Untersuchung von OP-Mund-/Nasenschutzprodukten nach Kriterien für Atemschutzgeräte

Projekt-Nr. BGIA 3102

Status:

abgeschlossen 12/2006

Zielsetzung:

In vielen Bereichen des Gesundheitswesens werden in der täglichen Praxis OP-Mund-Nasenschutz-Produkte (OP-MNS) nicht nur zum Schutz des Patienten eingesetzt, sondern häufig auch zum Schutz der Atemwege des Behandelnden gegen infektiöse Keime, die vom Patienten herrühren. Ob sie auch für den Atemschutz geeignet sind, sollten einschlägige Prüfungen nach standardisierten Anforderungen zeigen. Eine bereits 1995 im Berufsgenossenschaftlichen Institut für Arbeitsschutz - BGIA durchgeführte Studie an elf verschiedenen Typen von OP-MNS-Produkten wurde nach dem Auftreten bisher für den Menschen neuartiger Infektionserreger (SARS) aktualisiert, um den derzeitigen Stand der Technik zu ermitteln.

Aktivitäten/Methoden:

In Anlehnung an die Norm DIN EN 149 "Atemschutzgeräte - Filtrierende Halbmasken zum Schutz gegen Partikeln - Anforderungen, Prüfung, Kennzeichnung" wurden drei zur Beurteilung der Schutzwirkung signifikante Prüfungen in Dreifachbestimmung an 16 verschiedenen, willkürlich ausgewählten markttypischen Produkten durchgeführt. Neben der Ermittlung des Atemwiderstandes wurden die Gesamtleckage und der Filtermaterial-Durchlassgrad zur Beurteilung des potenziellen Eintrages von Gefahrstoffen bzw. Krankheitserregern gemessen. Mehr als 99 % der NaCl-Partikeln des nach der Norm DIN EN 143 "Atemschutzgeräte - Partikelfilter - Anforderungen, Prüfung, Kennzeichnung" eingesetzten Kochsalz-Prüfaerosols sind kleiner als 1 µm und ca. 70 % kleiner als 0,1 µm. Damit wird der Größenbereich als worst case von isolierten Viren (ca. 0,01 µm bis 0,3 µm) annähernd und der Bereich der größten Durchlässigkeit solcher Filtermedien vollständig abgedeckt. Der Filtermaterial-Durchlassgrad bei 95 l/min kontinuierlichem Volumenstrom bildet als worst case den wahrscheinlich maximal kurzzeitig auftretenden Spitzenvolumenstrom ab. Der zusätzlich bei 30 l/min konstantem Volumenstrom ermittelte Durchlassgrad des Filtermaterials entspricht dem Mittelwert über die Einatemphase einer zu erwartenden Veratmung der Probanden bei leichter bis mittelschwerer körperlicher Tätigkeit und sollte Informationen zur Abschätzung der Gesichtsleckage, die in grober Nährung als Differenz von Gesamtleckage und Materialdurchlassgrad angenommen werden kann, zugänglich machen.

Ergebnisse:

Nach der Messung der Gesamtleckage als Maß für die effektive Schutzleistung unter standardisierten Tragebedingungen erfüllen zwölf der 16 Produkte nicht einmal die Anforderung an Partikel filtrierende Halbmasken mit dem niedrigsten Schutzniveau FFP1. Vier Produkte erfüllen diesbezüglich die Anforderungen an Atemschutzgeräte nach DIN EN 149; davon haben drei eine Schutzwirkung entsprechend dem FFP1-Typ (maximale Gesamtleckage 22 %) und eine sogar die des Typs FFP3 mit 2 % maximal zulässiger Gesamtleckage. Ein vergleichbares Bild zeigt sich bei der Messung des Filtermaterial-Durchlassgrades bei gefordertem Volumenstrom von 95 l/min. Zwölf Produkte liegen mit Werten zwischen 22 und 95 % Penetration außerhalb des zulässigen Normbereiches. Lediglich drei MNS erfüllen die Stufe FFP1 (maximal 22 %) und eine erreicht die Leistungsstufe FFP2 (maximal 6 %). Insgesamt verbleiben nur drei von den je vier MNS, die die Anforderungen sowohl an die Leckage als auch an den Filterdurchlassgrad für einen Normtyp gleichermaßen erfüllen. Die normativen Anforderungen an den maximal zulässigen Druckabfall über das Filtermaterial als wesentlichen Beitrag zum Ein- bzw. Ausatemwiderstand stellen keine Hürde für den Großteil der MNS dar.

Aus den Ergebnissen lässt sich ableiten, dass die durch den Dichtsitz verursachte Verpassungsleckage als Beitrag zur Gesamtleckage umso bedeutsamer wird, je leistungsfähiger das Filtermaterial ist. In gleicher Weise wird der Einfluss der Partikelgrößenverteilung auf das Gesamtleistungsvermögen des Atemschutzes immer unwichtiger. So ist bei Produkten mit ausreichend guten Filtrationseigenschaften des Materials nahezu ausschließlich die Verpassungsleckage bestimmend. Die Diskussion von Größe und Art der Partikel wird in diesem Zusammenhang bedeutungslos. Filterwiderstand des Materials, Form und Flexibilität eines MNS sowie die Anpassung (Fit) an das Gesicht des Trägers sind die für die Verpassungsleckage entscheidenden Faktoren.

Insgesamt bestätigt die aktualisierte Überprüfung der medizinischen Mund-/Nasenschutzprodukte nach Atemschutzanforderungen das Ergebnis der Untersuchung von 1995.

Weitere Informationen:

Stand:

20.04.2007

Projekt

Gefördert durch:
  • Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften (HVBG)
Projektdurchführung:
  • Berufsgenossenschaftliches Institut für Arbeitsschutz - BGIA
Branche(n):

Gesundheitswesen

Gefährdungsart(en):

Biologische Arbeitsstoffe, Gefahrstoffe

Schlagworte:

Biologische Arbeitsstoffe, Persönliche Schutzausrüstung

Weitere Schlagworte zum Projekt:

OP-Mund-Nasenschutz-Produkte, Atemschutzgerät, Infektionserreger, filtrierende Halbmasken, neuartige Infektionserreger

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