Mikrobiologische Untersuchungen in Textilbetrieben

Projekt-Nr. BIA 7006

Status:

abgeschlossen 12/1999

Zielsetzung:

Bei der Verarbeitung von Naturfasern (Pflanzenfasern, Tierhaare) können daran anhaftende Verunreinigungen (Schimmelpilze, Bakterien, Endotoxine, d.h. Zellwandbestandteile gram-negativer Bakterien) in die Atemluft der Beschäftigten gelangen und dort zu Allergisierungen oder Irritationen der Atemwege und der Lunge führen. Gemäß BiostoffV (Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen) ist der Arbeitgeber im Falle des Umganges mit sog. biologischen Arbeitsstoffen zur Durchführung einer Gefährdungsbeurteilung verpflichtet.

Aktivitäten/Methoden:

Die Textil- und Bekleidungs-Berufsgenossenschaft führte in Zusammenarbeit mit dem Berufsgenossenschaftlichen Institut für Arbeitssicherheit - BIA von 1995 bis 1999 in 35 Textilbetrieben mikrobiologische Untersuchungen der Raumluft am Arbeitsplatz sowie der Raumlufttechnischen Anlagen (RLTA) und der jeweils verwendeten Rohmaterialien durch, um ihren Versicherten bei der Gefährdungsbeurteilung Hilfestellung leisten zu können. Es wurden sowohl Betriebe mit verschiedenen Fertigungsverfahren (Spinnereien, Vliesfertigung, Garnverarbeitung, Webereien) als auch die Verarbeitung unterschiedlicher Rohmaterialien (Naturfasern pflanzlicher und tierischer Herkunft, synthetische Fasern, Fasermischungen) untersucht. Durch die Textil- und Bekleidungs-Berufsgenossenschaft wurden die technischen Daten, die Angaben zum Fertigungsverfahren bzw. zum verwendeten Rohmaterial und die Funktion der RLTA erfasst. Gleichzeitig bestimmte das BIA die Konzentrationen von Schimmelpilzen, Bakterien und Endotoxinen in der Raumluft und untersuchte die Keimbelastung der Raumlufttechnischen Anlagen anhand von Befeuchterwasser- und Abklatschproben. Die mikrobiologischen Verfahren wurden entsprechend der TRBA 430 (Verfahren zur Bestimmung der Schimmelpilzkonzentration in der Luft am Arbeitsplatz) bzw. den Vorgaben in der BIA-Arbeitsmappe (Ziffern 9430 und 9450) angewandt.

Ergebnisse:

Starke Schwankungen der Keimkonzentrationen in der Raumluft waren in einzelnen Sparten überwiegend auf unterschiedliche Fertigungsverfahren und Rohmaterialien zurückzuführen. In Firmen, die synthetische Fasern oder Fasermischungen verarbeiten, lagen die Keimkonzentrationen in der Luft am Arbeitsplatz häufig in derselben Größenordnung wie in der Umgebungsluft. Auch bei Verwendung von vorgereinigter und gefärbter Wolle wurden vergleichsweise geringe Keimkonzentrationen verzeichnet. Hohe Konzentrationen an Bakterien und Endotoxinen wurden insbesondere bei der Verarbeitung von Naturfasern wie Baumwolle, Seide oder Tierhaaren (je nach Herkunft und Vorbehandlung der Materialien) oder bei mangelnder Wartung der RLTA festgestellt. Die Schimmelpilzgehalte lagen bis auf wenige Ausnahmen in der Größenordnung der Außenluftwerte. Qualitative Untersuchungen des Befeuchterwassers der RLTA ergaben, dass die jeweils vorhandenen Organismen in der Regel den Risikogruppen 1 und 2 zuzuordnen waren. Das bedeutet, dass es sich dabei um Keime handelte, die entweder keine Krankheiten hervorrufen oder solche Infektionen verursachen, gegen die eine wirksame Vorbeugung oder Behandlung möglich ist. Legionellen wurden bei diesen Untersuchungen nicht festgestellt. Am Beispiel der Baumwollspinnereien konnte eine Abnahme der mikrobiellen Belastung mit Fortschreiten des Fertigungsprozesses aufgrund der zunehmenden Reinigung des Produktes aufgezeigt werden. Während die Verarbeitung von synthetischen Fasern hinsichtlich einer Belastung mit biologischen Arbeitsstoffen als unbedenklich erscheint, werden für die Verarbeitung von Naturfasern verschiedene Schutzmaßnahmen empfohlen. Auf der Basis dieser ersten Untersuchungen ist geplant, durch weitere Messungen die brancheüblichen und verfahrenspezifischen Belastungen durch Keime und Endotoxine zu erfassen und ein Expositionskataster zu erstellen.

Veröffentlichungen:

Kraus, G.: Luftkeime und Endotoxine in der Textilindustrie. Der Sicherheitsschirm (2000) Nr. 1, S. 24-27

Weitere Informationen:

Stand:

23.01.2001

Projekt

Gefördert durch:
  • Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften (HVBG)
Projektdurchführung:
  • Berufsgenossenschaftliches Institut für Arbeitssicherheit - BIA
  • Textil- und Bekleidungs-Berufsgenossenschaft
Branche(n):

Leder/Textil/Bekleidung

Gefährdungsart(en):

Biologische Arbeitsstoffe

Schlagworte:

Arbeitsumwelt (Belastungen, Gefährdungen, Expositionen, Risiken), Biologische Arbeitsstoffe, Gefährdungsbeurteilung

Weitere Schlagworte zum Projekt:

mikrobiologische Untersuchungen, Textilbetriebe, Fertigungsverfahren, Rohmaterialien, Exposition, biologische Arbeitsstoffe

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