Evaluierte Prognosen für berufsgenossenschaftliche Heilverfahren auf der Grundlage somatischer, psychologischer und sozialer Faktoren

Projekt-Nr. FF-FR 0095

Status:

abgeschlossen 04/2010

Zielsetzung:

Eine neue, integrierende Konzeption aus medizinischen, psychologischen und sozialen Faktoren soll wissenschaftlich geprüfte Evaluationen, Prognosen und Qualitätssicherungen im berufsgenossenschaftlichen Heilverfahren ermöglichen.

Aktivitäten/Methoden:

Fünf Module:
- Vorbereitung und Startkoordination
- Datenerhebung und Evaluation
- Datenerhebung: Katamnesen
- Datenanalysen und Erstellung eines Prognosemodells
- Ergebnisdarstellung

Ergebnisse:

Die in der Zeit vom 01.09.2006 bis 30.04.2010 an der BG Unfallklinik Ludwigshafen durchgeführte Forschungsstudie hatte die Zielsetzung eine integrierende, evaluierte Befundaufnahme (IST-Zustand) von medizinischen, psychologischen und sozialen Faktoren zu erstellen, die als Grundlage für Prognosen über Erfolg oder Misslingen von unfallchirurgischen Reha-Maßnahmen in Berufgenossenschaftlichen Heilverfahren dienen konnte.
Dadurch sollte eine Optimierung des Monitoring der Heilverfahren durch rechtzeitige Steuerung und Interventionen des Reha-Prozesses nach Maßgabe seiner vorhergesagten Ergebnisse erreicht werden. Angestrebt wurde eine erfolgreichere Reha-Abwicklung und damit einhergehend eine Minderung der finanziellen Aufwendungen.
Die untersuchte Stichprobe umfasste N=108 Patienten. Von den ärztlichen, ergo- und physiotherapeutischen, psychologischen und im Sozialdienst tätigen Fachvertretern eines Reha-Abklärungs-Teams wurden umfängliche Merkmalslisten konzipiert mit denen Detailinformationen über den Status quo der Patienten dokumentiert werden konnten.
Zusammen mit standardisierten psychologischen Skalen, auf denen sich die Patienten selbst eingestuft hatten, konnte eine umfassende Mehrebenenbetrachtung realisiert werden. Das breite Merkmalsspektrum erforderte allerdings eine nach inhaltlichen, psychometrischen, wissenschaftstheoretischen und praktischen Kriterien ausgerichtete Variablenreduktion, um ein noch vertretbares Verhältnis von Patientenfallzahlen und untersuchten Merkmalen für weiterführende statistische Analysen zu gewährleisten. Indexbildungen und zu Gesamtscores agglutinierte Daten ermöglichten die Konzentration auf verwendbare Kernvariablen.
Prognosen erlangen eine Steigerung ihrer Güte, wenn Zufallseffekte zu Gunsten von systematischen Einflussfaktoren reduziert werden können. Durch computergestützte Disaggregation der Gesamtstichprobe (Clusteranalyse) in drei Patientengruppen - "Unauffällige", "psycho-sozial hoch Belastete", "Widerstandsfähige" konnte die Vorhersagewertigkeit für zwei der drei Gruppen (bei Ausfall einer Gruppe wegen zu geringer Besetzungszahl) deutlich gesteigert werden.
Katamnestisch erhobene Daten informierten über die Zufriedenheit mit den empfohlenen Reha-Maßnahmen und deren Erfolg (Indexbildung) aus der Sicht der BG-Sachbearbeiter/Reha-Manager und der Patienten. Daraus ergaben sich zwei Urteilsebenen (Zielkriterien) für die Konstruktion der formalen Vorhersagemodelle, die durch die Aufteilung in drei Stichprobenkonstellationen (alle Patienten, zwei analysierbare Gruppen) zu insgesamt sechs Prognosemodellen führten. Ein daraus gebildeter Satz von prognosetauglichen Merkmalen umfasste medizinische, psychologische und soziale Komponenten wie beispielsweise: Schmerzintensität, Depressionsneigung, Motivation und Leistung, günstiges Arbeitsumfeld, Ausmaß von Einschränkungen im Berufs- und Privatleben. Darüber hinaus konnten mit Diskriminanzanalysen Merkmalskomplexe gefunden werden, die es erlauben, nicht-erfolgreich von erfolgreich eingeschätzten Reha-Prozessen zu unterscheiden. Sehr positiv verlief auch die Vorhersage des Einzelerfolgskriteriums Wiedererlangung der Arbeitsfähigkeit durch Prädiktoren, die sich in den formalen Prognosemodellen bewährt hatten.
Aufgrund einer gegenüber der im Forschungsantrag deutlich geminderten und trotz vielfältiger Akquisitionsbemühungen nicht zu steigernder Patientenzahl (N = 108) konnten nicht alle Ziele des Forschungsprojektes realisiert werden. Insbesondere der Geltungsbereich der Resultate muss als eingeschränkt gelten, sodass die Forschungsstudie insgesamt zwar eine strukturierte aber für direkte Übernahmen von Handlungskonsequenzen in die unfallchirurgische Reha-Alltagspraxis noch nicht hinreichende empirische Basis liefern konnte. Die Erkenntnisse aus der Forschungsstudie reichten aber aus, um Ansätze für weitere Forschungsarbeiten und Beziehungen zu möglichen Monitoring-Strategien aufzeigen zu können.

Stand:

29.03.2011

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • BG-Unfallklinik Ludwigshafen
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Arbeitsbedingte Erkrankungen

Schlagworte:

Evaluation, Rehabilitation

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Evaluation, Heilverfahren, somatisch, psychologisch, sozial