Nicht-invasive Elektrosynchronisation des Gehirns zur Behandlung von Aufmerksamkeitsstörungen nach traumatischer Hirnschädigung

Projekt-Nr. FF-FR 0187

Status:

abgeschlossen 09/2015

Zielsetzung:

Ein unfallbedingtes Schädel-Hirn-Trauma kann eine Vielzahl an unterschiedlichsten neurologischen Funktionsstörungen in den Bereichen Wahrnehmung, Sprache, Motorik oder auch der höheren geistigen Leistungen nach sich ziehen. Häufig zeigen sich speziell die basalen Aufmerksamkeitsleistungen beeinträchtigt, welche die Grundlage zur Registrierung und Verarbeitung relevanter Informationen sind. Die neuropsychologische Therapie dieser Defizite ist sehr zeitaufwendig und kann oft eine Chronifizierung residualer Minderleistungen nicht verhindern.

Aktivitäten/Methoden:

Die elektrische Hirnstimulation wird in zwei hintereinander folgenden Wochen einmal am Tag unter gleichzeitiger Ableitung eines Oberflächen-EEG (Elektroenzephalografie) durchgeführt (insgesamt zehn Anwendungen). Jeweils nach der Stimulation erfolgt ein standardisiertes und auf die zu erhebenden psychometrischen Daten abgestimmtes Training der Aufmerksamkeitsfunktionen. Die Testpersonen werden vor und nach der Stimulationsperiode umfassend neuropsychologisch untersucht. Die Erfassung der Zielgrößen wird standardisiert unter Verwendung computergestützter Diagnoseverfahren zur Beurteilung von Aufmerksamkeitsstörungen vorgenommen.

Zu behandelnde Personen mit Schädel-Hirn-Trauma wurden in der sub-akuten Phase in eine Verum- (n=10) und eine Plazebogruppe (n=10) randomisiert und über zehn Tage für 30 Minuten täglich mit entweder Wechselstromimpulsen (Verum) oder einer "sham-Stimulation" (Plazebo) behandelt. Im Anschluss an jede Stimulation erfolgte ein standardisiertes, einstündiges Aufmerksamkeitstraining. Als primäre Zielgrößen wurden die Untertests "Alertness", "Daueraufmerksamkeit", "Geteilte Aufmerksamkeit", "Go-Nogo" und "Visuelles-Scanning" aus der Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP) herangezogen.

Ergebnisse:

Die Daueraufmerksamkeit konnte bei beiden Gruppen signifikant verbessert werden. In der Aufmerksamkeitsteilung zeigen sich die Leistungen hinsichtlich der Reaktionszeiten auf auditive Stimuli ebenso in beiden Gruppen signifikant verbessert, allerdings war die ACS-Behandlung nicht effektiver als die Kontrollgruppe. Im Bereich der Alertness zeigt sich die Sham-Gruppe entgegen der Hypothese im Vergleich zur Verum-Gruppe deutlich verbessert. Für die Aufmerksamkeitsfunktionen "Konzentration (Go/Nogo)", "Visuelles Scanning" konnten in beiden Gruppen keine signifikanten Veränderungen der Leistungen gefunden werden.

Schlussfolgerung:

Zusammenfassend kann aufgrund der unspezifischen Ergebnisse keine eindeutige Bewertung zur Wirksamkeit der ACS auf die Rehabilitation von Aufmerksamkeitsdefiziten nach SHT abgegeben werden. Die Ursache dafür liegt wahrscheinlich in der großen Heterogenität der untersuchten Testpersonen und der Heterogenität des Krankheitsbildes selbst.

Relevanz für die Unfallversicherungsträger bzw. die Verwertbarkeit der Ergebnisse für die Praxis:

Wir haben gelernt, dass die ACS sicher und gut verträglich ist und ohne Probleme in den Rehabilitationsablauf integriert werden kann. Außerdem liefern die Erfahrungen, die in dieser Studie gesammelt werden konnten, eine gute Ausgangsbasis für die Planung (power-Berechnung) und Durchführung weiterer Studien zu ACS und/oder Aufmerksamkeit, die dann möglichst mit einer größeren Stichprobe durchgeführt werden sollten.

Stand:

28.09.2016

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • BG Unfallkrankenhaus Hamburg
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

-Verschiedenes-

Schlagworte:

Rehabilitation

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Elektrosynchronisation, Gehirn, Aufmerksamkeitsstörungen, Hirnschädigung, Trauma