Auswirkung sauerstoffreduzierter Atmosphäre im Brandschutz auf die Gesundheit der Beschäftigten

Projekt-Nr. FF-FP 0224

Status:

abgeschlossen 01/2010

Zielsetzung:

Untersuchung zur Auswirkung von beruflichem Aufenthalt in sauerstoffreduzierter Atmosphäre (bis 13 Vol.-%) auf das Auftreten akuter und chronischer Beschwerden und Erkrankungen.
Es soll ein umfassendes Bild der gesundheitlichen Auswirkung von beruflichem Aufenthalt in normobarer Hypoxie auf die Beschäftigten und von den realen Arbeitsbedingungen erstellt werden und dabei Verzerrungen durch Selektion (insbesondere "healthy worker effect") minimiert werden.

Aktivitäten/Methoden:

Dazu sollen in einer Kohortenstudie alle exponierten Beschäftigen repräsentativ ausgewählter Betriebe und eine entsprechende Anzahl nicht exponierter Vergleichspersonen derselben Betriebe über den Zeitraum von etwa einem Jahr untersucht werden. Eine Totalerfassung aller im Untersuchungszeitraum neu in Betrieb gehenden Anlagen in Deutschland wird angestrebt. Die geplante Fallzahl bei Einschluss liegt bei 600 Exponierten und 600 Kontrollen. Während der ersten zwei Jahre werden nur Brandschutzanlagen mit Sauerstoffkonzentrationen zwischen 17 und 15 Vol.-% berücksichtigt, in Abhängigkeit von den Ergebnissen dann im dritten Jahr ggf. auch Anlagen mit Sauer-stoffkonzentrationen bis 13 Vol.-%. Zielgrößen sind die Veränderung des Gesundheitszustandes von der Eingangsuntersuchung bis zur Abschlussuntersuchung und die Inzidenz von Beschwerden (insbesondere akute Höhenkrankheit) sowie von Erkrankungen, insbesondere kardiovaskulären und zerebralen Ereignissen. Die Auswertung wird als Kohortenstudie (Vergleich der Inzidenzen zwischen Exponierten und Nicht-Exponierten) und als Case-Crossover-Studie durchgeführt.

Ergebnisse:

Die meisten Exponierten hatten bei Aufnahme in die Kohorte bereits im Mittel zwei Jahre Vorerfahrung mit Arbeit in sauerstoffreduzierter Atmosphäre; 43 Personen betraten die Arbeitsbereiche erstmals nach Aufnahme in die Kohorte. Circa 2/3 der Exponierten arbeitete in Räumen mit einer Sauerstoffkonzentration von 15 Vol.-% oder höher, ca. 1/3 arbeitete in Bereichen mit zwischen 13 und 15 Vol.-% Sauerstoff. Fast 95 % der Exponierten hatten im Durchschnitt Aufenthaltszeiten von weniger als einer Stunde pro Aufenthalt. Exponierte und Kontrollen entsprachen sich in den meisten Merkmalen; insbesondere die betrieblichen Kontrollen unterschieden sich nur geringfügig von ihren exponierten Kollegen. Die Unterschiede zwischen den Exponierten und Kontrollen wurden in den Analysen mathematisch ausgeglichen ("adjustiert").
Weder in der täglichen Befragung im ersten Monat noch in den monatlichen Befragungen in den weiteren elf Monaten bzw. der Abschlussuntersuchung gab es eine Überhäufigkeit von Beschwerden oder Erkrankungen in Zusammenhang mit der Arbeit in sauerstoffreduzierter Atmosphäre; tendenziell waren gerade die "hypoxietypischen" Beschwerden bei den Exponierten geringer ausgeprägt. Neu Exponierte unterschieden sich im Beschwerde- und Erkrankungsmuster nicht von solchen, die vor Aufnahme in die Studie schon exponiert gewesen waren; ein healthy worker effect ist nicht anzunehmen.
Innerhalb der Exponierten hatten - laut Tagebuchangaben - Personen bei Arbeit in sauerstoffreduzierter Atmosphäre in niedrigeren Sauerstoffkonzentrationen (< 15 Vol.-%) bei gleichzeitiger körperlicher Anforderungen häufiger kardiopulmonale Beschwerden (Luftnot, Herzklopfen, Druck auf der Brust), ebenso bei zusätzlichen Umgebungsbelastungen. Umgebungsbelastungen und Schichtarbeit erhöhten auch das Risiko für Höhenbeschwerden (Kopfschmerz, Schwindel, Müdigkeit, Übelkeit). Aus den monatlichen Angaben ergaben sich ähnliche Zusammenhänge.
Beschwerden, ganz überwiegend Schwindel, hatten auch 15 Personen im Laufe eines Jahres veranlasst, die sauerstoffreduzierte Atmosphäre vorübergehend zu verlassen; auch diese Personen arbeiteten vermehrt körperlich sowie in niedrigeren Sauerstoffkonzentrationen, und sie hatten vermehrt Vorerkrankungen angegeben.
Andere gesundheitliche Probleme wurden auch in der Abschlussuntersuchung von Exponierten nicht häufiger als von Kontrollen berichtet. Die Hämoglobinkonzentration lag zwar bei den Exponierten von Anfang an geringfügig höher (ca. 0,2 g/dl) als bei den Kontrollen, veränderte sich aber trotz Hypoxieexposition nicht anders als bei den Kontrollen während des Beobachtungsjahres. Der Blutdruck sank im Gesamtkollektiv - gleichsinnig bei Exponierten und Kontrollen.

Stand:

18.05.2010

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Universität München
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

ungünstige Arbeitsumgebung

Schlagworte:

Arbeitsumwelt (Belastungen, Gefährdungen, Expositionen, Risiken), Arbeitsmedizinische Vorsorge

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Sauerstoffreduzierung, Brandschutz, normobare Hypoxie