Müdigkeit und Verkehrssicherheit - Entwicklung und Bewertung von neuen Instrumenten für die betriebliche Präventionsarbeit der Berufsgenossenschaften

Projekt-Nr. FFFP 0227

Status:

abgeschlossen 12/2005

Zielsetzung:

Ziel dieses auf zwei Jahre angelegten Modellprojekts (2004 bis 2005) war die Entwicklung und Evaluierung eines betrieblichen Alertness-Managements für Lkw-Fuhrparks. Projektpartner waren der Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften (HVBG), einzelne Berufsgenossenschaften, der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR), Transport Operations der Fordwerke GmbH in Köln und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Dem Alertness-Management-Programm des DLR lag das Konzept eines ganzheitlichen Ansatzes zugrunde. Die Umsetzung des Modellprojekts beinhaltete nicht nur die Ausbildung von Lkw-Fahrern im Alertness-Management mit dem Trainingsprogramm SAFE-T, sondern auch die Beratung und Schulung von Fuhrparkleitung, Disponenten und Tourenplanern bei der Optimierung von Einsatzplänen unter Müdigkeitsgesichtspunkten. Dafür wurde das Computerprogramm Alert zur Müdigkeitsvorhersage an den Fuhrpark angepasst.

Aktivitäten/Methoden:

In der ersten Projektphase wurde das SAFE-Training durchgeführt. Dies beinhaltete eine Vor- und Nachbereitungsstunde sowie zwei Trainingseinheiten zu müdigkeitsbezogenen Themen wie persönliche Müdigkeitsanzeichen, Ursachen von Müdigkeit, günstige und ungünstige Bewältigungsstrategien, Schlafstörungen und deren Behandlung, Einschlaftipps, Möglichkeiten zum besseren Umgang mit Schichtarbeit unter Einbeziehung der Familie sowie allgemeine Gesundheitstipps. Das Computerprogramm Alert wurde unterstützend eingesetzt, um anschaulich die Auswirkungen von zu wenig Schlaf, langen Arbeits- und kurzen Ruhezeiten, nächtlichem Arbeiten und Pausen auf die Müdigkeit zu verdeutlichen.

In der zweiten Projektphase wurden Fuhrparkleitung und Tourenplaner im Alertness-Management geschult. Mit Unterstützung des Computerprogramms Alert wurde gezeigt, wie man Schwachstellen der Dienstpläne im Hinblick auf Sekundenschlafrisiko aufdecken kann. Dazu wurden Optimierungsmöglichkeiten aufgezeigt.

Ergebnisse:

Insgesamt haben 58 männliche Lkw-Fahrer auf freiwilliger Basis an dem Modellprojekt teilgenommen. In einem Vorher-Nachher-Vergleich mit Trainingsgruppe (N=29) und Kontrollgruppe (N=29) wurden die kurz- und mittelfristige Effektivität des Trainings mit Fragebögen sowie Schlaf- und Müdigkeitstagebüchern überprüft. Die Auswertung der Daten hat gezeigt, dass das SAFE-Training bei den Berufskraftfahrern statistisch signifikante Verbesserungen sowohl im Wissen zu Grundlagen von Müdigkeit, Schlaf und Schichtarbeit als auch der Fähigkeiten im Alertness-Management mit sich brachte. Die Fahrer schätzten ihre Kompetenz im Umgang mit Müdigkeit besser ein und gaben an, das Erlernte in ihrem Alltag weiter anwenden zu wollen. Durch das Training hatte die Müdigkeit während Nachtschichten statistisch signifikant abgenommen und der Schlaf zwischen den Nachtschichten hatte sich tendenziell verlängert. Um die Nachhaltigkeit der Trainingseffekte zu gewährleisten, ist ein Auffrischungstraining unumgänglich.

Das Projekt konnte im geplanten Zeit- und Finanzrahmen abgeschlossen werden.

Die Ergebnisse, die im Rahmen dieses Modellprojekts mit dem Lkw-Fuhrpark der Fa. Ford gewonnen wurden, können die Basis für eine flächendeckende Einführung von Alertness-Management durch die Berufsgenossenschaften in den von ihnen betreuten Lkw-Fuhrparks bilden. Die Kooperationspartner haben nach Projektabschluss das Fahrertraining SAFE-T mit dem dazugehörigen Trainerleitfaden für die Einführung des validierten Alertness-Managements in Lkw-Flotten sowie das angepasste Computerprogramm Alert zur Müdigkeitsvorhersage erhalten.

Nach dem erfolgreichen Projektabschluss bietet sich nun die Möglichkeit, das Alertness-Management-Programm für Lkw-Flotten im Rahmen weiterführender Projekte auch auf andere Verkehrsbereiche (z. B. öffentlicher Nahverkehr, Bahnen, Taxen, Flotten, Schiffe) zu übertragen.

Veröffentlichungen:

Thoren, C. ten: Wach am Steuer. Ecomed, Landsberg/Lech 2006

Thoren, C. ten: Wach am Steuer - Referenten-Paket. Ecomed, Landsberg/Lech 2006

Stand:

22.11.2006

Projekt

Gefördert durch:
  • Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften (HVBG)
  • Deutscher Verkehrssicherheitsrat (DVR)
Projektdurchführung:
  • Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin, Köln
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Gestaltung von Arbeit und Technik, Mechanische Gefährdungen

Schlagworte:

Unfallgefahr, Transport und Verkehr, Gesundheits- und Sicherheitsmanagement

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Verkehrssicherheit, Fahrermüdigkeit