsplätzen mehr als 800 Beschäftigte zur Belastungs- und Beschwerdesituation befragt und von medizinischem Personal hinsichtlich der muskuloskelettalen Gesundheit untersucht. Dies ermöglichte die Analyse der Zusammenhänge zwischen den Belastungsbewertungen und möglichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Abschließend wurden die Ergebnisse zusammengefasst, dokumentiert und gewertet (AP 7). Das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) war bis auf AP 2 an allen AP maßgeblich beteiligt und übernahm zusammen mit der BAuA die Organisation des Projekts und die Koordination der einzelnen Forschungspartner. Der Fokus der Methodenentwicklung lag für das IFA insbesondere im Bereich der messtechnischen Analyse mit dem CUELA-System.

Ergebnisse:

Als Ergebnis des Gemeinschaftsprojekts MEGAPHYS steht dem präventiven Arbeitsschutz ein abgestimmtes Paket von in Feld und Labor erprobten und evaluierten Instrumenten zur Gefährdungsbeurteilung bei physischer Belastung zur Verfügung. Die unterschiedlichen Detaillierungsgrade der neu- und weiterentwickelten Methoden gewährleisten, dass den unterschiedlichen Erfordernissen der Praxis hinsichtlich Genauigkeit und Komplexität der Belastungsanalyse entsprochen wird. Dies gilt insbesondere auch für den messtechnischen Bewertungsansatz mit CUELA ((Computer-Unterstützte Erfassung und Langzeit-Analyse von Belastungen des Muskel-Skelett-Systems). Das CUELA-Verfahren wurde derart weiterentwickelt, dass nun wesentliche Risikofaktoren für verschiedene Körperregionen sowie für das Herz-Kreislauf-System und den Energieumsatz quantifiziert und bewertet werden können. Das IFA bereitet derzeit neue Messsysteme vor, die im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung als umfassendes Experten-Messsystem aber auch zur Untersuchung einzelner Körperregionen anhand einfacher Messtechnik in der betrieblichen Praxis eingesetzt werden können.

Die Projektergebnisse sind in zwei Bänden publiziert. Neben Grundlagen und projektübergreifenden Ergebnissen fokussiert Band 1 auf die Ergebnisdarstellung der Methoden des Speziellen Screenings. Band 2 umfasst die Ergebnisdarstellung der Methoden des ExpertenScreenings, der Messtechnischen Analyse und der Laborsimulation.

Stand:

15.09.2020

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
  • Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
Projektdurchführung:
  • Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)
  • Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
  • Institut für Arbeitsmedizin, Sicherheitstechnik und Ergonomie (ASER), Wuppertal
  • Institut für Arbeitswissenschaft der Technischen Universität Darmstadt (IAD)
  • Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo)
  • ARBMEDERGO, Hamburg
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren, Handhabung von Lasten, Mehrfachbelastungen

Schlagworte:

Gefährdungsbeurteilung

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Physische Belastungen, Gefährdungsbeurteilung, Methodeninventar

Weitere Informationen

Projekt FF-FP 0358: MEGAPHYS – Entwicklung eines Methodenpakets zur Gefährdungsanalyse bei physischen Belastungen – Gemeinschaftsvorhaben von BAuA und DGUV