Entwicklung eines dynamischen Standsicherheitstest für Gegengewichtsstapler unter 10 t Tragkraft

Status:

abgeschlossen 09/2008

Zielsetzung:

- Erhöhung der Arbeitssicherheit von Gegengewichtstaplern unter Erhaltung einer hohen Umschlagsleistung
- Entwicklung eines neuen Normtests zum experimentellen Nachweis der dynamischen Standsicherheit
- Entwicklung eines Referenz-Simulationsmodells zur Berechnung der dynamischen Standsicherheit

Aktivitäten/Methoden:

- Analyse der betrieblichen Praxis und des Unfallgeschehens durch Recherche vor Ort
- Bestimmung des aktuellen Standes der Technik
- Experimentelle Untersuchung der Stapler-Querdynamik
- Entwicklung eines Testentwurfs als Grundlage für eine neue Norm
- Entwicklung eines Stapler-Simulationsmodells als Referenz für die Hersteller zur Berechnung der Standsicherheit von aktuellen und in der Entwicklung befindlicher neuer Geräte

Ergebnisse:

Im Rahmen des Gemeinschaftsforschungsprojektes wurde eine Prüfmethode entwickelt, mit deren Hilfe die dynamische seitliche Standsicherheit von Gabelstaplern besser abgebildet bzw. geprüft werden kann als durch die bestehenden statischen Standsicherheitstests nach ISO 22915-2. Unter dem Fokus der Praxisrelevanz und möglichst geringen Aufwands wurde ein geeignetes dynamisches Testmanöver erstellt. Mithilfe des neuen experimentellen Tests lässt sich die dynamische seitliche Standsicherheit von Gegengewichtstaplern anhand einer Kennzahl aussagekräftig bewerten. Zudem kann die Wirksamkeit von Fahrerassistenzsystemen zur Reduzierung der Kippgefahr geprüft werden.
Zur Entwicklung des Tests wurden sowohl verfügbare Unfallberichte als auch betriebliche Einsatzbedingungen hinsichtlich möglicher Ursachen für seitliche Kippunfälle analysiert. Unter Berücksichtigung des aktuellen Stands der Technik wurde die Fahrdynamik von Gabelstaplern durch umfassende Fahrversuche hinsichtlich der seitlichen Standsicherheit untersucht. Als relevantes und aufschlussreiches Fahrmanöver wurde ein Abbiegemanöver aus schneller Vorwärtsfahrt ohne Last bestimmt. Als Abbildung dieses geeigneten Manövers wurde der so genannte "L-Test" entwickelt.
Zusätzlich zum bestimmungsgemäßen Betrieb von Gabelstaplern sollte in der Testentwicklung ein vorhersehbarer Fehlgebrauch berücksichtigt werden. Dieser wurde durch das Rangieren mit angehobener Nennlast betrachtet. Im Rahmen praxisnaher Rangiermanöver konnte jedoch kein aussagekräftiges geeignetes, ergänzendes Testmanöver bestimmt werden. Ferner ist die Einbringung der angehobenen Nennlast in ein hochdynamisches Testmanöver aus Sicherheitsgründen nicht zu empfehlen. Als Folge sieht der aktuelle Stand der Umsetzung der Forschungsergebnisse in der Normungsarbeit die Erhaltung der Stabilität bei angehobener Last als konstruktive Anforderung für die Hersteller der Fahrzeuge vor. Eine sinnvolle Möglichkeit zur Abdeckung dieser Anforderung ist ein Fahrerassistenzsystem, welches die maximale Fahrgeschwindigkeit in Abhängigkeit von Lenkwinkel und Hubhöhe beeinflusst.
Die Entwicklung des Testmanövers erfolgte in Kooperation mit dem Institut National de Recherche et de Sécurité (INRS) in Nancy. Die zugehörige Testspezifikation wurde durch regelmäßige Einbringung von Zwischenergebnissen der Forschungsarbeit in das europäische Normungsgremium CEN/TC150/WG11 erstellt. Zum Zeitpunkt des Projektabschlusses war die Testprozedur in Layout, Ablauf und Testkriterien in einem Normentwurf festgelegt. Anforderungen zum Bestehen des Tests konnten mithilfe der Erkenntnisse aus allen durchgeführten Versuchsfahrten bei Herstellern, INRS und HSU vorläufig definiert werden. Zur sinnvollen Festlegung dieser Anforderungen ist weitere Testerfahrung mit verschiedenen Fahrzeugen, insbesondere mit Sonderbauformen und ungünstigen Ausführungsvarianten, nötig.

Stand: