Erweiterte Auswertung der Deutschen Wirbelsäulenstudie mit dem Ziel der Ableitung geeigneter Richtwerte

Projekt-Nr. IFA 4169

Status:

abgeschlossen 06/2012

Zielsetzung:

Die veröffentlichten Ergebnisse der Deutschen Wirbelsäulenstudie (DWS) (siehe Projekte BGIA 4105 "Expositionsermittlung im Rahmen der Deutschen Wirbelsäulenstudie - EPILIFT" und BGIA 4140 "Auswertung und Interpretation von Expositionsdaten der Deutschen Wirbelsäulenstudie (DWS)" lassen den Schluss zu, dass die Risiken für bandscheibenbedingte Erkrankungen der Lendenwirbelsäule (LWS) mit kumulativen Dosismodellen besser als mit dem Mainz-Dortmunder- Dosismodell (MDD) abgebildet werden. Kumulative Dosismodelle lassen sich durch abgesenkte Richtwerte ("Schwellen") bezüglich der Tagesdosis und (gleichzeitig) der Druckkraft und (gleichzeitig) der Rumpfvorneigung sowie durch die Einbeziehung von Lastenhandhabungsarten wie Ziehen oder Schieben kennzeichnen. Eine differenziertere Auswertung der DWS-Ergebnisse sollte nun die angegebenen Parameter (Tagesdosis, Druckkraft, Rumpfneigung, Handhabungsart) getrennt voneinander variieren, um eine wissenschaftsbasierte Diskussion der Legaldefinition der Berufskrankheit Nr. 2108 BKV sowie die Ableitung geeigneter Richtwerte zu ermöglichen.

Darüber hinaus was es Ziel dieser Analyse, das in der DWS eingesetzte, umfangreiche TAD-Erhebungsinstrument sinnvoll zu reduzieren und analog zum MDD an die Belange eines in der Praxis anwendbaren Verfahrens anzupassen.

Aktivitäten/Methoden:

Im Rahmen des Verbundvorhabens FF-FB0155 "Erweiterte Auswertung der Deutschen Wirbelsäulenstudie mit dem Ziel der Ableitung geeigneter Richtwerte" der DGUV mit weiteren Forschungseinrichtungen war das IFA an einer Reanalyse der Ergebnisse der DWS beteiligt. Zu den Aufgaben des IFA zählten dabei die Hinterlegung von Druckkraftwerten und Bestimmungsgleichungen zur Abschätzung der Druckkräfte für die im TAD-Erhebungsbogen enthaltenen Belastungen.

Zu diesem Zweck sollten Regressionsgleichungen auf Grundlage der im IfADo simulierten Druckkraftwerte für die in der DWS vorkommenden Kombinationen aus Lastgewichtsmasse, Lastposition und Körperhaltung zu Beginn und Ende einer Lastenhandhabung ermittelt werden. Anschließend sollte die Anzahl dieser Gleichungen durch sinnvolle Zusammenlegung von Kombinationen reduziert werden. Bei dieser Reduktion war ständig zu prüfen, inwieweit die anhand dieser Bestimmungsformeln berechneten Tagesdosiswerte mit den entsprechenden simulierten IfADo-Werten übereinstimmen.

Zusätzlich wurde das Vorkommen relevanter Einzelbelastungen detailliert beschrieben, um eventuelle Leitbelastungen im Sinne der BK 2108 erkennen zu können.

Ergebnisse:

Als Ergebnis konnte ein Verfahren entwickelt werden, das für die Abschätzung der Bandscheiben-Druckkraft sowohl Tabellenwerte enthält (z. B. für acht Oberkörperhaltungen, Schaufelvorgänge, spezifische Tätigkeiten in Kranken- und Altenpflege) als auch einen Satz von Berechnungsformeln (Heben, Halten, Tragen von Lasten in unterschiedlichen Ausführungen) sowie modulierende Faktoren zur Berücksichtigung körperferner, asymmetrischer und einhändiger Lastenhandhabung. Eine schrittweise Reduzierung der Anzahl an Berechnungsformeln mit jeweils anschließender Validitätsprüfung führte letztendlich zu einem Satz von elf Berechnungsformeln, der eine angemessene Balance zwischen Genauigkeit und einfacher Anwendbarkeit darstellt.

Die detaillierte Beschreibung von Einzelbelastungen erfolgte für die Belastungsarten Heben, Halten, Tragen, Ziehen und Schieben von Lasten sowie für unterschiedliche Formen der Rumpfbeugung jeweils in Form von Jahres- und Tageswerten (Perzentile), jeweils getrennt für die verschiedenen Fall- und Kontrollgruppen.

Das hier entwickelte Instrument kann als wesentliche Grundlage für ein praxistaugliches Verfahren der Expositionsermittlung in zukünftigen Feststellungsverfahren zur BK 2108 angesehen werden.

Stand:

22.10.2013

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)
  • Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
  • Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund - IfADo
  • Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg, Institut für medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik
  • Evonik Industries, Institut für Epidemiologie und Risikobewertung in der Arbeitswelt
  • Regierungspräsidium Darmstadt, Abteilung Arbeitsschutz und Umwelt, Dezernat Landesgewerbearzt
  • Berufsgenossenschaft Handel und Warendistribution
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Arbeitsbedingte Erkrankungen

Schlagworte:

Berufskrankheit

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Wirbelsäule, bandscheibenbedingte Erkrankungen, BK 2108, Richtwerte, Exposition, Lastenhandhabung, Körperhaltungen, Dosismodelle

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