Regionale Unfallschwerpunkte im Bereich der Schulen und Betriebe - Analyse, Ursachenforschung und Präventionsansätze

Projekt-Nr. FF-FP 0330

Status:

abgeschlossen 07/2015

Zielsetzung:

Die Statistiken zum Unfallgeschehen im Bereich der Schulen und der Betriebe verweisen seit vielen Jahren auf sehr markante Differenzen, die sich bei einer Betrachtung der 1000-Versicherten-Quoten im "regionalen Vergleich" der Bundesländer ergeben. Nach Vorüberlegungen der Präventionsleiter-Konferenz, des Projektbeirats, der AG Schule und AG Betriebe der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung e. V. (DGUV) haben die auf eine langjährige und ausgewiesene Erfahrung im Bereich der Sicherheits- und Gesundheitsförderung zurückblickenden Projektleiter den betreffenden Gremien ein differenziertes Untersuchungskonzept sowohl für den Bereich der Schulen als auch für den Bereich der Betriebe vorgelegt, auf dessen Basis die zugrunde liegenden Faktoren und Bedingungen für die großen regionalen Unterschiede im Unfallgeschehen untersucht und erklärt werden.

Aktivitäten/Methoden:

In beiden Teilprojekten sollen Mehrebenenanalysen durchgeführt werden, die über eine Untersuchung der jeweiligen Meldewege und vorliegenden Primärdatensätze hinaus für den Bereich der Schulen eine geographische Korrelationsanalyse, die stratifizierte Betrachtung hoch- bzw. geringbelasteter Schulen und ausgesuchte Ländervergleiche beinhalten. Für den Bereich der Betriebe sollen mittels einer randomisierten Telefonbefragung relevante soziodemografische, betriebs- und arbeitsplatzbezogene Merkmale eruiert werden, die zur Lösung der Ausgangsfragen beitragen. Darüber hinaus waren mittels Interviews in Regionaldirektionen der Unfallkassen Unterschiede in Bezug auf Meldewege und das Meldeverhalten zu ermitteln. Beide Teilvorhaben beinhalten eine stringente Bezugnahme auf anschließende effiziente Präventionsstrategien.

Ergebnisse:

Es liegen Ergebnisse dazu vor, wie Schulen mit ihren Unfällen intern "umgehen", d. h. wie Unfälle "behandelt" und Unfallanzeigen ausgefüllt werden, welche Rolle dabei Schulsanitätsdienste, das Sekretariat oder die unterrichtende Lehrkraft spielen, inwieweit schulintern das Unfallgeschehen anschließend aufbereitet und im Kollegium besprochen wird. Erstmals ist auch bekannt, in welchem Umfang die in den Schulen dokumentierten und die bei den Unfallkassen registrierten Unfälle divergieren und welche Informationen die Schulleitungen von den Unfallkassen wünschen.

Die Auswertung von rund 3 Mio. Datensätzen (Jahre 2009 und 2010) bestätigt im Grundsatz die in den Geschäftsberichten der Unfallkassen und in den Publikationen der DGUV kontinuierlich berichteten regionalen Unterschiede für die Allgemeinbildenden Schulen. Für die Kindertagesstätten, in Teilen auch für die Hochschulen und Grundschulen zeigen sich jedoch andere Unfallprofile, sodass die bestehenden Annahmen zum Vorliegen eines Ost-Süd-Gefälles künftig differenziert werden müssen. Bei der Betrachtung des Wegeunfallgeschehens der weiterführenden Allgemeinbildenden Schulen korrelieren die Einwohnerdichte (je km² Siedlungs- und Verkehrsfläche) und die damit zusammenhängenden höheren Schuldichten und kürzeren Schulwege negativ mit der Höhe der Gesamtunfallraten. Für die Allgemeinbildenden Schulen konnte für fünf Bundesländer gezeigt werden, dass die Zunahme des Ganztagsanteils von besonderer Relevanz für den Anstieg der Gesamtunfallquote ist.

Die aus Sicht der Geschäftsberichte großen Differenzen in den Unfallraten der Allgemeinbildenden Schulen in Bayern (2009: 101,4), in NRW (2009: 125) und in Thüringen (161,6) würden sich markant verringern, wenn

  • der bisher sehr stark differierende Umfang des schulischen Ganztags,
  • die unterschiedliche Zahl der Schultage bzw. der Ferien- und Feiertage,
  • der divergierende Umfang der schulischen Betreuungsangebote in den Schulferien sowie
  • Art und Umfang des Schulsports in den weiterführenden Schulen

in der Bildungsrealität der drei Bundesländer in etwa "gleich" wäre. Auch die stark divergierenden Unfallraten zwischen den Ländern Hessen (112,0) und Berlin (142,3) lägen enger beieinander, wenn die Zahl der Schultage und der Ganztagsanteil ähnliche Umfänge besäßen. Dennoch bleiben bei Berücksichtigung dieser Faktoren immer noch markante, wenn auch nicht mehr ganz so große "regionale Unterschiede" zwischen den Bundesländern bestehen.

Weiterführenden Schulen mit auffälligem Unfallgeschehen wird das Konzept der "Selbstevaluation des schulischen bzw. schulsportlichen Unfallgeschehens" nahegelegt. Für Städte und Kreise, die weit überdurchschnittlich hohe Unfallraten aufweisen, sollten mit Unterstützung der Schülerunfallversicherungen empirisch fundierte "Bilanzen zum Unfallgeschehen" durchgeführt und die Ergebnisse als Ausgangspunkt für koordinierte Maßnahmen der Unfallprävention und Sicherheitsförderung verwendet werden. Auf der Ebene der einzelnen Bundesländer wird die Entwicklung gezielter landesweiter Handlungsprogramme im Bereich des Schulsports empfohlen, die auf Formen der Selbstevaluation basieren und aus denen "Handreichungen neuer Art" zur Stärkung der schulischen Sicherheitsförderung hervorgehen.

Ergebnisse zum Teilprojekt "Betriebe" finden sich unter den nebenstehenden Links.

Stand:

11.01.2017

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Bergische Universität Wuppertal
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Gefahrstoffe, Gestaltung von Arbeit und Technik

Schlagworte:

Epidemiologie, Prävention

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Gestaltung von Unterricht und Schule, regionale Unterschiede im Unfallgeschehen, Ursachenforschung, expositionszeitbezogener Risikofaktor, Unfallgeschehen in der Schule, Unfallgeschehen im Schulsport, Sicherheitsförderung, Unfallgeschehen in Betrieben, Meldewege und Meldeverhalten